Stacee's Soldat (German Edition)
Europa
ausgewandert, zuerst nur um dort zu studieren. Vor kurzem hatte er
einen Job bekommen und es sah sehr danach aus, als würde er
drüben bleiben. Mein anderer Bruder, Chris, studierte
Kommunikationswissenschaften in Kalifornien. Dad steckte ihm ein
bisschen Geld zu und er selbst fuhr abends Pizza aus, um das Studium
zu bezahlen.
Es
war schon eine längere Diskussion nötig gewesen, damit ich
überhaupt den Führerschein machen konnte, von einem Auto
sollten wir lieber gar nicht erst anfangen.
Dad
arbeitete als Immobilienmakler und Farmer auf der Farm, die schon
seit Generationen unserer Familie gehörte. Deshalb konnte er es
sich auch nicht leisten, uns allen das Studium zu bezahlen. George
schickte ihm monatlich einen Teil seines Gehalts, um ihn und Chris zu
unterstützen.
Mom
half auf der Farm mit und arbeitete nebenbei in der Schulbibliothek
unserer Highschool.
Aus
diesen Gründen hatte ich mich auch für günstigere Unis
entschieden und mich für Stipendien beworben. Trotzdem würde
ich nebenbei arbeiten müssen, um mir das Studium zu ermöglichen,
denn ich erwartete keinen großen Zuschuss von meinen Eltern.
Dad
führte mich in sein kleines Arbeitszimmer und bedeutete mir,
mich zu setzen. Er holte einen Stapel Umschläge aus einer
Schublade, die er mir mit feierlichem Gesicht aushändigte. Ich
blätterte sie aufgeregt durch. Ein paar Fristen waren bereits
abgelaufen, aber die meisten hatten die Deadlines großzügig
nach hinten gesetzt. Dad sah mir die ganze Zeit beim Lesen zu.
„ Ich
dachte mir, dass dir Chicago oder Seattle gefallen könnten.“,
murmelte er. Ich lächelte ihn an. Er hatte Recht. Chicago und
Seattle kamen in die engere Wahl, auch wenn es kostspieliger war,
dort zu studieren. Ich wollte endlich eine Großstadt kennen
lernen. Außerdem würde ich dort schon irgendwie einen Job
bekommen.
Für
den Augenblick hatte ich vergessen was meine Eltern über Richard
dachten – oder 'meinen' Soldaten. In meinem Kopf überschlug
ich meine Finanzen und die Kosten, die eventuell auf mich zukommen
würden. Das Bachelor-Programm zweier bekannter Unis gefiel mir
sehr gut, aber leider waren die extrem teuer.
Enttäuscht
seufzte ich. Ich würde hohe Schulden machen müssen, wenn
ich die vier Jahre da studieren wollte. „Was ist los, Liebes?“,
fragte mich Dad besorgt. Er schien sich über meine Enttäuschung
zu wundern. „Das wird teuer.“, sagte ich leise. Er
drückte meine Schulter, setzte seine Brille auf und besah sich
die Tabelle mit den Kosten. Ich schaltete den alten Computer an, um
mir noch einmal das Kursprogramm der einzelnen Unis anzuschauen.
„ Wieso
denn? Die wollen dir ein hübsches Stipendium spendieren. Guck
mal! Sie übernehmen fast alle Kosten. Und du musst nicht mal auf
dem Campus leben, wenn du nicht willst. Aber deine
Lebenshaltungskosten musst du selbst tragen. Außerdem hast du
doch genug Geld für die Bücher. Und wenn nicht, dann
bezahlen wir die.“, sagte er überraschend. „Außerdem
sieht das doch ganz gut aus.“
„ Oh,
danke! Vielen, vielen Dank, Dad!“, rief ich als ich ihm um den
Hals fiel. Ein wenig unbeholfen tätschelte er meinen Rücken.
„ Am
besten du suchst schon mal nach einer Wohnung.“, murmelte er,
offensichtlich verlegen.
Mom
rief uns kurze Zeit später zum Abendessen. Ich schaltete den PC
aus. Sie warteten bestimmt schon mit der Lasagne auf mich.
Wir
beteten wie jeden Abend. Gerade, als ich den ersten Bissen im Mund
hatte, klingelte das Telefon. Ich war die Schnellste, also hob ich
den Hörer ab. Hoffentlich ist das wichtig , dachte ich.
Kapitel 3:
„ Hallo?“,
fragte ich, als sich niemand meldete. Es war mir beinahe sofort klar,
wer am anderen Ende der Leitung wartete. Ich hörte jemanden
schnell atmen. Hatte er etwa Sport gemacht? Das wäre das erste
Mal seitdem wir unseren Abschluss in der Tasche hatten.
„ Stace,
bist du das?“, hakte er nach. Ich seufzte verärgert. Wer
sollte es denn sonst sein? Mein Dad oder meine Mom hätten sofort
wieder aufgelegt. Warum rief er an? Er hatte sich seit zwei Monaten
nicht mehr bei mir gemeldet.
„ Ja,
natürlich. Was gibt’s?“, erwiderte ich leicht
genervt. Es gab nur einen Grund warum Dick sich auf einmal meldete.
„ Also
sind deine Eltern da... Kannst du mir ein bisschen Geld leihen?“,
fragte er schamlos.
Ich
hatte es geahnt. Dick rief mich nur dann an, wenn er Geld brauchte.
War es denn so schwer, seine eigenen Eltern darum zu bemühen?
Seine Schulden vom letzten Mal hatte er
Weitere Kostenlose Bücher