Star Trek - Destiny 04 - Einzelschicksale
ersten vierzig Minuten unserer einstündigen Sitzung völlig verblüffte. Es schien ihm gut zu gehen, er zeigte keinerlei offensichtliche – oder selbst nicht ganz so offensichtliche – Anzeichen für mentales Leiden. Ich habe im Laufe der Jahre Dutzende Vulkanier behandelt, einschließlich der sechs, die derzeit auf der Massachusetts dienen, also weiß ich, wonach ich suchen muss.
Und dann brach es plötzlich heraus: Frustration. Wut. Verbitterung. Gegenüber den Borg, wie sich herausstellte, jedoch nicht aus den Gründen, die man erwarten würde. Er sagte, er habe die Borg stets bewundert, da sie der ultimative Triumph der Logik seien. Sie hätten erreicht was Hunderte von Vulkaniern durch das Kolinahr zu erreichen versucht hatten, und zwar bis zu einem Grad, den zu erlangen keinem Vulkanier je gelungen war: die perfekte Beherr-schung der Logik über die Emotion.
Seine Verbitterung galt jedoch nicht etwa sich selbst dafür, dass er einen Feind der Föderation auf diese Weise bewunderte – vielmehr galt sie den Borg, dafür, dass sie das, was er als ihr logisches Mandat betrachtete, gebrochen hatten, indem sie die Föderation angriffen.
»Rache«, sagte er, »ist nicht logisch.«
Ich muss zugeben, dass ich sehr froh war, dass er mein letzter Termin für diesen Tag war. Er ist eine ganz gewöhnliche Person, ein Verwaltungsangestellter, ein fleißiger Arbeiter, alleinstehend, einhundertfünfundsiebzig Jahre alt, seine Akte enthält keine Auffällig-keiten. Und doch ist er ein grenzwertiger Soziopath. Er glaubt dass der Verlust von Leben durch die Borg gerechtfertigt war – zumindest vor ihren kürzlichen Angriffen auf die Föderation –, weil all diese Leute der Logik der Borg im Weg standen.
Er war ein sehr extremer Fall, aber es gibt viele Vulkanier, die mit ihrer emotionalen Kontrolle ringen. Eine Therapie, die ich vorschlug
– und die nur ein paar der Counselors in Vulcana Regar anwenden –
besteht darin, es den Patienten für einen kurzen Zeitraum zu gestatten, sich auszutoben – ihren Emotionen für, sagen wir, zehn Minuten freien Lauf zu lassen, während sie sich allein in einem Raum befinden. So können sie die emotionalen Barrieren fallen lassen und sich richtig abreagieren. Dr. T'Haro wies auf das Risiko hin, dass sie vielleicht nicht in der Lage sein könnten, die Barrieren wieder aufzubauen, doch ich beharrte darauf, dass die Alternative in dem unerwarteten Fallen der Barrieren bestehen würde. Wenn es unter kon-trollierten Bedingungen durchgeführt wird, besteht ein geringeres Risiko.
Vulkan hat seit Suraks Zeiten keine Katastrophe eines solchen Ausmaßes mehr erlitten. Eine derartige, alles umfassende Invasion ihres Raumes hat es sogar seit der Gründung der Föderation nicht mehr gegeben. Es gibt keinen einzigen lebenden Vulkanier, der je zuvor mit einem Trauma dieser Größenordnung fertig werden musste, und die emotionale Kontrolle, die sie im täglichen Leben anwenden, ist daher nicht länger ausreichend.
Ich werde weiterhin versuchen, ihnen zu helfen. Ich hoffe nur, es wird genügen.
13
TY'GOKOR
Martoks Bein schmerzte.
Es war wieder völlig verheilt, seit es während der Borg-Invasion gebrochen war, als Kanzler Martoks Flaggschiff, die Schwert des Kahless , die Borg bekämpfte und ihnen unterlag. Lediglich ein kleiner Bruchteil der Schiffsbesatzung von dreitausend Personen überlebte.
Martok war einer von ihnen.
Das Bein wurde schließlich von einem Arzt der Klingonischen Gesundheitsaufsicht wieder vollständig hergestellt. Dieser Arzt arbeitete in der Halle der Krieger auf Ty'Gokor – das zum temporären Sitz der Regierung des Imperiums erklärt worden war. Martok selbst hatte die Klingonische Gesundheitsaufsicht vor viereinhalb Jahren ins Leben gerufen, nachdem die vorherige medizinische Vereinigung, die Klingonische Ärzteenklave, nicht viel mehr als eine Ausrede für Ärzte war, sich zu versammeln und jede Menge zu trinken.
Martok war mehrere Jahre lang auf einer Raumstation unter Leitung der Föderation im bajoranischen Sektor stationiert gewesen.
Dort hatte er schnell den Vorteil zu schätzen gelernt, den es mit sich brachte, vollständig genesene Krieger zurück auf das Schlachtfeld zu schicken. Während der Jahre seiner Regierung hatte er langsam aber stetig daran gearbeitet, die Lage der klingonischen Medizin zu verbessern.
Weshalb es ihn nun wunderte, warum im Namen von Kahless'
Hand sein Bein so verdammt wehtat.
Er wollte gerade seine Assistentin herbeirufen
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