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ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

Titel: ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Noah Kym
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hatte sich erst kürzlich zu einem Bart entschlossen, das sah sie ihm an. Wegen des schlechten Lichts vermochte sie nicht zu sagen, ob er Bajoraner war; zumindest trug er keinen Ohrring. Und er schien ihre fragenden Blicke zu bemerken! Er sah von seinem Krug auf und zu ihr herüber. Seine Miene war freundlich und offen, und als Rena lächelte – schließlich hatte
er
ihr
nicht
unter den Rock schielen wollen –, erwiderte er es. Ob sie ihn zu sich winken sollte? War das überhaupt angemessen in ihrer … ihrer … Situation?
So heißt das also, ja?
Aber sie reiste seit vier Tagen allein – seit dem Kenda-Schrein – und sehnte sich nach einer freundlichen Stimme, die nicht ihre eigene war. Und ohnehin wollte sie ihm ja keinen ausgeben, mit ihm tanzen oder andere Signale senden, die er missverstehen mochte. Doch bevor sie handeln konnte, tippte der Kellner dem jungen Flussschiffer auf die Schulter und lenkte ihn ab.
Das ist ein Zeichen
, entschied Rena.
Die Entscheidung ist gefallen
. Sie empfand einen Hauch von Bedauern. Was das wohl über sie aussagte?
    Sie konzentrierte sich wieder auf das Zeichenbuch. Als sie auf die leere Seite starrte, sah sie sich dem altvertrauten Dilemma gegenüber. Sie war bereits mit ihm konfrontiert worden, als sie hörte, dass Topa vor seinem Tod drei Wünsche geäußert hatte, die sie, sein einziges lebendes Enkelkind, erfüllen sollte. Der erste Wunsch hatte sie zum Kenda-Schrein geführt, wo sie von den Vedeks eine
Duranja
erhielt. Was an dieser so wichtig sein sollte, hatte Topa nie gesagt, nur, dass ein Vedek vom Kenda-Schrein ihm während der Besatzung von unschätzbarer Hilfe gewesen sei. Rena hatte nicht weiter nachgeforscht. Der Wunsch eines Sterbenden verdiente es, respektiert zu werden.
    Bitte Nummer zwei schien, oberflächlich betrachtet, von einfacherer Natur, insbesondere für eine bildende Künstlerin: Entwerfe seinen Grabstein. Doch Rena wäre es leichter gefallen, den Abgesandten zu bitten, Topas Gedenkzeremonie zu leiten. Wie fasste man ein so bemerkenswertes Leben in ein paar Dutzend Zentimetern Metall zusammen? Wie sollte sie Topas Tapferkeit aufzeigen, seine Güte? Die üblichen Schlagworte – Widerstandskämpfer, fürsorglicher Vater und Ehemann, Advokat für Bajors Unabhängigkeit – reichten ihr schlicht nicht, sie
erklärten
Topa nicht. Was wussten sie schon von dem schlagfertigen, ruhelosen Geist? Selbst in seinen letzten Tagen, als er ans Bett gefesselt war und sein Immunsystem sein zentrales Nervensystem auffraß, hatte Topa Renas Tante Marja noch gebeten, die Tonaufnahme von Ohalus Buch abzuspielen – wieder und wieder. Wann immer Vedek Usaya vorbeischneite und sein Entsetzen darüber äußerte, dass Topa seinen Glauben mit derart radikalem Schund beschmutze, waren hitzige Debatten entstanden. Rena erinnerte sich, wie Topa vor seiner Erkrankung auf der gepflasterten Straße vor seiner Bäckerei stand, die vor ihm seinem Vater und davor seinem Großvater gehört hatte, die Augen schloss, den Kopf in den Nacken legte und sich das mehlbedeckte Gesicht von der Sonne wärmen ließ. Einmal, als sie noch ein kleines Mädchen war, hatte Rena ihn im dicksten Nebel so dort stehen sehen und – ganz die Pragmatikerin – betont, dass sich die Sonne doch verstecke. »Aber ich weiß, dass das Licht da ist«, hatte Topa ihr unbekümmert erwidert. »Irgendwann wird es den Weg durch den Nebel finden, und dann bin ich bereit.« Das Kind von damals hatte mit der Metapher nichts anfangen können, doch die erwachsene Rena fragte sich nun, ob auch sie noch geduldig auf das Licht wartete oder längst aufgegeben und sich in die Schatten zurückgezogen hatte.
    »Entschuldigung?«
    Die Stimme riss Rena aus ihren Gedanken. Der unbekannte Flussschiffer stand an ihrer Nische. Er war wirklich überraschend jung, in etwa ihr Alter. Den Schrammen auf seinen ansonsten glatten Händen nach zu urteilen, übte er seinen Beruf noch nicht lange aus. Und er war definitiv ein Mensch – ein
attraktiver
Mensch mit ansteckendem Lächeln. Ein Neuankömmling aus der Föderation? Rena sah ihn fragend an.
    »Ich sah zufällig, dass sie einen Block haben«, begann er, »und habe mich gefragt, ob ich Sie um ein Blatt Papier bitten könnte.«
    An der Universität hatte sie bereits viele »kreative« Anmachsprüche ertragen müssen, aber dieser Versuch gehörte eindeutig zu den holprigsten. »Warum? Haben Sie plötzlich das Verlangen, einen Ihrer Kameraden zu zeichnen?«
    Er zuckte kurz mit den

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