Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman
mehr hier, sagt sie.«
»Der Schlüssel. Wo könnte der Schlüssel sein?«
»Wahrscheinlich hat er den mitgenommen.«
War dies der richtige Augenblick, um es zu sagen? Ja.
»Ich glaube, Stuart ist gar nicht nach Neuseeland gefahren«, sagte ich. »Ich glaube, Stuart ist ermordet worden. Möglicherweise auf der Straße zwischen hier und den Gippsland-Seen. Möglicherweise woanders.«
Sie blinzelte nicht. »Es muss ja so etwas gewesen sein, oder?«, sagte sie. »Irgendwo hatte ich immer im Hinterkopf, dass es so etwas gewesen sein muss.«
»Zieh dir was Warmes an«, sagte ich. »Ich glaube, wir finden jetzt raus, warum Stuart gestorben ist. Ich werde bluffen, damit die Martin Seebergs Schließfach aufmachen. Ich geh beim Hintertor raus. Sammel mich gegenüber von dem Kino in der Faraday Street wieder ein.«
Ich ging zum Hintertor hinaus, die Gasse entlang, beobachtete die Straße. Nichts.
llison«, sagte der Manager, »bitte kommen Sie mit uns runter. Ich brauche einen Zeugen, wenn ich das Fach des Kunden für Mr. Irish öffne.«
Wir gingen nach unten, der Manager, die Sekretärin, ich und Lyall als Nachhut, nach unten zur Quelle der Geheimnisse, zu den Reihen von gesicherten Schließfächern.
Martin Seebergs Fach war eines der größeren.
Im letzten Moment bekam der Manager kalte Füße. »Wir sollten doch lieber Mr. Seebergs schriftliche Einwilligung abwarten«, sagte er. »Ich bin ganz und gar nicht glücklich hiermit.«
Ich sagte: »Ich kann nur noch mal sagen: der Letzte, der dieses Fach benutzt hat, mein Klient Stuart Wardle, wird seit drei Jahren vermisst und es besteht Grund zu der Annahme, dass er ermordet wurde. Ich kann mir einen richterlichen Beschluss besorgen, aber das wird einen Tag dauern. Sie haben einen Zeugen. Ich habe nicht vor, irgendetwas zu entnehmen oder zu öffnen. Alles, was ich möchte, ist sehen, was das Fach enthält.«
Er nickte, unglücklich: »Ja, in Ordnung.«
Das Schloss schnappte auf.
Ein grauer Stahlkasten zum Herausziehen mit einem Scharnierdeckel. Er zog ihn heraus, trug ihn zu einer Kabine hinüber.
Wir umringten ihn.
Mit einer schwungvollen Bewegung öffnete er den Deckel.
Leer.
Schweigend fuhren wir nach Parkville zurück.
»Stuart ist wegen eines Interviews ermordet worden«, sagte Lyall. »Ist es das, was du denkst?«
Ich nickte. »Bruchstücke eines Transkripts sind auf der Festplatte seines Computers.«
Lyall blickte schweigend aus dem Fenster. Wir waren an der Kreuzung Victoria Street, als sie sagte: »Er hat mich nach dem Kopieren von Videos gefragt. Wie man das macht.«
Ich hätte beinahe einen alten Datsun abgedrängt. »Wann?«
»Als er die Videoausrüstung gekauft hat. An dem Tag, an dem er sich damit vertraut gemacht hat.«
»Was hast du ihm gesagt?«
»Ich hab ihm gesagt, er soll zu Imagebank gehen. Die machen da alle möglichen fotografischen Arbeiten, Video, auch zertifizierte Kopien, schärfen, retuschieren, solche Sachen. Die versiegeln und archivieren auch für einen. Sehr effizient.«
»Wo sitzen die?«
»In South-Melbourne. Fawkner Street.«
Niemand hat je den Weg zwischen Victoria Street und Fawkner Street schneller zurückgelegt als wir. In unserem Kielwasser hinterließen wir viele verängstigte Menschen, Fußgänger ebenso wie Leute, die auf alle erdenklichen Arten motorisiert waren.
Ich parkte in einer Ladezone. Was war schon ein Ticket wegen Verstoß gegen eine städtische Verordnung im Vergleich zu den Verbrechen, die ich in den letzten vierundzwanzig Stunden gesehen hatte?
»Juli 1995?«, fragte der bärtige Mann. »Kein Problem. Wie war der Name?«
Ich sagte es ihm. Er ging an einen Computerterminal.
Lyall und ich blickten uns an. Sie trug eine weiche Lederjacke, braun, das Haar offen. Ich drängte meine Hüfte an ihre, ein leichter Druck. Sie ließ ihre Hand herunterfallen und fuhr mit den Nägeln über meinen Oberschenkel.
»Große Männer in dunklen Anzügen machen mich an«, sagte sie. »Hat was mit Macht zu tun.«
»Dies ist weder der richtige Ort noch die richtige Zeit dafür«, sagte ich.
Der Mann sah auf. »Ja. Stuart Wardle, hat mit Master-Card bezahlt. Wir haben zwei Videobänder kopiert.«
Wieder ein Augenblick, um den Atem anzuhalten.
»Haben Sie die archiviert?«, fragte ich.
Er tippte auf der Tastatur.
Ich schloss die Augen.
»Nein.«
ir fuhren auf derselben Route zu Lyalls Haus zurück, auf der wir gekommen waren. Dann nahm ich denselben Weg von der Faraday Street, ging im dunkler werdenden
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