Star Trek - New Frontier 04 - Die Waffe
massiven, rechteckigen Fundament des Obelisken angebracht worden war. Er las die Inschriften, die an verschiedene besondere Tage in den Kriegsannalen der Sternenflotte erinnerten, bis seine Augen am 22. März 2153 hängen blieben – einem Tag, der sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt hatte. Doch einen Großteil des Textes, der diesem Datum folgte, vermochte er nicht zu lesen. Sein Blick trübte sich unter einem unvermittelten Ansturm unvergossener Tränen.
»All diese Tode müssen doch etwas bedeutet haben«, flüsterte er. »Sie müssen
irgendetwas
bedeutet haben.«
Marvicks Frage verfolgte ihn. Der alte Mann überlegte, warum er diesen Ort in den langen fünfundachtzig Jahren, die seit jenem 22. März 2153 ins Land gezogen waren, niemals besucht hatte. Jenem 22. März – es war ein stiller Donnerstag gewesen –, an dem eine furchtbare Xindi-Sonde über der Erde aufgetaucht war und sieben Millionen Menschenleben ausgelöscht hatte …
EINS
Dienstag, 24. Juli 2153
,
Innere Kammer des Xindi-Rats
Wann immer Degra über das Endergebnis des Waffenprojekts, das er während der letzten Mondumläufe überwacht hatte, nachdachte, tauchte Naaras lächelndes Gesicht vor seinem inneren Auge auf. Und wie immer wenn er sich seine Frau vorstellte, stand sie zusammen mit ihren Kindern da, als posiere sie für ein Porträt. Sowohl Piral als auch Jaina wirkten zeitlos jung, und obwohl seine Kinder mittlerweile erwachsen waren, glaubte Degra, dass er sie vermutlich immer auf diese Weise vor sich sehen würde.
Vor allem wenn er an die unversöhnlichen terranischen Feinde dachte, die vor nichts haltmachen würden, um sie und den Rest der Xindi-Primaten auszulöschen – wie auch jedes weitere Mitglied der vier anderen intelligenten Xindi-Rassen, von denen drei durch Repräsentanten vertreten waren, die gemeinsam mit ihm an dem großen, runden Tisch der Inneren Kammer saßen.
Einer von Shreshts Exoskelettarmen schlug hart genug auf die schwarze Tischplatte, um sie zum Erzittern zu bringen.
»Das menschliche Raumschiff dringt immer weiter in unseren Raum ein«
, schrie der Xindi-Insektoide in der vorherrschenden Sprache seiner Spezies.
»Selbst die Orassin-Verzerrungsfelder schrecken es nicht ab! Und wir unternehmen nach wie vor nichts!«
Seine Mandibeln zitterten und klickten auf beinahe hysterische Art und Weise. Wenn Shresht in diesem erregten Geisteszustand war, fiel es Degra noch schwerer, die knackenden Laute seines Sprachwerkzeugs mental in verständliche Sprache zu übersetzen.
Ist das der Grund, warum der Rat bereits so rasch nach unserem letzten Zusammentreffen einberufen wurde?
, fragte sich Degra. Es lag kaum vier Umdrehungen zurück, dass sie das letzte Mal hier zusammengekommen waren, und seine Wissenschaftler und Ingenieure hatten ihm bis jetzt nicht viel Neues berichtet. Jedem anderen hier musste das ebenfalls klar sein. Degra hätte gerne gewusst, wie das Waffenprojekt jemals vollendet werden sollte, wenn die Paranoia der Insektoiden und Reptilianer seine Arbeit durch immer neue Besprechungen unterbrach.
Mallora, Degras Begleiter, blickte kopfschüttelnd in Richtung des Insektoiden und seines Beraters, deren riesige Facettenaugen im Schein der gedämpften Deckenleuchten wie irisierende Regenbögen schimmerten. »Es gibt nichts zu befürchten, Shresht«, sagte er. »Die Zerstörung des Erdenschiffs in den Orassin-Verzerrungsfeldern ist dank der Raumzeit-Anomalien, die in dieser Region vorherrschen, so gut wie sicher. Abgesehen davon scheint die Bewegung des Schiffs nach wie vor willkürlich und ohne festes Ziel zu sein.«
Obwohl Mallora, wie Degra ein Angehöriger der Xindi-Primaten, eine gewisse Selbstsicherheit ausstrahlte, fiel es Degra schwer, diesen Optimismus vollends zu teilen. Bilder von Naara und den Kindern traten erneut vor sein inneres Auge und verliehen Shreshts übermäßiger Vorsicht einiges an Gewicht. Dennoch gab er Mallora Rückendeckung. »Es kann auch kaum die Rede davon sein, dass wir nichts unternehmen, Shresht. Die Arbeiten an der Waffe schreiten gemäß dem vereinbarten Zeitplan voran. In weniger als sechs Umläufen des äußeren Mondes wird sie bereit sein. Dann wird die Erde zu Staub und Asche reduziert, und ebenso die Gefahr, die sie für unsere Rassen darstellt.«
Shreshts Mandibeln klackten mit unverhohlener Ungeduld.
»Sechs Umläufe. In dieser Zeit kann eine Menge geschehen.«
»Wie einfallsreich diese Menschen auch sein mögen, es wird weit länger dauern,
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