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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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beruhigendem Tonfall zu ihnen zu sprechen. Wie es aussah, waren sie soeben in ihrer eigenen Bar zusammengeschlagen worden. Es geht nicht, dass man in seiner Stammkneipe einen Kampf verliert, weil die Stammkneipenzeiten dann vorbei sind.
    Ich ließ mein Maultier langsamer werden. Während der vergangenen Woche war die Temperatur gefallen, und dieser Abend war für die Jahreszeit ungewöhnlich kalt. Der Wind biss mir ins Gesicht. Leichte Atemwolken stiegen von den Jungs vor der Kneipe auf. Einige der größeren und gefährlicheren dieser Mitbürger hatten sich mit Hardware ausgerüstet. Ein riesiger grobschlächtiger Kerl auf der rechten Seite hielt eine Keule und sein Kumpel auf der linken eine Machete. Die Rausschmeißer. Nur ihnen würde man gestatten, in einer Bar an der Grenze echte Waffen zu tragen.
    Ich überblickte die Menge und hielt nach verräterischen leuchtenden Augen Ausschau. Nichts. Nur Leute mit normaler menschlicher Iris. Wenn an diesem Abend Gestaltwandler in der Kneipe gewesen waren, hatten sie sich entweder verzogen oder sich ordentlich in ihre menschliche Haut gehüllt. Ich konnte auch keine Vampire in der Nähe spüren. Keine vertrauten Gesichter in der Menge. Auch die Wandergesellen schienen sich aus dem Staub gemacht zu haben. Etwas Schlimmes tat sich, und niemand wollte sich damit beschmutzen. Und jetzt war das Ganze mein Problem. Oh Gott!
    Marigold trug mich an den Schlachtopfern vorbei zum Eingang. Ich zog die durchsichtige Plastikhülle hervor, die ich an einer Schnur um den Hals trug, und hielt sie hoch, damit alle das kleine Rechteck mit meinem Ordensausweis sehen konnten.
    »Kate Daniels. Ich arbeite für den Orden. Wo ist der Eigentümer?«
    Ein großer Mann trat aus der Kneipe und richtete eine Armbrust auf mich. Es war eine anständige moderne Waffe mit Recurvebogen und knapp zweihundert Pfund Zuggewicht. Sie war mit Glasfaservisier und Zielfernrohr ausgestattet. Ich bezweifelte jedoch, dass er irgendetwas davon benötigte, um mich aus drei Metern Entfernung zu treffen. Auf diese Distanz würde der Bolzen mich nicht nur penetrieren, sondern durch mich hindurchgehen und einen Teil meiner Innereien mitnehmen.
    Natürlich könnte ich ihn auf diese Distanz töten, bevor er es schaffte, einen Schuss abzugeben. Auch mit einem Wurfmesser war jemand aus drei Metern Entfernung kaum zu verfehlen.
    Der Mann fixierte mich mit grimmiger Miene. Er war schlank und in mittleren Jahren und sah aus, als hätte er zu viel Zeit an der frischen Luft mit harter Arbeit verbracht. Das Leben hatte ihm das Fleisch von den Knochen geschmirgelt und nur lederne Haut, Schießpulver und Knorpel zurückgelassen. Ein kurzer dunkler Bart klebte ihm am Kinn. Er nickte dem kleineren Rausschmeißer zu. »Vik, überprüf den Ausweis.«
    Vik schlenderte herüber und musterte die Plastikhülle. »Darauf steht genau das, was sie gesagt hat.«
    Ich war viel zu müde für solche Spielchen. »Sie schauen auf die falsche Stelle.« Ich zog die Karte aus der Hülle und hielt sie ihm hin. »Sehen Sie das Quadrat in der unteren linken Ecke?«
    Sein Blick wanderte zu dem Zeichen aus verzaubertem Silber.
    »Legen Sie Ihren Daumen drauf und sagen Sie ›Identifizieren‹.«
    Vik zögerte, schaute sich zu seinem Boss um und berührte das Quadrat. »Identifizieren.«
    Ein Lichtblitz durchstieß seinen Daumen, und das Quadrat wurde schwarz.
    »Die Karte weiß, dass Sie nicht ihr Besitzer sind. Ganz gleich, was Sie damit anstellen, die Stelle wird schwarz bleiben, bis ich sie wieder berühre.« Ich legte einen Finger auf das Quadrat. »Identifizieren.«
    Das Schwarz verflüchtigte sich und ließ wieder die helle Oberfläche erkennen.
    »So können Sie einen echten Mitarbeiter des Ordens von einem falschen unterscheiden.« Ich stieg ab und band Marigold am Geländer fest. »Wo ist die Leiche?«
    Der Kneipenbesitzer stellte sich als Cash vor. Er schien nicht zu den gutgläubigen Menschen zu gehören, aber wenigstens hielt er die Armbrust nach unten gerichtet, als er mich hinter das Gebäude und dann nach links führte. Da seine Auswahl an Vertretern des Ordens auf Marigold und mich beschränkt war, versuchte er sein Glück mit mir. Es tat immer wieder gut, wenn man für kompetenter als ein Maultier gehalten wurde.
    Die Menge der Schaulustigen trottete hinterher, als wir um das Gebäude herumgingen. Ich hätte auf das Publikum verzichten können, aber ich war nicht in der Stimmung, mich zu streiten. Ich hatte schon genug Zeit damit vergeudet,

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