ST - TOS 102: Feuertaufe: Spock - Das Feuer und die Rose
befand. Die Spiegelungen ließen es so aussehen, als würde sich ein Tunnel aus Lichtern in die Ferne erstrecken.
Spock rammte seine Faust hinein.
Die vordere Glasscheibe zerbrach, und die Scherben fielen klirrend zu Boden. Der Spiegel bekam Risse, blieb aber ansonsten relativ intakt. Lediglich ein einzelner keilförmiger Splitter löste sich. Der durch die reflektierten Lichter verursachte Tunneleffekt verschwand.
Als Spock seine Hand zurückzog, war sie mit kleinen Schnittwunden übersät, die sich sofort mit grünem Blut füllten. Er umfasste die verletzte Hand mit der anderen und konzentrierte sich auf den körperlichen Schmerz. Er brauchte etwas – irgendetwas –, das ihm dabei half, seine Emotionen zu kontrollieren.
Spocks Atmung wurde langsam ruhiger, und sein Puls verlangsamte sich. Er hielt immer noch seine Hand umklammert und ging ins Badezimmer. Nachdem er das Erste-Hilfe-Set aus dem Schrank unter dem Waschbecken geholt hatte, wusch er seine Hand und reinigte die Wunden. Dann heilte er die Schnitte mit einem Protoplaser aus dem Set.
Als er wieder ins Wohnzimmer ging, das dezent mit einigen vulkanischen Symbolen dekoriert war, warf er einen Blick auf das Chronometer an der Wand. Er war erst vor etwas über einer Stunde von seinem Ausflug nach Iowa zurückgekehrt. Bei der Ankunft in seiner Wohnung hatte er noch ernsthaft über McCoys Problem nachgedacht. Er war neugierig, was der Arzt herausfinden würde, falls man ihm gestattete, sich die Trikorderaufzeichungen des Hüters der Ewigkeit anzusehen. Doch zuerst musste er sich um seine eigenen Probleme kümmern. Das Geständnis des Arztes bezüglich seiner beunruhigenden Träume hatte Spock klar gemacht, dass auch mehr hinter seinen eigenen unruhigen Nächten stecken mochte. Dies war vermutlich auch der Grund dafür, dass er seine Emotionen nicht mehr richtig kontrollieren konnte.
»Ich bin ein Vulkanier«, sagte Spock. Die Worte klangen weniger wie eine Tatsache, sondern eher wie ein Versuch, sich selbst davon zu überzeugen. Die Lehren der vulkanischen Philosophie besagten, dass man persönlichem Verlust mit Gelassenheit begegnen sollte. Die Anwendung der Logik solle emotionale Kontrolle sowie einen allgemeinen Zustand der Ruhe erzeugen. Des Weiteren hatte Spocks Vater ihn gelehrt, dass man die Toten nur dann betrauern sollte, wenn ihre Leben verschwendet worden waren. Captain Kirks Leben war mit Sicherheit nicht verschwendet worden, denn seine letzte Handlung hatte darin bestanden, die Leben der Besatzung und der Passagiere der in Gefahr geratenen
Enterprise
zu retten.
Doch Spock besaß keine Kontrolle. Er besaß keine Ruhe. Und er trauerte.
Während er allein in seiner Wohnung stand, fühlte er sich verlorener als jemals zuvor. Seine starken Emotionen erinnerten ihn an die Zeit, als er und Dr. McCoy fünftausend Jahre in die Vergangenheit des Planeten Sarpeidon gereist waren. Damals hatte sich Spock in einen barbarischen emotionsgesteuerten Vulkanier aus dieser Epoche zurückentwickelt. Außerdem erinnerte er sich daran, wie ihn das Virus auf Psi-2000 auf ähnliche Weise beeinflusst hatte. Sein Urteilsvermögen sowie seine Selbstkontrolle waren durch die Infektion unterdrückt worden.
Doch nun gab es keinen physischen Grund für die Verschlechterung seiner mentalen Disziplin. Er verstand die Logik der Situation, doch Logik half ihm in diesem Fall nicht weiter. Ihn trieben allein seine Gefühle an.
Und jetzt war es an der Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.
II
Unserem Beten zugrund
Sünde ist behülflich aber
Alles wird gut sein
Und jederlei Ding wird gut sein.
Denke ich wieder an diesen Ort
Und an Leute, nicht unbedingt lobenswerte,
Mir weder verwandt noch vertraut,
Doch manche von eigner Begabung
Und alle vom gemeinsamen Genius berührt,
Vereint im Kampf, der sie vorher entzweite;
Denke ich an einen König in der Abenddämmerung,
An drei Männer und mehr, auf dem Richtblock,
Und an einige, die vergessen starben
An anderen Orten, hier und im Ausland,
An einen, der starb blind und still,
So frag ich, warum wir jene Gestorbenen
Mehr feiern sollen als die Sterbenden?
Es ist kein Wechselläuten rückwärts,
Noch ist es eine Zauberformel,
Den Geist einer Rose heraufzubeschwören.
Wir können alte Parteiungen nicht neu beleben,
Noch alte Programme wieder aufwärmen
Oder einer antiken Trommel folgen.
Diese Männer und ihre Widersacher,
Und jeden, gegen die sie gestritten,
Fügen sich der Verfassung des Schweigens,
Vereint in einer einzigen
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