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Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten

Titel: Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Schwalbe
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einzugehen. Ich wollte nachsehen, ob Thorsten versucht hatte, mich über das Handy anzurufen.
    „Oh, entschuldige. Ich hatte die Tasche schon aus dem Auto geholt, als du im Hasenstall warst. Hab ich vergessen, dir zu sagen.“
    „Macht nix. Ich hole nur eben was und bin gleich wieder da.“
    In meinem Gästezimmer stellte ich mit großer Enttäuschung fest, dass weder ein Anruf noch eine SMS verzeichnet war. Thorsten hatte mich ganz offensichtlich nicht mehr auf dem Zettel.
       
    * * *
       
    Drei Abende blieb ich stark und versuchte, meine Gefühle für John zu ignorieren und an Thorsten zu denken. Doch dann, am vierten Abend, saß ich mit John auf der Terrasse, hatte bereits zwei Gläser Wein intus und genoss den Sonnenuntergang, während wir beide im Schaukelstuhl saßen und in den orangeroten Abendhimmel schauten. John hatte im Kaminofen ein Feuer angezündet, so dass die Flammen romantisch knisternd auf mich einredeten, meinen vergötterten Ehemann zu betrügen. Einmal sei schließlich kein Mal!
    „Wie lange wirst du bleiben? Nächste Woche Montag unterzeichnet der hiesige Richter die Papiere, dann kannst du rein theoretisch mit Stevie nach Deutschland fliegen.“
    „Ach, John! Ich habe das Gefühl, ich reiße Stevie aus einem perfekten Paradies! Diese Ranch ist ein absoluter Traum, eine Oase für jeden Mann, für jedes Kind. Du hast hier rassige Pferde, kuschelige Schafe, hoppelnde Hasen, ein Minireitpony, einen Hund und eine Katze. Was kann es für Stevie besseres geben, als das hier?“ Ich zeigte ausladend auf die wunderschöne Landschaft in der glutroten Abendsonne. „Ich fühle mich wie ein Monster, das einen entzückenden Jungen in die kalte, nasse Großstadt entführt.“
    John sah mir lange in die Augen. Dann nahm er mir das Weinglas aus der Hand und beugte sich vor, um mich zu küssen. Er schmeckte nach Wein. Seine warmen, weichen Lippen taten gut, waren Balsam für meine geschundene Seele. Gleichzeitig dachte ich an Thorsten und in mir tobte ein Kampf. Thorsten war die Liebe meines Lebens und ich war noch nie so glücklich gewesen wie mit ihm, andererseits war ich so verletzt durch seine offensichtliche Zuneigung zu Maria, dass ich mir einredete, er hatte meinen Seitensprung verdient. Ich hatte mich in eine wirklich beschissene Lage manövriert.
    John war mittlerweile mit seiner Hand an meiner Hose angekommen und schlüpfte in meine Boxershorts hinein. Gott, wie hatte ich dieses Gefühl vermisst. Wann hatte ich zuletzt mit Thorsten ...? Ich konnte mich nicht erinnern.
    John hörte auf, mich zu küssen. „Du bist nicht frei, richtig?“
    Bedauernd schüttelte ich den Kopf. „Es tut mir leid. Ich wünschte, ich könnte, aber ... ich liebe meinen Mann wirklich. Wir haben zwar einige Schwierigkeiten gehabt, allein durch Maria, die ich nach Deutschland geholt habe, damit sie unser Kind austrägt, aber ich kann ihn einfach nicht betrügen. Manchmal denke ich, er hat es verdient, dann wiederum packt mich das schlechte Gewissen und ich fühle mich wie ein mieses Schwein.“
    John lächelte. „Das ehrt dich, Marten. Ehrlich gesagt, habe ich dich auch so eingeschätzt. Du bist ... wie soll ich sagen ... ein super Typ und ... korrekt. Thorsten ist ein glücklicher Mann!“
       
    * * *
       
    „Gott, John! Ich weiß nicht, ob ich das Richtige tue ...“
    Ich stand mit Stevie auf dem Arm am Flughafen und wartete darauf, dass mein Flug aufgerufen wurde. Stevie gluckste glücklich vor sich hin und spielte mit dem Kuscheltierpferd, das die gleiche Größe hatte, wie Lucy, das Minireitpony. Ich hatte es in einem Spielzeugladen in Sydney entdeckt und musste es einfach kaufen, zumal man auf dem Ding tatsächlich sitzen konnte, ohne dass es zusammenbrach.
    „Ihr seid jederzeit herzlich willkommen, Marten! Und Nana würde sich sicherlich auch freuen, den kleinen Kerl hier mal wieder zu sehen.“
    Ich nickte und sah nervös auf die Uhr. Ich hatte vor einer Stunde mit Thorsten telefoniert, der ziemlich gedrückt klang. Irgendetwas war los, aber er wollte am Telefon nicht mit der Sprache rausrücken. Nun machte ich mir natürlich große Sorgen. Hatte er sich vielleicht doch für ein Leben mit Maria entschieden? Wollte er sich von mir trennen? Das würde erklären, warum er mir am Telefon nichts sagen wollte.
    Eine halbe Stunde später wurde mein Flug aufgerufen und ich umarmte John zum Abschied. Ich mochte ihn sehr und ich hatte irgendwie auch ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn

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