Star Trek - Vanguard 03 - Ernte den Sturm
was er sehen konnte, war Jeanne – die Frau, die er einst geliebt hatte, die Frau, die ein Teil von ihm immer noch liebte, trotz allem, was sie ihm angetan hatte. Ihr Gesicht war gegen den Videotransmitter gepresst.
„
Verflucht seist du, Diego
!“, schrie sie. „
Warum hast du uns nicht die Wahrheit gesagt?
“ Schrecken und Wut vereinten sich in den Tränen und der Bitternis in ihrer Stimme. „
Warum hast du mir nichts gesagt?
“
Überwältigt von Schuld und Grauen stand Reyes da und wusste sich nicht zu verteidigen. Das Leben der Kolonisten zu riskieren, war immer irgendwie abstrakt geblieben, aber sie in Echtzeit sterben zu sehen – diese Realität erschütterte ihn bis auf den Grund. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er suchte vergeblich nach Worten, doch alles, was ihm einfiel, war ihr Name und selbst der blieb ihm im Hals stecken, als Tränen in seine Augen schossen. „Jeanne …“
Sie schrie auf. Ein furchtbarer Schatten riss ihren Körper entzwei und löschte sie dann in einem Wirbelwind aus Schlägen aus.
Schwache, wortlose Geräusche entrangen sich Reyes’ Kehle. Seine Knie wurden weich. Er fiel am Geländer in sich zusammen, nicht willens und nicht in der Lage, sich zu halten. Sein Fall wurde rechts von Jetaniens schuppiger Klaue und links von T’Prynns blasser Hand aufgefangen. Sie zogen ihn vom Geländer fort und drehten ihn vom Schirm weg.
Er fühlte sich, als ersticke er, er konnte sich nicht dazu bringen, zu atmen. Die verzweifelten erstickten Geräusche seiner Trauer schienen in der plötzlichen, tiefen Stille der Ops widerzuhallen. Seine Beine hatten keine Kraft mehr, nur die Unterstützung seiner Freunde hielt ihn gerade eben aufrecht, sodass er seine Hände auf die Nabe legen und sich abstützen konnte.
Das Signal von Gamma Tauri IV verschwand. Der große Schirm hinter Reyes wurde leer und dunkelgrau. Lange Sekunden von herzzerreißender Leere drückten ihn nieder. Er wischte sich mit den Handflächen die Tränen aus seinen Augen und von den Wangen, seine Hände, die sonst immer so warm waren, waren jetzt eiskalt.
Ein Atemzug folgte dem anderen. Die Umwelt erschien wieder. Er wusste, was zu tun war. Er räusperte sich und wandte sich an seinen Ersten Offizier. „Coop“, sagte er mit fester Stimme. „Holen Sie mir Captain Khatami auf den Schirm.“
„Aye, Sir“, erwiderte Cooper. Er führte den Befehl aus, der mit schnellem Wispern über das Deck delegiert wurde. Ein paar Sekunden später, als Captain Khatami auf dem weiten Bildschirm erschien, hatte Reyes seine Maske ruhiger Entschlossenheit wiedergefunden.
„Captain, ist Ihr Schiff immer noch feuerbereit?“
„
Ja, Commodore
“, meinte Khatami mit einem neugierigen Unterton in der Stimme.
Jeder um Reyes herum war still, als er fortfuhr. „Dann sind das hier Ihre neuen Befehle. Ich will, dass die
Endeavour
und die
Lovell
sich bis auf maximale Reichweite der Photonentorpedos von Gamma Tauri IV zurückziehen. Von dort aus werden Sie unverzüglich die Allgemeine Order 24 gegen den Planeten durchführen. Haben wir uns verstanden?“
Khatami sah fassungslos aus. „Allgemeine Order 24, Sir?“
„Sie haben mich verstanden, Captain“, sagte Reyes. „Schmelzen Sie ihn ein.“
Es waren einige Minuten vergangen, seit man irgendwelche ausgehenden Transmissionen von Gamma Tauri IV entdeckt hatte. Atish Khatami wusste, dass es wahrscheinlich deshalb so war, weil alle Kolonisten – die Klingonen eingeschlossen – tot waren. Und während sie über den Befehl des Commodores, die Allgemeine Order 24 auszuführen, nachgrübelte, spürte sie dennoch Trauer angesichts der unzähligen einheimischen Lebensformen, die diese Welt bevölkerten – Pflanzen, Bakterien, Insekten, komplexere Land- und Meereslebewesen. Teile des Sternenflottencredos klangen durch ihre Gedanken: „… um neue Welten zu erforschen, neues Leben …“
In einigen Momenten würde sie es auslöschen.
Das ist nicht richtig
, protestierte ihr Gewissen.
Das ist eine Sünde gegen Allah, ein Verbrechen gegen die Wissenschaft
. Sie biss die Zähne zusammen und erinnerte sich selbst daran, dass Commodore Reyes diesen Befehl sicher nicht ohne guten Grund gegeben hatte. Sie stellte sich vor, wie diese düsteren Killermaschinen über die New-Boulder-Kolonie hinweggefegt waren und stellte sich vor, dass diese Kreaturen ihren Weg nach Deneva fänden … und dort ihren Mann und ihre Tochter töteten. Das Bild machte es leichter, Commodore Reyes’ Befehl Folge zu
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