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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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denke an die Zombies und überlege mir, wie ich diesen ganzen Schlamassel zügig wieder bereinigen kann.
     
    Ich bin nicht wirklich scharf drauf, Zombies zu killen. Um Himmels willen. Aber bevor ihre Körper endgültig verrottet sind, hat man nur Ärger mit ihnen. Es wäre keine gute Idee, sie einfach frei rumlaufen zu lassen, damit sie Aufmerksamkeit auf sich lenken. Letzte Woche hatte ich zum ersten Mal den Verdacht, dass ein Überträger unterwegs sein könnte.
    Kurz nach Sonnenuntergang sitze ich im Tompkins-Park, rauche eine und genieße den drückend heißen Sommerabend. Ich mache genau den Scheiß, den normale Leute so machen. Ich hatte keinen Job, keine Botengänge für die Koalition oder die Society zu erledigen, und auch nicht das Bedürfnis, für jemand den guten Samariter zu spielen. Ich habe also nichts Besseres zu tun, als eine meiner Luckies zu rauchen und mir zu überlegen, ob ich mir vom Eiswagen gegenüber eine Portion holen soll. Da torkelt der Penner an mir vorüber. Er stinkt erbärmlich, aber das ist ja nichts Besonderes. Alle Penner stinken, und die meisten sind noch dazu Junkies, Freaks und nicht gerade sicher auf den Beinen. Aber was mich stutzig macht, ist das blutige Loch, das jemand in seinen Hinterkopf genagt hat.
    Ich springe auf, lege meinen Arm um die Schulter des Penners und führe ihn in eine dunkle Ecke des Parks. Sein Kopf bewegt sich ruckartig hin und her. Er fletscht die Zähne, als wolle er mir die Rübe abbeißen. Aber das, was von seinem Hirn übrig ist, reicht höchstens dazu, ihn noch ein paar Tage auf den Beinen zu halten. Mir wird er nicht mehr gefährlich werden. Sobald wir weit genug von den Hundebesitzern und Basketballspielern entfernt sind, setze ich ihn auf eine Bank und untersuche seinen Hinterkopf. Wer auch immer ihn geöffnet hat, ging nicht gerade zimperlich vor. Es sieht nicht so aus, als hätte er irgendein Werkzeug benutzt. Höchstens einen Stein. In der Öffnung stecken sogar noch ein paar Zähne.
    Zombies fressen Hirne. Das ist ihre Raison d’Être, das, was sie am Laufen hält. Oder, besser gesagt, damit halten sie das Bakterium am Leben, das sie immer weiter und weiter antreibt.
    Sie ernähren sich auf zwei unterschiedliche Arten: Bei der klassischen Methode fressen sie das Hirn und alles, was sonst noch lecker aussieht, und lassen eine Leiche zurück. Das ist nicht so schlimm. Zombies haben sowieso ein kurzes Verfallsdatum. Das Bakterium zersetzt ihren Körper in Windeseile. Der durchschnittliche Zombie frisst ein paar Leute und verfault. Er hält nicht länger als ein paar Wochen durch. Der schlimmere Fall tritt dann ein, wenn ein Zombie bei seiner Mahlzeit gestört wird und sein Opfer mit genug Hirnmasse zurücklässt, sodass es umherlaufen und Ärger machen kann. Wie der Typ hier vor mir. Ein wandelnder Essensrest. Aber manchmal hat man es auch mit einem Überträger zu tun, einem Zombie, der sein Opfer nur beißt, aber nicht auffrisst. Warum er das tut? Woher zum Teufel soll ich das wissen? Um Angst und Schrecken zu verbreiten? Um die Zombiejäger zu verwirren? Weil er Gesellschaft haben will? Vielleicht, um noch mehr Zombies zu schaffen? Aber wen interessiert’s? Himmelarsch, es sind Zombies, und wenn sie irgendwo auftauchen, muss man sie schleunigst vernichten. Sonst richten sie nur Schaden an, hinterlassen überall eine Riesensauerei und ziehen unnötige Aufmerksamkeit auf sich. Und das Letzte, was wir wollen, ist das Interesse der Öffentlichkeit. Und mit wir meine ich dabei nicht die Untoten und Verdammten. Ich meine die Vampyre, Leute wie mich, die mit dem Vyrus infiziert sind. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Ich habe also diesen halb aufgefressenen Penner vor mir. Könnte auf einen Überträger hindeuten, könnte aber auch nur ein normaler Zombie gewesen sein, der seine Beute hat entkommen lassen. Wie dem auch sei, der Typ wird noch eine Weile durch die Gegend spazieren, bis er verfault oder jemand die klaffende Wunde in seinem Kopf bemerkt, die ja nicht gerade unauffällig ist. Ich habe also zwei Möglichkeiten. Die Wunde ist frisch, sehr frisch sogar. Mit ein bisschen Aufwand könnte ich die Duftspur des Penners zurückverfolgen, bis ich auf die des Überträgers stoße, den Bastard aufspüren und die Sache sofort erledigen. Oder ich nehme mir die Zeit und werde erst den Clown hier los, bevor er Aufsehen erregt. Ich entscheide mich schließlich für die zweite Variante, weil es die klügere zu sein scheint. Immer hübsch eins nach

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