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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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wie ich bei meinem Büro ankam. Ich war sicher, dass kein Geländewagen in der Straße gestanden hatte, als ich geparkt hatte.
    Wie hatten sie dann auf mich warten können?
    Indem sie mir gefolgt waren. Indem sie mir irgendwie auf die Spur gekommen, mir vielleicht auf meiner Fahrt zu Miles Crewe-Dixon nachgefahren und mir dann zum Büro gefolgt waren.
    Mein Blick huschte zum Rückspiegel, ich fuhr zurück durch die Stadt, die Swanston Street hoch und bog in letzter Sekunde, ohne den Blinker zu setzen, in die Tin Alley-Einfahrt der Melbourne University ein.
    Mir folgte kein Fahrzeug. Der Lotus passte genau in eine Parklücke im Halteverbot. Ich wartete fünf Minuten, beobachtete die Tin Alley: Junge Leute, einzelne ältere Menschen, niemand, der auch nur entfernt so aussah wie jemand, der ausgesandt war, um mich zu töten. Ich stieg aus und machte einen Spaziergang über den Campus, wanderte durch das alte Gemäuer der Law School, dachte an meinen Vater, der irgendwo hier meine Mutter kennengelernt hatte, an Drew und mich als Studenten, trödelte ab und zu, um zu sehen, ob jemand hinter mir war. Dann ging ich zurück zur Tin Alley, verließ den Campus und überquerte die Royal Parade, ging zur Degraves Street hoch und arbeitete mich bis zu der Gasse hinter Lyalls Haus durch, der Gasse, die zur Garage führte.
    Ein großer Müllcontainer stand im Durchgang und wartete darauf, auf die Straße gerollt zu werden. Ich sah an meinem neuen Anzug hinunter. Was für eine grauenhafte Idee. Wo kamen solche Ideen nur her?
    Ich schob den Container an die Wand, kletterte unter großen Mühen hinauf, schwang ein Bein über die Mauer.
    Lyall war in der Küche, sah mich durchs Fenster. Ihr Kopf ruckte fragend zur Seite wie bei einem Vogel. Ich vollendete meinen Aufstieg und ließ mich auf der anderen Seite ungeschickt und schmerzhaft herunterfallen. Sie öffnete die Hintertür, barfuß in Jeans und einem weißen Schulhemd, die Ärmel hochgekrempelt. Sie lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen.
    »Eine unorthodoxe Methode hereinzukommen«, sagte sie, die Andeutung eines Lächelns um die Augen, aber nicht um den Mund. »Nicht unwillkommmen, aber verwirrend.«
    Ich versuchte, die Flecken von meinen Hosen zu klopfen und sagte: »Abwechslung. Es heißt, das sei sehr wichtig für eine Beziehung. Abwechslung und Überraschung. Das hab ich gelesen. Außerdem versuche ich, von gewissen Parteien nicht gesehen zu werden.«
    Sie kam über den Hof, trat an mich heran, dicht, ich konnte sie riechen, packte mich an meinen 880-Dollar-Aufschlägen.
    »Dunkler Anzug, gepunktete Krawatte, jeder Zoll ein Anwalt«, sagte sie, die Lippen nur eine Handspanne von meinen entfernt, näher kommend. »Und ich weiß, woran ich bin. Zwei Nächte nicht zu Hause. Der Stalker ist schon da draußen.«
    »Ich war weg«, sagte ich rau. »Hab gelernt, wie man Molotow-Cocktails nicht macht.«
    »Eine nützliche, negative Erkenntnis.«
    Ich wollte sie hier auf der Stelle lieben.
    Der Überlebensinstinkt hielt mich ab. Dave hatte an diesen Instinkt appelliert in der Nacht, in der ich in seinem Wagen gesessen hatte, an dem windigen Platz, auf dem Beifahrersitz, während die letzten Blätter ihren Halt an den Bäumen verloren.
    »Hör zu«, sagte ich, »Stuarts Wagen. Ich muss etwas nachgucken.«
    Sie ließ meine Jackenaufschläge nicht sofort los, sondern küsste mich auf die Lippen. »Nur zu«, sagte sie.
    »Das kommt später.«
    Ich zog die Fahrertür auf, schob die Hand unter den Vordersitz. Die zerknüllte McDonald's-Tüte. Ich machte sie auf. Eine Verpackung von einem Royal TS , Flecken von etwas, das längst fossilisiert war. Ein Plastikbecher. Ein Kassenzettel.
    Ein Kassenzettel mit einem Datum.
    Stuart Wardle hatte dieses bekömmliche Menü bei einem McDonald's in Morwell in Gippsland am 8. Juli 1995 erworben.
    Ich schloss behutsam die Wagentür, aus Sorge, den aufgebockten Wagen aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Doch jetzt war keine Zeit für Behutsamkeit. Ich rief Simone von dem Handy an.
    »Eine letzte Frage«, sagte ich. »Brent Rupert. Können Sie mal versuchen, herauszufinden, was mit ihm passiert ist? Vielleicht irgendeine Erwähnung in den Datenbanken der lokalen Zeitungen.«
    »Geben Sie mir fünfzehn Minuten«, sagte sie.
    Ich ging hinein. Lyall stand in der Küche am Herd, sah gut aus von hinten.
    »Hungrig?«, fragte sie. »Ich mache mir ein frühes Mittagessen. Pasta mit Tomaten und Sardellensoße.«
    Essen. Ich war ausgehungert, das

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