Stadt der blauen Paläste
legen und mir in die Ohren zu flüstern, was ich alles falsch mache. Und dass ich, falls ich ihn endlich erhöre, dies alles nicht mehr machen muss.«
»Und wie geht es nun weiter?«, wollte Lea wissen, während sie hektisch versuchte, zu der großen Uhr hinüberzuschauen. »Ich muss dringend weg. Moise liegt mit Leibschmerzen im Bett, und ein Kunde wartet auf meine Liste.«
Crestina schmunzelte. »Ich finde, du solltest endlich von der Idee abrücken, dass jedes Leibweh und jeder Schnupfen gleich die Pest bedeutet. Die fängt anders an.«
Lea rollte mit den Augen.
»Als ob ich das nicht wüsste«, sagte sie und wollte nach oben rennen, um die vergessene Liste zu holen.
»Auf der Mehldose lag ein Papier mit deiner Schrift und irgendwelchen Buchtiteln, ist es das, was du suchst?«, fragte Crestina.
Lea nickte hastig, ohne sich recht zu bedanken.
»Mit Leibweh kann vieles anfangen«, murmelte sie vor sich hin und hastete in die Küche. »Vor allem dann, wenn man es nicht gleich von Anfang an richtig behandelt.«
»Ich muss dir was zeigen«, sagte Margarete, als Lea das Haus verlassen hatte.
Sie stiegen aus der Gondel, Margarete ging Crestina voraus in ihre Arbeitsräume. Margarete nahm eines der Fläschchen vom Regal und begann es behutsam in ein Flakon zu gießen.
»Riech mal.«
Crestina schnüffelte, setzte das Flakon ab, schnüffelte erneut.
»Das riecht ziemlich aufregend«, sagte sie dann, »allerdings«, sie zögerte, »allerdings wirklich ein wenig so wie in der ›Stufe‹. Das heißt, wie ich es mir vorstelle, ich war ja nie dort.«
»Untersteh dich«, sagte Margarete und nahm ihr das Flakon protestierend aus der Hand. »Seltsamerweise hat Schreck das Gleiche gemeint, und er kennt sich ja gewiss aus.«
»Und was ist es? Irgendeine Minze?«
»Nun, ganz gewiss nicht Minze«, erwiderte Margarete und schwenkte das geöffnete Flakon so, dass der Duft durch den Raum schwebte. »Ich habe etwas Verrücktes versucht«, sagte sie dann stolz. »Du weißt ja, dass ich von diesem Apotheker in Padua mir immer neue Sachen hole. Neulich hat er mir nun Ambra mitgebracht und jetzt Moschus. Dazu habe ich einen Tropfen Zibet getan.«
Crestina lachte.
»Das, was du neulich im fondaco ausgegossen hattest? Das hast du jetzt zusammengerührt?«
»Na ja, so brutal natürlich nicht. Es sind alles nur Spuren, du kannst ja ein Parfüm aus vielen verschiedenen Düften zusammensetzen. Aber mich interessieren nun mal die tierischen Duftstoffe im Besonderen. Auf ihrer Fährte möchte ich bleiben.«
»Erinnerst du dich eigentlich noch an meinen Wunsch, den ich einmal geäußert habe?«, fragte Crestina zögernd.
»Welchen? Du hattest immer zahllose.«
»Na ja, eigentlich warst du der Auslöser dieses Wunsches. Als ich von dieser gefährlichen Bücherschmuggelei aus Padua zurückkam und du mir bei meinem Unfall geholfen hast, rochst du an meinem Wams. Und dann fragtest du mich, wonach es riecht.«
»Nein, nein, meine Liebe«, sagte Margarete grob, »das werde ich ganz gewiss nicht tun. Ich werde nicht diesen Geruch aus Tabak und alten Bücherrücken zusammenbrauen. Ganz gewiss nicht. Ich bin schon froh, wenn du dich – vielleicht, nur vielleicht – ein wenig von diesem Geruch entfernt hast. Falls ich überhaupt ein Parfum für einen Mann entwerfen würde, dann für deinen Salzsieder.«
»Er ist ganz gewiss nicht mein Salzsieder«, wehrte sich Crestina. »Und ein Salzsieder ist er ja dann wohl auch nicht.«
»Na schön, dann diesen Salzhändler, wenn dir das besser gefällt. Oder diesen Palazzo-Renovierer. Das klingt natürlich noch besser. Und Reeder klingt noch um eine Spur höher.« Sie machte eine Pause. »Ich hörte, er reist bald ab.«
Crestina verzog das Gesicht.
»Genau vor einem Tag habe ich bereits gute Ratschläge bekommen. Erspar sie mir bitte.«
»Ich meine ja nur, dass es sein könnte, dass du vergisst, mir mitzuteilen, wenn du irgendwann auf Hochzeitsreise gehst.«
»Und ich spreche – falls ich das überhaupt tue – von einem Mann, der mit einer Flottille von vielen Schiffen in die Welt hinausfährt, um für die Regierung Salz aufzukaufen oder zu verkaufen. Oder um sonst etwas zu kaufen. Ich habe keinerlei Ahnung, was und für wen.«
Margarete ging zu ihrem Destillierapparat und legte ein kleines Stück Kohle nach. Dann nahm sie ein Fläschchen aus dem Gestell und schüttelte es.
»Ich habe das jetzt schon so oft versucht, aber du bist das immer noch nicht.«
»Wie bitte?«
»Ich suche ein
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