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ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen

Titel: ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Noah Kym
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angehört und ein Nickerchen gemacht. Inzwischen aber stank der Schankraum nach dem Schweiß zu vieler zu lange zusammengepferchter Personen – und nach frittiertem Fisch. Orangegraue lethargische Sonnenstrahlen fielen durch die Fenster und zeugten vom Altern des Tages. Renas Geduld ging zur Neige. Anstatt die Reisepause zu genießen, kämpfte sie gegen den Frust. Zwar sehnte sie sich nicht im Geringsten nach den Pflichten, die sie daheim erwarteten, aber sie kannte bessere Arten, ihre Zeit zu verbringen, als von einem übereifrigen Staatsdiener, der Angst vor ein wenig Schlamm hatte, als Geisel genommen zu werden und in einer Absteige mitten im Nirgendwo schlechte Speisen herunterzuwürgen.
    Rena ließ ihren Blick über die Menge schweifen, suchte nach Salas roten Locken und fand ihn nirgends. Die Vielzahl an Gästen hielt ihn sicher auf Trab. Rena leerte ihren Krug und signalisierte Vess, dem Kellner, den sie schon von ihrem letzten Besuch vor einer Woche kannte, ihr einen neuen zu bringen. Dann lauschte sie dem Regen, doch der Sturm machte nicht den Eindruck, als hätte er seine Energiereserven aufgebraucht. Vess glitt an ihrem Tisch vorbei und ließ den neuen Krug so nahtlos von seinem Tablett gleiten, dass er überschwappte und den halben Weg auf einer Schaumspur zurücklegte. Rena kippte das Bier hinunter und wühlte sich durch eine Schüssel Brotsticks, bis sie einen gefunden hatte, der weniger trocken als die anderen wirkte. Der Alkohol umhüllte ihre Frustration allmählich mit wohliger Wärme, und sie entschloss, es sich gemütlich zu machen. Bei dem Tempo wäre sie in einer Stunde betrunken, aber im Suff war der Stillstand vielleicht erträglicher.
    Sie hob die Füße auf die Sitzbank, lehnte sich zurück – dankbar für den Schlafsack im Rücken – und zog den Zeichenblock aus ihrem Beutel. Einer ihrer Kommilitonen hatte versucht, sie vom Wechsel auf ein Padd mit programmierbarem Stilus zu überzeugen, der Pinsel-, Kohle- oder sogar Kalkstriche und die Tropfmuster von Tinte nachahmen konnte. Diese technischen Spielereien waren ganz lustig, aber Rena zu aufwendig. Warum etwas Neues lernen, wenn die alten Methoden ausreichten? Außerdem mochte sie das Gefühl unebenen Papiers unter ihrer Hand und die Farbflecken auf den Fingernägeln, die sie stets daran erinnerten, womit sie als Letztes gemalt hatte.
    Sie wickelte den Block aus dem wasserabweisenden Tuch, strich sich den Rock über die angewinkelten Knie und legte ihn gegen ihre Schenkel. Dann studierte sie ihre Arbeit der vergangenen Nacht. Einen Moment lang folgte sie mit Blicken den Kohlekurven und Figuren im warmen Frühlingsmondlicht. Sie stutzte. Was hatte sie nur glauben lassen, dies sei ein passendes Design für Topas Grabstein? Sie musste bei null anfangen. Schon wieder. Vielleicht. Oder unterlag sie gerade der Tyrannei des Perfektionismus, der früher oder später all ihre Projekte entgleisen ließ?
Irgendwann wirst du auch mal was fertig machen müssen, Rena
, tadelte sie sich.
Dem ganzen »Talent« und »Potenzial« entsprechen, das du angeblich hast
.
    Andererseits: Vielleicht hat dein Instinkt auch recht und dieses Design ist eine Katastrophe
.
    Das genügte. Sie riss die Zeichnung aus dem Notizbuch, zerknüllte sie und warf sie in Richtung eines Tabletts mit Gläsern, das gegenüber ihrer Nische auf einem unbesetzten Tisch stand. Dabei blieb ihr Blick an einer Gruppe Flussmänner hängen, die beieinander saßen, sich an ihren
Shodi
-Krügen festhielten und auffällig unauffällig ihre Beine begutachteten. Rena strich sich den Rock glatt, bis er fast den Rand ihrer Stiefel berührte. Die Laute eindeutiger Unzufriedenheit, die die Geste den Männern entlockte, ignorierte sie.
Tut mir leid, die Herren, aber die Vorstellung ist zu Ende
. Eines Tages würde Sala wohl eine Band oder ein paar Tanzmädchen einstellen müssen, wenn seine Gäste so erpicht auf diese Art von Unterhaltung waren, dass sie sogar versuchten, den Mädchen unter die Röcke zu spannen.
    Ein Mann am Tisch der Flussarbeiter schien sich allerdings kein bisschen für Renas Unterwäsche zu interessieren. Er war, wie sie schnell feststellte, kein Stammgast.
    Er trug den schmutzverschmierten Overall seines Berufsstands, doch seinem braunen Gesicht mangelte es an der Härte, die die wettergegerbten Flussmänner auszeichnete, die seit Jahren mit ihren Schleppern den kurvenreichen Yolja befuhren. Schwarze Bartstoppeln zierten sein Kinn und die Wangen. Wer dieser Typ auch war, er

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