ST - Die Welten von DS9 6: Das Dominion - Fall Der Götter
kein Wechselbalg. Natürlich kannst du die Vereinigung nicht so empfinden wie ich. Aber ich wüsste nicht, warum du sie nicht begreifen solltest. Ich muss schlicht einen Weg finden, sie dir begreifbar zu
machen
, sie vielleicht sogar für dich zu simulieren.«
»Simulieren …?«, wiederholte sie hörbar skeptisch. »Selbst wenn du das könntest, wäre es nicht dasselbe.«
»Das nicht, nein«, gestand Odo. »Aber es brächte uns vielleicht dem gegenseitigen Verständnis näher.«
»Na, ich weiß nicht.«
»Ich aber«, sagte Odo. »Ich bin kein Humanoid, aber ich habe einen Gutteil meines Lebens in der Gestalt eines Bajoraners verbracht und konnte der Gründerin begreiflich machen, wie das ist.«
»Was meinst du damit?«
»Ich bin kein Humanoid, sie ist kein Humanoid«, erklärte Odo. »Daher können wir die Dinge nicht wie Humanoide erleben. Aber wir können humanoide Form annehmen. Also ging ich einen Schritt weiter und zeigte der Gründerin die humanoide Art der Verbindung.«
Kiras Kinnlade fiel herunter. »Was soll das heißen?«, fragte sie sichtlich fassungslos.
»Ich wollte ihr zeigen …«
Sie sprang auf und schien plötzlich den gesamten kleinen Raum auszufüllen. »Sagst du mir etwa gerade, du hättest zusätzlich zu eurer Vereinigung auch noch mit ihr geschlafen?«
»Nun … Ja«, sagte Odo, auf seltsame Art beleidigt durch ihre Reaktion. »Aber es war nicht …« Er hielt inne, als Kira die Hand nach der Kontrollkonsole neben der Tür ausstreckte. Einen Moment später glitt diese auf. »Nerys«, versuchte er, sie vom Gehen abzuhalten. Doch sie reagierte nicht, stürmte an ihm vorbei, wobei ihr rechtes Bein sein linkes streifte.
Odo sah ihr nach, wie sie durch das Schlafzimmer eilte, und begriff plötzlich, dass es zwischen ihm und ihr nie wieder wie früher sein würde.
Kapitel 3
Odo saß auf dem Flecken Land und lehnte den Rücken an eine der felsigen Erhebungen. Er hatte den Blick zum Himmel erhoben, doch er nahm die Sterne nicht länger wahr, während er sich an jene Nacht mit Kira in Dax’ Badezimmer erinnerte. Jene Stunden schienen lange her, und die Wendungen, die ihrer beider Leben seitdem genommen hatten, waren wie ein breiter Graben, der auf ewig das Gestern vom Heute trennte. Er konnte über den Graben hinweg sehen, was gewesen war, aber er würde nie wieder dorthin zurückkehren können.
Auch während er in seinen Erinnerungen gefangen war, spürte Odo noch immer das Verstreichen der Zeit, wie er es innerhalb der Großen Verbindung nicht konnte. Inzwischen wusste er, dass er dieses Gefühl brauchte, die Stunden und Tage, die Wochen und Monate ermessen musste, die vergingen. Falls sich die Gründer wirklich verändern sollten, falls er sie aus ihrer Epoche des Misstrauens, der Furcht und Gewalt in eine Zukunft voller Akzeptanz, Verständnis und Frieden führen sollte, würde das Zeit kosten. Die Verbindung veränderte sich nur langsam, doch sie war Veränderungen nicht grundsätzlich abgeneigt.
Nach dem Krieg, als er sich erstmalig wieder seiner Wechselbalgfamilie angeschlossen hatte, war diese in Unruhe gefangen. Jeder Gründer, der in sie zurückkehrte, brachte neue Berichte von der Niederlage im Alpha-Quadranten mit und steigerte die Pein der Verbindung. Odo hatte gehofft, er könne den emotionalen Aufruhr seines Volkes ausgleichen, indem er sich ebenfalls mit ihm verband, doch das Gegenteil war eingetreten. Zwar hatte seine Rückkehr – die Rückkehr eines der Hundert – die Gemeinschaft mit Freude und Glück erfüllt, die Ideen, die Odo mitgebracht hatte, weckten allerdings neue Sorgen. Seine Ansichten von friedlicher Koexistenz mit den Solids, von einer gewaltfreien Lösung der Probleme innerhalb des Dominion, stießen nicht nur auf Skepsis, sondern auf regelrechte Abwehrhaltung. Die Gründer reagierten schnell und gnadenlos auf Rebellionen, die durch den Kriegsgewinn des Alpha-Quadranten auf einigen ihrer Welten ausgebrochen waren, und entsandten Vorta und Jem’Hadar-Truppen, um die alte Ordnung wiederherzustellen.
Und doch gelang Odo mit der Zeit ein Sieg. Die Verbindung, so schien es, wurde ruhiger, und der Widerstand gegen seine Ideen schwand, wenn auch nur ein wenig. Aber gerade als das geschehen war, war er aufgebrochen, um den Gerüchten über das Auftauchen eines Aszendenten nachzugehen – und hatte Opaka gefunden. Als er dieses Mal zur Verbindung zurückgekehrt war, hatte er erwartet, sein Volk in der gleichen emotionalen Lage wie bei seinem Weggang zu finden,
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