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Stadt ohne Namen

Stadt ohne Namen

Titel: Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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schlief.
    In einer Woche hatte ich mich genügend erholt um jemand nach Albany wegen einer Schar Leute zu schicken, um denMartense−Wohnsitz und den ganzen oberen Teil des Tempest Mountain mit Dynamit zu sprengen und alle auffindbaren Gänge in den Erdwällen zu verstopfen und gewisse überentwickelte Bäume zu vernichten, deren bloßes Vorhandensein die Vernunft zu beleidigen schien. Ich konnte etwas schlafen, nachdem dies geschehen war, aber wirkliche Ruhe wird nie über mich kommen, solange ich mich des obskuren Geheimnisses der lauernden Furcht erinnere. Die Geschichte wird mich verfolgen, denn wer vermag zu sagen, daß die Ausrottung eine vollständige ist und daß nicht gleichgeartete Erscheinungen auf der ganzen Welt existieren? Wer kann, mit dem, was ich weiß, an die unbekannten Höhlen der Erde denken, ohne eine alpdruckähnliche Furcht vor künftigen Möglichkeiten? Ich kann keinen Brunnen und keinen Untergrundbahneingang sehen, ohne zu schaudern. Warum können mir die Ärzte nicht etwas geben, damit ich schlafen kann oder mein Gehirn wirklich beruhigen, wenn es donnert?
    Was ich in dem aufblitzenden Strahl erblickte, als ich das unnennbare umherstreifende Geschöpf erschoß, war so selbstverständlich, daß fast eine Minute verstrich, ehe ich begriff und in ein Delirium verfiel. Das Wesen war übelkeiterregend, ein schmutziger, weißer Gorilla mit scharfen gelben Fangzähnen und verfilztem Fell. Er war das letzte Produkt degenerierter Säugetiere; das schreckliche Ergebnis von Inzucht, Vermehrung und kannibalischer Ernährung über und unter der Erde, die Verkörperung all der Verstrickungen und des Chaos und der grinsenden Furcht, die hinter der belebten Welt lauert. Es hatte mich sterbend angeblickt und seine Augen hatten die gleiche merkwürdige Eigenschaft, die jene anderen Augen ausgezeichnet hatte, die mich im Untergrund angestarrt und nebelhafte Erinnerungen wachgerufen hatten. Ein Auge war blau, das andere braun. Sie waren die ungleichen Martense−Augen der alten Sagen, und ich verstand in einem alles überschwemmenden Hereinbruch des Grauens, was aus der verschwundenen Familie geworden war; dem schrecklichen, vom Donner zum Wahnsinn getriebenen Haus der Martense.
    Arthur Jermyn
    Das Leben ist eine häßliche Angelegenheit und aus dem Hintergrund dessen, was wir darüber wissen, kommen dämonische Andeutungen der Wahrheit zum Vorschein, die es manchmal noch tausendfach häßlicher machen. Die 120
    Wissenschaft, schon niederdrückend genug mit ihren schockierenden Enthüllungen, wird vielleicht zur endgültigen Vernichterin der Spezies Mensch
    − so wir eine Spezies für sich sind −, denn ihre Reserven ungeahnten Grauens könnten von keinem sterblichen Gehirn ertragen werden, so man sie auf die Welt losließe. Wenn wir wüßten, was wir sind, wir würden handeln, wie Arthur Jermyn es tat; Arthur Jermyn durchtränkte sich mit 01 und zündete eines nachts seine Kleider an. Niemand tat die verkohlten Reste in eine Urne oder setzte ihm, der er gewesen war, ein Denkmal, denn gewisse Papiere und ein gewisser Gegenstand in einer Kiste wurden gefunden, die in den Menschen den Wunsch erweckten zu vergessen. Manche, die ihn kannten, geben nicht mehr zu, daß er je existierte.
    Arthur Jermyn ging aufs Moor hinaus und verbrannte sich, nachdem er den Gegenstand in der Kiste, die aus Afrika eingetroffen war, gesehen hatte. Es war dieser Gegenstand und nicht seine merkwürdige äußere Erscheinung, der ihn veranlaßte, seinem Leben ein Ende zu machen. Manch einer hätte nicht leben mögen, wenn er Arthur Jermyns merkwürdige Züge besessen hätte, aber er war ein Dichter und Gelehrter gewesen, und es hatte ihm nichts ausgemacht.
    Gelehrsamkeit lag ihm im Blut, denn sein Urgroßvater, Sir Robert Jermyn, war ein berühmter Anthropologe gewesen, während sein Urururgroßvater, Sir Wade Jermyn, einer der ersten Erforscher des Kongogebietes war, und er hatte gelehrt über seine Stämme, Tiere und mutmaßlichen Altertümer geschrieben. Der alte Sir Wade hatte in der Tat einen intellektuellen Eifer besessen, der beinah an Manie grenzte;
    seine bizarren Vermutungen über eine prähistorische weiße Kongokultur brachten ihm viel Spott ein, als sein Buch »Beobachtungen in verschiedenen Teilen Afrikas« veröffentlicht wurde. 1765 steckte man den furchtlosen Forscher in ein Irrenhaus in Huntingdon.
    Wahnsinn fand sich bei allen Jermyns, und die Leute waren froh, daß es nicht zuviele von ihnen gab. Die Linie brachte

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