Staatsanwalt vermisst seinen Polizisten
Himmel und ich fing langsam an zu schwitzen. Mühselig zog ich mir den Pulli aus und bemerkte seinen Seitenblick auf meinen Oberkörper.
„Wie lange sind Sie schon verheiratet?“, fragte er.
„Oh... in drei Wochen haben wir unseren ersten Hochzeitstag.“ Wenn wir den noch erlebten!
„Und wie alt ist ihre Frau, wenn ich fragen darf?“
Scheiße! Jetzt wollte er es aber genau wissen. „Sechsunddreißig.“
„Und was macht sie beruflich?“ Er hielt an einer roten Ampel und schaute mich von der Seite an.
Bloß nicht rot werden, Marten! „Darf ich das Fenster öffnen? Es ist heiß hier drinnen.“
„Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an.“
Ich kurbelte die Scheibe herunter und schluckte die Abgase des Motorradfahrers neben uns. Pfui! Eilig drehte ich die Kurbel zurück. Dr. Smith lächelte in sich hinein.
„Sind Sie verheiratet?“, versuchte ich von seiner Frage abzulenken.
Dr. Smith schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin leider schon viele Jahre lang Single. Mein Partner kam bei einem Reitunfall ums Leben.“ Partner? Hatte ich mich verhört? Unsicher schaute ich ihn von der Seite an. War er ein Gleichgesinnter?
„Sagten Sie Partner ?“, hakte ich nach, bevor mein Verstand die Zunge lähmen konnte.
Er fuhr wieder an und lächelte. „Ja. Das sagte ich.“
Wow, mein Notar war schwul und ich log ihm die ganze Zeit über was vor. Wir verließen die Stadt und fuhren über eine staubige Sandstraße weiter.
„Meine Frau ist eigentlich ein Mann“, sagte ich so leise, dass man mich bei den Fahrgeräuschen kaum verstehen konnte. Dr. Smith bremste abrupt ab und fuhr an den Straßenrand. Er schaltete den Motor ab und schaute mich ernst an. „Was haben Sie da gesagt?“
„Ich sagte ... meine Frau ist eigentlich ein Mann. Ich bin mit einem Mann verheiratet ... Aber das ist eine komplizierte Geschichte.“
„Seien Sie mir nicht böse, aber irgendwie habe ich mir das gleich gedacht. Sie sind zwar keiner von diesen typischen Schwulen, denen man ihre Neigungen an der Nasenspitze ansieht, aber ich hatte gleich so ein merkwürdiges Gefühl bei Ihnen.“
„Es tut mir leid ... ich ... es war dumm von mir, Sie anzulügen!“
„Ich bin übrigens John. Du dachtest wohl, ich würde dir den Jungen nicht mitgeben, wenn ich weiß, dass du schwul bist, was?“ Er zeigte seine perfekten, weißen Zähne.
Kleinlaut ließ ich den Kopf hängen. Ich schämte mich in Grund und Boden.
John stieß mir freundschaftlich gegen die Schulter. „Kopf hoch. Wir fahren jetzt erst einmal auf die Ranch, ich stelle dich Stevie vor und dann unterhalten wir uns ganz in Ruhe, Marten. Ich darf doch Marten sagen?“
Ich nickte und lächelte.
Zehn Minuten später hielten wir vor einem großen Holzhaus. Auf der Veranda saß eine ältere, rundliche Frau und wiegte ein Baby. Gott, war er noch klein! Wie ein Engelchen lag er an der üppigen Brust und schlief, während sie leise vor sich hin sang. Vollkommen gerührt blieb ich stehen und bewunderte den Kleinen. Das war also Stevie! Mein Stevie - ich hatte ja erst vor einer Stunde die Adoptionspapiere unterschrieben.
John führte mich zum hinteren Teil der Veranda und bot mir einen Sessel an. Dann holte er zwei Flaschen Cola aus dem Kühlschrank und reichte mir eine. Weiter hinten standen ein paar Pferde auf der Koppel, rechts von uns war eine Weide mit Schafen. Trotz der roten Erde wuchsen relativ viele Pflanzen auf der Ranch. Es war ein richtiges kleines Paradies.
Wehmütig dachte ich an unser kaltes Hamburg. Würde der Junge es hier in Australien nicht viel besser haben? Ich sollte mir überlegen, ob ich nicht lieber hier blieb. Thorsten war ohnehin schwer beschäftigt.
„Und warum ist die Sache zwischen dir und deinem Mann so kompliziert?“, griff John das Gespräch aus dem Auto wieder auf.
Ich winkte ab. „Können wir uns heute Abend weiter darüber unterhalten? Ich würde mir viel lieber die Ranch und die ganzen Tiere ansehen. Gehört das alles dir?“
„Ja. Es ist das schönste Fleckchen Erde, auf dem man leben kann“, prahlte er.
Ich stand auf und überquerte die überdachte Veranda. „Kannst du reiten?“, fragte er dicht hinter mir.
Erschrocken drehte ich mich um. Ich hatte nicht gehört, dass er sich mir genähert hatte. „Ein bisschen“, lachte ich. „Ich habe mich früher viel auf dem Ponyhof in unserer Nachbarschaft herumgetrieben. Mein ganzes Taschengeld ging dafür drauf, ab und zu auf den kleinen Zotteltieren zu reiten.“
„Na, dann komm mit.“ Er
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