Star Trek - Vanguard 02 - Rufe den Donner
es in der Intensivstation der
Endeavour
gab. Alle vier Betten waren besetzt. In dem, das vor ihm stand, lag Ensign Karen LaMartina. Die junge Frau hatte sich bei einer elektrischen Explosion Verbrennungen am Oberkörper und eine Gehirnerschütterung zugezogen. Das war während des zweiten Angriffs auf das Raumschiff passiert.
Ein kräftiger Ensign hatte sie sich über die Schultern geworfen und in die Krankenstation gebracht. Er war ebenfalls bei der Explosion verletzt worden, hatte sich aber nicht behandeln lassen, sondern war nach einem kurzen Bericht über den Hergang des Unfalls voller Adrenalin an seinen Posten zurückgekehrt. Leone hatte ihn seitdem nicht gesehen und fragte sich, ob er tatsächlich noch seinen Pflichten nachkommen konnte oder irgendwo in den Tiefen des Schiffs zusammengebrochen war.
Und das ist nur eine von rund fünftausend Fragen, die momentan um mich herumschwirren und auf die ich keine Antwort weiß
. Frustriert presste er die Lippen aufeinander und versuchte, sich nicht weiter ablenken zu lassen, sondern sich auf die vielen Verletzten zu konzentrieren, die in seiner Krankenstation gelandet waren.
Im Bett vor ihm stöhnte LaMartina. Es war offensichtlich, dass ihre Verletzungen ihr zu schaffen machten. Leone legte ihr seine Hand auf den Arm. „Schmerzen?“, fragte er. Die junge Frau nickte. Leone griff nach einem Hypospray, das Dr. Bruce Griffin, sein stets aufmerksamer Assistent dort bereitgelegt hatte. Er stellte die Dosierung ein, hielt die Spritze an LaMartinas Nacken und injizierte das Betäubungsmittel. Es zischte einmal kurz, dann verteilte sich der Wirkstoff in ihrem Blut. Beinahe augenblicklich setzte die Wirkung ein. Die Augenlider seiner Patientin begannen zu flattern, ihr Gesicht entspannte sich.
Mit einer schwächlichen Bewegung berührte sie seinen Arm. „Ich bin so … schläfrig …“
„Das sind die Medikamente, Ensign“, sagte Leone. Er spürte ihre klammen Finger auf der nackten Haut seines Unterarms. „Sie werden sich bald besser fühlen.“
„Warten Sie“, sagte LaMartina. Ihr Griff wurde stärker. „Ich dachte, ich hätte … gehört … haben Sie gesagt, dass … der Captain getötet wurde?“
Leones Kehle verengte sich so wie jedes Mal, wenn er einem Besatzungsmitglied, egal, ob Patient oder nicht, die schlechte Nachricht überbringen musste. „Ja, Captain Zhao ist tot.“
Die junge Frau schloss die Augen und seufzte tief. Leone redete in solchen Situationen nie um den heißen Brei herum. Er wusste, dass Euphemismen niemandem halfen. Captain Zhao war nicht ums Leben gekommen. Er hatte seine sterbliche Hülle nicht zurückgelassen, war nicht in den Himmel aufgestiegen. Er war gestorben. Leone wusste, dass keine großen Worte, keine blumigen Ausdrücke diese Tragödie und die Trauer, die die Überlebenden empfanden, dämpfen würden.
„Aber wir werden es überstehen“, sagte er nach einem Moment, als ihm verspätet einfiel, dass seine Pflichten nicht die Toten, sondern die Lebenden betrafen. „
Sie
werden es überstehen.“ Sanft nahm er ihre Hand von seinem Arm und legte sie auf die Bettdecke. „Ruhen Sie sich aus. Ich bin bald zurück.“
Als er aufsah, bemerkte er, dass Dr. Griffin am Fußende des Betts stand und ihn besorgt ansah. Leone spürte, dass die Unterhaltung, die sich anbahnte, nicht für die Ohren der Patienten bestimmt war, also führte er den jüngeren Mann in sein Büro. Er ließ sich in den Sessel hinter seinem unaufgeräumten Schreibtisch fallen. Sein Freund und Kollege schloss die Tür hinter sich.
„Alles in Ordnung, Doktor“, fragte Leone.
„Ja, ich habe mich nur gefragt“, sagte Griffin, während er sich mit der Hand durch sein sandfarbenes Haar fuhr, „ob Sie gehört haben, was sich da unten auf Erilon abgespielt hat?“
Leone seufzte langanhaltend. „Vielleicht haben Sie ja etwas während Ihrer Pause gehört. Ich war die letzten Stunden zu beschäftigt. Erzählen Sie’s mir.“
Griffin schien Leones Bemerkung nicht zu gefallen, denn er verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Ich erwähne das nur, weil einige Leute behaupten, der Captain sei vielleicht gar nicht tot.“
Leone zog die Augenbrauen zusammen. „Wirklich? Und was bringt sie auf diese Idee?“
„Sie sagen, Commander Khatami habe ihn bei unserer Flucht zurückgelassen.“ Griffins Augen weiteten sich. Der Gedanke schien ihm nicht zu behagen. „Vielleicht kämpft er da unten noch immer gegen … gegen was auch immer da unten ist.“
Leone
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