ST - Die Welten von DS9 4: Bayor - Fragmente und Omen
erlitt Rava im Schlaf einen Herzinfarkt. In der bajoranischen Botschaft. Einer ihrer Assistenten fand sie am nächsten Morgen, doch da kam jede Hilfe bereits zu spät. Der Botschaftsarzt bestätigte, dass es ein natürlicher Tod war. Ich bedaure, Premierministerin, wenn ich Sie glauben ließ …«
»Schon in Ordnung, Muri.« Erleichterung und Trauer verbanden sich in ihr zu einer sonderbaren Mischung. »Ich scheine die Angewohnheit entwickelt zu haben, stets vom Schlimmsten auszugehen.«
»Nach allem, was wir in letzter Zeit durchgemacht haben, ist das nur verständlich.«
»Unfassbar. Ich weiß zwar, dass Rava nicht mehr die Jüngste war, aber … Verzeihen Sie, dies ist ein ziemlicher Schock für mich. Werden ihre Überreste bald nach Bajor überstellt? Wir müssen dafür sorgen, dass ihr Leben angemessen gewürdigt wird. Hat man ihre Kinder bereits verständigt?«
»Noch nicht. Ich dachte, das würden Sie lieber selbst erledigen. Sie leben in Dahkur.«
»Danke, ja. Ich kümmere mich sofort darum.«
»Bevor Sie loslegen«
, bat Ledahn,
»müssen wir über Ravas Nachfolge sprechen.«
Asarem blinzelte. »Kann das nicht warten? Bei den Propheten, Ledahn, die Frau ist doch kaum tot …«
»Ich fürchte, das kann es
nicht,
Premierministerin.«
»Weshalb? Ravas Wahl hat die Ministerkammer einen geschlagenen Monat gekostet. Die Nächste dauert sicher genauso lange.«
»Nein, das wird sie nicht. Besser gesagt, darf sie es nicht. Der Föderationsrat pausiert seit über drei Wochen, doch die nächste Sitzung steht in fünf Tagen an. Laut der Verfassung müssen Neumitgliedswelten zu Beginn einer Sitzungsperiode Präsenz zeigen. Kann Bajor in fünf Tagen keinen Repräsentanten vorweisen, müssen wir bis zur nächsten Sitzungsperiode warten, um am Ratsgeschehen teilzuhaben. Das wäre in sechs Monaten!«
»Moment mal«, unterbrach Asarem. »Was sagen Sie da? Obwohl Bajor jetzt Föderationsmitglied ist, könnte man uns ein halbes Jahr lang von politischen Entscheidungen ausschließen, die uns betreffen? Unsere Sorgen würden erst bei der nächsten Ratssitzungsperiode thematisiert werden?«
»Kurz gefasst, ja«
, sagte Ledahn.
»Es sei denn, wir präsentieren binnen fünf Tagen einen neuen Repräsentanten.«
»Und wo soll ich den hernehmen?«, fragte Asarem wütend. »Ich konnte doch nicht einmal meine erste Wahl durchboxen, weil diese verdammte Ministerkammer lieber einen ‚Teamplayer‘ wollte, der im Rat schnell Freunde findet, anstatt jemanden, der sich für Bajors Interessen stark macht. Ich habe Rava nur akzeptiert, weil Sorati Teru nicht den Hauch einer Chance hatte. Und jetzt sagen Sie mir, wir stehen wieder am Anfang
und
unter Zeitdruck?«
»Die Lage scheint mir allerdings weniger schlimm als Ihnen«
, sagte Ledahn.
Asarem lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Inwiefern?«
»Ich hab’s nachgeschlagen: Laut den Statuten der Ministerkammer hat Bajors Premierminister im Falle des Todes seiner Repräsentanz das Recht, ohne Zustimmung der Kammer einen Interims-Vertreter zu benennen. Diese Ernennung gilt maximal für ein Jahr. Danach ist sie von der Kammer zu prüfen. Diese darf den Vertreter dann im Amt bestätigen oder nach einer Alternative verlangen, doch bis dahin …«
»Bis dahin ist dieser Interimsrat so tief im Job«, begriff Asarem, »dass er bleibt. Die Kammer würde es nicht wagen, ihn des Amtes zu entheben, wenn er gute Arbeit leistet. Demnach kann Magistratin Sorati doch noch unsere Föderationsrätin werden.«
»Genau. Und ironischerweise bedurfte es dafür nur des Todes von Rava Mehwyn.«
»Wo sind Sie gerade?«
»Bei meiner Familie in Tamulna.«
»Schaffen Sie es bis zum frühen Nachmittag in mein Büro? Ich hätte Sie gern bei mir, wenn ich Sorati die frohe Kunde übermittle.«
Ledahn grinste.
»Ich bin unterwegs, Premierministerin.«
Asarem trennte die Verbindung und öffnete einen Kanal zu ihrem Assistenten »Theno, bitte sagen Sie mein Springball-Match mit Ministerin Rozahn ab. Richten Sie ihr mein Bedauern aus. Dann senden Sie mir sämtliche Kontaktdaten der Kinder Rava Mehwyns, die wir gespeichert haben.«
»Sofort, Premierministerin.«
Asarem lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. Wie unerwartet sich die Dinge manchmal änderten. Wie das Schicksal Gelegenheiten aus Tragödien wachsen ließ.
Wie beim Springball
, sinnierte sie.
Selbst in den schlimmsten Momenten eines scheinbar hoffnungslosen Matchs kann sich der Ball plötzlich so verhalten, wie du ihn
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