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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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damals gedacht.
    „Warum zum Teufel holst du mich aus der Maschine raus, Tony?“
    Die Stewardess schloss die Tür hinter ihm. Sein Rückflug war damit gestorben. Costarelli schob den kräftigen Unterkiefer vor, als wolle er grinsen. Doch er grinste nicht. „Ich war sauer, dass du dich nicht bei mir gemeldet hast, als du in Darwin warst –.“ Auf seiner breiten Stirn vertieften sich die horizontalen Falten. „Wir haben eine ziemlich beschissene Sache hier.“ Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.
    „ Gentlemen, Sie können hier nicht stehen bleiben!“ Zwei Männer mit grellgelben Sicherheitswesten und rauschenden Funkgeräten in der Hand wiesen sie an, zurück in die Halle zu gehen.
    „Ich erklär’s dir auf dem Weg.“ Costarelli hob seine Tasche auf und setzte sich in Bewegung. „Sagt dir der Name McNulty noch etwas?“
    „Dick McNulty?“ Shane wäre stehen geblieben, wenn Costarelli nicht die Glastür nach draußen aufgestoßen hätte.
    „Genau der.“
    Feuchtwarme Luft und der süßliche Geruch vermodernder Blüten schlugen ihm entgegen, dabei hatte er gehofft, ihm entkommen zu sein. Natürlich erinnerte er sich an McNulty. Der Fall war einer der grausamsten seiner Laufbahn gewesen.
    „McNulty ist anderthalb oder zwei Jahre nach seiner Festnahme in der Psychiatrie gestorben“, sagte Shane. Sie blieben vor einem blauen Wagen stehen.
    Costarelli ließ per Fernbedienung den Kofferraum aufspringen und warf Shanes Tasche ohne Ans trengung hinein. Als Shane einstieg, wusste er noch immer nicht, worum es ging. Costarelli steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte sich dann zu ihm um.
    „Wir haben eine Tote. Der Mord trägt McNultys Handschrift.“
    Die grausigen Bilder schwappten an die Oberfläche.
    Costarelli zog eine Schachtel Zigaretten aus der Brusttasche und zupfte eine Zigarette heraus. Costarelli ließ das Feuerzeug aufschnappen. „Es ist eine Frau namens Valerie Tate, Assistentin von …“
    „Alex Winger?“
    Shane starrte durch die Windschutzscheibe in die hereingebrochene Nacht. Plötzlich bekam alles einen Sinn. Das Warten im Gericht, das Kopfschütteln des Staatsanwalts.
    Costarelli hustete und nahm dann einen tiefen Zug und blies den Rauch aus dem geöffneten Fenster.
    „Genau die.“
    Ein Aborigine hatte etwa einen Kilometer von seinem Haus entfernt eine Leiche entdeckt und die Polizei verständigt. Die Gegend war kaum bewohnt, nur Busch und Sümpfe. Sie gehörte zum Coastal Reserve, das ohne Erlaubnis nicht zugänglich war.
    „Wir sind gleich hingefahren. Ich wusste, dass du wegen einer Gerichtssache in der Stadt bist und hab’ den Staatsanwalt angerufen. Der hat mir gesagt, dass du schon die Fliege machst. Aber ich dachte mir, es könnte es wert sein, dich zurückzuholen, du hast schließlich in dem Fall ermittelt und kennst die Details.“
    „Aber McNulty ist tot, Tony. Es kann nicht DER Fall sein, …“ Shane brach ab. „Die Beweise waren hieb- und stichfest, und er hatte gestanden.“ Shane sah die Bilder der Leiche vor sich und verfluchte das Flugzeug, das nur wenige Minuten früher hätte starten müssen – und er müsste sich nicht wieder mit diesem Fall beschäftigen. „Du weißt, dass ich so gut wie draußen bin“, sagte Shane. Tony Costarelli warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, der Shane beunruhigte.

4
    „Dad, willst du noch Salat?“ Alison hob die große Holzschüssel hoch.
    „Ich nehm’ mir lieber noch eins von den Steaks!“ Ihr Vater ging mit seinen typischen ausgreifend langen Schritten hinüber zum Grill. „He, Matt, du lässt die Steaks immer verbrennen! Meins war neulich trocken wie d er Staub der Gibson-Wüste! Aber unser Matt“, ihr Vater legte seine große, schlanke Hand auf Matthews Schulter und lachte, „war ja noch nicht in der Gibson-Wüste!“ Alison kannte den provozierenden Unterton. Der fast Siebzigjährige lachte am liebsten und am lautesten über seine eigenen Witze. Aber das war schon immer so gewesen. Alison erinnerte sich, wie ihre Schwester Christine oft Witze erzählt hatte, um ihren Vater zum Lachen zu bringen. Doch jedes Mal hatte er nur kurz gelacht und dann gleich selbst einen Witz erzählt, über den er dann sich dann vor Lachen schüttelte. Alison merkte, wie sie den Atem anhielt und angestrengt lächelte.
    Natürlich hatte Matthew zuerst abgestritten, sie zu betrügen. Erst als sie den Namen Valerie Tate nannte, konnte er nichts mehr entgegnen. Sie hatte ihn völlig überrumpelt.
    „Sie sagt sie ist

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