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Stadt ohne Namen

Stadt ohne Namen

Titel: Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H.P. Lovecraft
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anstellen, aber durch die eindringliche Befragung erfuhr er die bilderreiche Legende der ausgestopften Göttin.
    Die Affenprinzessin, so hieß es, wurde die Gemahlin eines großen weißen Gottes, der aus dem Westen gekommen war. Lange Zeit hatten sie gemeinsam über die Stadt geherrscht, aber als sie einen Sohn bekamen, zogen alle drei fort.
    Später waren der Gott und die Prinzessin zurückgekehrt und nach dem Tode der Prinzessin ließ ihr göttlicher Gemahl den Körper mumifizieren und schloß ihn in einem großen Hause ein, wo er verehrt wurde. Dann reiste er allein ab. Die Legende scheint hier drei Varianten zu bieten. Gemäß der einen Geschichte ereignete sich weiter nichts mehr, außer daß die ausgestopfte Göttin zum Symbol der Vorherrschaft wurde, welcher Stamm sie auch jeweils besitzen möge. Aus diesem Grunde schleppten die N'bangu sie fort. Die zweite Geschichte erzählte von der Wiederkehr des Gottes und seinem Tod zu Füßen seines im Schrein eingeschlossenen Weibes. Eine dritte berichtete von der Rückkehr des Sohnes, der zum Mann oder Affen oder Gott herangewachsen war, wie man es nimmt −ohne sich seiner Identität bewußt zu sein. Sicher hatten die einfallsreichen Schwarzen das meiste aus den Ereignissen gemacht, die hinter den ungewöhnlichen Sagen liegen mögen.
    über das wirkliche Vorhandensein der Dschungelstadt, wie sie der alte Sir Wade beschrieben hatte, war sich Arthur Jermyn nicht mehr im Zweifel, und es wunderte ihn kaum, als er am Anfang des Jahres 1912 auf deren Reste stieß.
    Ihre Größe war wohl übertrieben worden, dennoch bewiesen die herumliegenden Steine, daß es nicht nur ein Negerdorf gewesen war.
    Unglücklicherweise fand man keinerlei Bildhauerarbeit, und der geringe Umfang der Expedition verhinderte das Unternehmen, den einzig sichtbaren Eingang freizulegen, der in das Gewölbesystem hinunterzuführen schien, das 125
    Sir Wade erwähnt hatte. Die weißen Affen und die ausgestopfte Göttin wurden mit allen Eingeborenenhäuptlingen der Gegend erörtert, aber es blieb einem Europäer überlassen, die Angaben des alten Mwanu zu ergänzen. M.
    Verhaeren, belgischer Agent eines Handelsplatzes am Kongo, glaubte, er könne die ausgestopfte Göttin nicht nur auffinden, sondern auch erwerben; da die einst mächtigen N'bangu nun Untertanen der Regierung König Alberts seien, und mit etwas Überredungskunst veranlaßt werden könnten, sich von der grausigen Gottheit zu trennen, die sie weggeschleppt hatten. Als Jermyn per Schiff nach England zurückkehrte, geschah dies in der erregenden Erwartung, daß er in wenigen Monaten einen unschätzbaren ethnologischen Fund erhalten würde, der die phantastischsten Erzählungen seines Urururgroßvaters bestätigen würde − das heißt, die phantastischste, die er je gehört hatte. Landleute in der Nähe von Jermyn House hatten vielleicht unwahrscheinlichere Geschichten gehört, die ihnen von ihren Ahnen überliefert worden waren, die Sir Wade am Tisch des »Knights Head« zugehört hatten. Arthur Jermyn wartete sehr geduldig auf die angekündigte Kiste von M. Verhaeren, während er in der Zwischenzeit mit vermehrtem Fleiß die Manuskripte studierte, die sein verrückter Vorfahre ihm hinterlassen hatte. Er begann, sich mit Sir Wade stark geistesverwandt zu fühlen und Andenken an dessen Privatleben in England und an dessen afrikanische Abenteuer zu suchen. Mündliche Überlieferungen von der geheimnisvollen, abgeschlossen lebenden Ehefrau waren zahlreich, aber kein greifbares Andenken an ihren Aufenthalt in Jermyn House war verblieben.
    Jermyn fragte sich, welcher Umstand eine derartige Austilgung bewirkt und möglich gemacht hatte, und er entschied, daß die Geisteskrankheit des Ehemannes der Hauptgrund gewesen war. Seine Ur−Ururgroßmutter, entsann er sich, soll die Tochter eines portugiesischen Händlers in Afrika gewesen sein.
    Sicherlich hatten ihr praktisches Erbe und eine oberflächliche Kenntnis der dunklen Kontinents sie veranlaßt, sich über Sir Wades Berichte aus dem Landesinnern lustig zu machen, etwas, das solch ein Mann wahrscheinlich nie vergeben würde. Sie war in Afrika gestorben, vielleicht von ihrem Ehemann dorthin geschleppt, der entschlossen war, für das, was er erzählt hatte, den Beweis zu liefern. Aber wenn Jermyn sich diesen Überlegungen hingab, konnte er nur ob ihrer Nutzlosigkeit lächeln, angestellt anderthalb Jahrhunderte nach dem Tod seiner seltsamen Vorfahren.
    Im Juni des Jahres 1913 traf ein Brief von M.

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