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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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vielen. Ich war sogar vor zwei Wochen mit ihm beim Rennen.«
    »Laurie Phelan. Ich hab dich in Flemmington mit Laurie Phelan gesehen.«
    »Genau. Ein Wirtschaftsanwalt. Warum hast du dich nicht blicken lassen?«
    »Ich wollte vermeiden, wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung angeklagt zu werden. Weißt du, wie Laurie genannt wird? Man nennt ihn Mr. Omo. Und weißt du auch warum?«
    »Ich weiß es nicht. Ich will es auch gar nicht wissen.«
    »Weil er weißer wäscht als weiß. Er wäscht Geld für Drogendealer.«
    Es folgte ein langes Schweigen.
    »Na ja«, sagte Rosa, »er hat schöne Hände.«
    »Wahrscheinlich benutzt er ein schönes Seifenpulver. Donelli's in der Smith Street, Collingwood. Sonntag, halb eins. Im Garten.«
    »Garten? Ein Garten in Collingwood? Ich glaube nicht, dass du die volle Bedeutung des Wortes Garten erfasst hast. In Collingwood gibt es keine Gärten. Restaurantgärten haben keine Wäschespinnen in der Mitte, womöglich mit riesigen großen Unterhosen und Schlüpfern und BHs, die aussehen wie Suspensorien für Elefanten.«
    »Bring Laurie Phelan nicht mit.«
    »Du Mistkerl.«
    Ich erwischte noch die letzten zehn Minuten von On This Day . Rod Pringles dichtes, glänzendes Haar fiel immer wieder über seine spöttisch hochgezogene Augenbraue, während er versuchte, dem Premier von New South Wales das Geständnis zu entlocken, dass Baugenehmigungen für Sydneys westliche Vorstädte käuflich waren.
    Der Premier war selbstbewusst, ernst und überzeugend. Dann zoomte eine Kamera von oben auf seinen schwitzenden Kopf und zeigte die transplantierten Haarpfropfen wie ein CIA-Satellit Bilder von einer Missernte in Afghanistan. Danach erschien er nicht mehr ganz so überzeugend.
    Nach einem Werbespot kam Linda ins Bild, umwerfend in Dunkelblau, die vor einem protzigen Gebäude in Sydney stand. Sie zeigte über ihre Schulter.
    Dieses Gebäude, Cumulus genannt, ist Sydneys jüngster und spektakulärster Neubau. Es ist im Besitz einer priva ten Firma, die einem der öffentlichkeitsscheusten Millionäre Australiens, Steven Levesque, gehört. Wir hören nur wenig von ihm. Gestern geriet er durch den Erwerb eines vierzig prozentigen Anteils an der Sanctum Corporation ins Ram penlicht, der am schnellsten expandierenden Baugesellschaft des Landes. Aber Mr. Levesque ist mehr als ein Geschäfts mann. Man sagt ihm nach, dass er auf höchster politischer Ebene Gehör findet.
    Im Bild erschien ein weitläufiges, minimalistisches Büro, die Kamera verweilte einen Augenblick auf einem Storrier-Gemälde, dann schwenkte sie auf einen Mann, der hinter einer hochglänzenden Tischplatte aus 300 Jahre altem Eukalyptusholz saß, ein gutaussehender Mann Mitte vierzig, tadelloser dunkelblauer Anzug, blaues Hemd, rote Krawatte, schlankes und gebräuntes Gesicht, kantiges Kinn.
    Linda eröffnete mit einem schnellen Schwinger.
    Mr. Levesque, man sagt, Sie hätten viel zu viel Einfluss auf den Premierminister und den Premier von Victoria. Wie kommt das?
    Levesque lächelte, legte den Kopf schräg, gab sich verblüfft. Sein glattes, helles Haar war ungebührlich widerspenstig, und er disziplinierte es mit langen Fingern.
    Wie kommt was?
    Woher kommt dieser allgemein verbreitete Eindruck?
    Gibt es den? Ich kann mir das wirklich nicht erklären. Der Premierminister würde mich wahrscheinlich nicht ein mal erkennen, den Premier von Victoria kenne ich schon sehr lange, aber ich sehe ihn nicht oft. Normalerweise nur in der Öffentlichkeit. Wir reden ein paar Minuten über unsere Golfsorgen. Einmal hat er mich auch wegen eines Pferdes gefragt, dessen Mitbesitzer ich war.
    Ob es gewinnen würde?
    Nein. Ihm gefiel der Name. Momus. Er wollte wissen, was er bedeutet.
    Die Kamera schwenkte auf Linda.
    Und konnten Sie es ihm sagen?
    Levesque: Hätten Sie's gekonnt?
    Linda: Seltsam, ein Pferd nach dem Gott des Spotts zu benennen, oder?
    Ein sauer verdienter Punkt für Linda. Sie lächelte, zeigte ihre hübschen Zähne. Meine Lippen kannten diese hübschen, lückenlosen Zähne. Man konnte sehen, warum sie ein echter Knüller war, warum die Medienbeilage des Sydney Morning Herald sie zum besten Interviewer im Fernsehen erklärte, warum der Sun-Herald meinte, sie sei ein echter Hingucker, der jeden zwischen den Kanälen zappenden Finger paralysierte. Mit einiger Verspätung hatte Linda endlich den beruflichen Erfolg, den sie verdiente.
    Ich verstand, dass der einzige Ort, an dem sie diesen Erfolg haben konnte, Sydney war.

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