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Titel: 28 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Zeltserman
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01
    Die Bar war fast leer, logisch an einem Mittwochnachmittag um zwei. Dan Wilson ließ sich vom Barkeeper ein Guinness vom Fass und ein Harpoon IPA einschenken, dann trug er die Biere zurück zu dem Tisch in der Ecke, wo sein Kumpel Shrinivas Kumar wartete.
    Dan, ein großgewachsener, freundlicher Mann mit kurzgeschorenem Haar, das deutlich grauer war, als es bei seinen achtundvierzig Jahren sein sollte, reichte das Harpoon IPA an Shrinivas – oder Shrini, wie er lieber genannt werden wollte – und setzte sich ihm gegenüber. Wie immer verzog sich Dans Mund zu einem leichten Grinsen. Aber die dunklen Ringe unter seinen Augen standen im Widerspruch zu seiner gewohnt guten Laune.
    Shrini war vierzehn Jahre jünger als Dan. Er war mittelgroß, hatte olivfarbene Haut und wirkte sehr ernst. Er zog sich ordentlich an und benutzte ein nach Moschus duftendes Parfüm. Shrini war im Norden Indiens aufgewachsen, in der Nähe Neu-Delhis, bevor er in die Staaten gezogen war, um in Florida zu studieren. Er hatte einen Abschluss in Computerwissenschaften und war nach der Uni nach Massachusetts gezogen, wo er bis vor anderthalb Jahren als Programmierer gearbeitet hatte. Dann hatte die kleine Softwarefirma, bei der Dan und er angestellt gewesen waren, Pleite gemacht. Und von einem Kurzzeitvertrag über vier Monate abgesehen, war seitdem nichts mehr gekommen. Er zog seine Geldbörse heraus.
    »Was schulde ich dir für das Bier?«
    »Hey, Shrini, komm schon, steck das Geld weg. Du holst die nächste Runde, okay?«
    »Na dann, prost«, sagte Shrini und hob sein Glas.
    »Genau wie früher, was?«, sagte Dan, doch das Grinsen verblasste nun völlig vor der Traurigkeit seines Blicks.
    Die beiden Männer tranken schweigend, sie hingen ihren Gedanken nach und Shrini wollte etwas sagen, schloss den Mund dann aber wieder, und sein Körper verspannte sich, während er sich umschaute, um sicherzugehen, dass niemand sie belauschte.
    »Triffst du Joel heute Nachmittag?«, fragte Shrini mit gesenkter Stimme.
    »Ja. Ich habe eine Zweistundenfahrt bis an den Arsch von New Hampshire vor mir. Blödes Landei. Wohnt in der Mitte von Nirgendwo. Seine Hütte ist so eine Art Militärbasis.«
    »Bist du sicher, dass du ihm trauen kannst?«
    »Wir haben elf Jahre zusammengearbeitet. Ich kann ihm trauen.« Dan machte eine Pause und nippte an seinem Bier. »Joel und ich haben die letzten sieben Jahre Kontakt gehalten. Er ist ein guter Kerl, er hat ein gutes Herz. Vielleicht ein bisschen ruppig, aber ein guter Kerl.«
    »Und du glaubst, er wird mitmachen?«
    »Davon gehe ich aus. Ihm wurde vor zwei Jahren gekündigt, und er hat seitdem nicht mehr gearbeitet. Ich weiß, dass er nie groß Geld verdient hat, und ich bin sicher, dass er nach drei Scheidungen nichts gespart hat. Mittlerweile lebt er wahrscheinlich von seiner Rentenversicherung, wie wir alle.«
    »Das heißt trotzdem nicht, dass er mitmachen will.«
    »Ich kenne den Kerl. Er wird mitmachen wollen. Was bleibt ihm anderes übrig? Ein fünfundfünfzigjähriger Programmierer, der seit zwei Jahren arbeitslos ist? Soll er etwa noch mal Biochemie studieren? In seinem Alter? Oder Immobilienmakler werden? Wie viele Immobilienmakler braucht das Land?«
    Dan begann, sich aufzuregen. Er trank den Rest seines Guinness und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Als er aufschaute, bemerkte er, dass sein Gegenüber die Stirn runzelte.
    »Shrini, Mann, was ist los?«
    »Mir gefällt das nicht. Wir haben etwas Großes vor, und ich kenne deinen Freund nicht. Ich hab da ein paar Leute in Indien, die ich rüberholen könnte ...«
    »Das soll wohl ein Witz sein«, sagte Dan und zog eine Augenbraue hoch. Dann murmelte er kaum hörbar: »Ich hole doch keine Leute aus dem Ausland. So wie es im Moment steht, wäre Sekunden später das FBI hinter uns her.«
    »Bitte, hör doch mal zu ...«
    »Shrini, du musst mir einfach glauben. Joel ist genau, was wir brauchen. Politisch ist der Kerl so was von rechtsaußen, völlig durchgeknallt. Das Recht auf eine eigene Waffe ist seine Religion. Damit besitzt er alles, was wir benötigen.«
    Shrini, sehr leise: »Es gibt auch andere Möglichkeiten, an Waffen zu kommen.«
    »Ja, die gibt es. Aber nicht ohne Risiko. Und noch etwas. Wenn du Joel kennen lernst, wirst du nichts Besonderes an ihm erkennen. Einsneunundsechzig, knapp siebzig Kilo. Aber er trainiert jeden Tag, und wenn man mit ihm zusammenstößt, ist es, als liefe man gegen eine Ziegelmauer. Und er hat definitiv

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