Star Trek - Vanguard 03 - Ernte den Sturm
fünf Minuten hier sein“, sagte T’Prynn. „Sie werden dich in dein vorübergehendes Quartier begleiten. Du brauchst nicht zu packen. Es wird sich um alle deine Bedürfnisse gekümmert.“
Sandesjo starrte T’Prynn an. „Nicht um
alle
.“
T’Prynn wendete sich ab und ging zur Tür. Sie blieb stehen, als Sandesjo ausrief: „Willst du wissen, was ironisch ist?“ T’Prynn sah zurück. Sandesjo lachte freudlos und betrachtete die Vulkanierin mit einem harten Lächeln. „Am liebsten würde ich jetzt wie ein Mensch weinen – aber Klingonen haben keine Tränendrüsen. Vulkanier schon – aber du denkst wahrscheinlich, dass ich keine Träne wert bin.“
Das Sperrfeuer der
Katra
-Angriffe kam unvermittelt, schneller als zuvor, und so heftig, dass T’Prynn zusammenzuckte. Sie spielte die Erinnerung daran, wie Stens Genick brach, immer und immer wieder durch, bis sie die Kontrolle über ihr Bewusstsein wiedererlangt hatte. Dann zwang sie sich selbst zu einem Gesichtsausdruck, der einer Vulkanierin angemessen war: rätselhaft.
„Maß dir nicht an, zu wissen, was ich
denke
, Anna“, sagte sie und floh aus der Wohnung ihrer Geliebten, gejagt von Stens rachsüchtigem
Katra
.
Sie ging allein durch die Terrestrische Anlage, dann durch die Korridore der oberen Ebenen der Station. Doch T’Prynn konnte sich nicht vorstellen, wo sie Zuflucht finden konnte. Medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, würde nur die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass durch ihr
Val’reth
-Geheimnis ihre Karriere zerstören werden würde. Meditation bot keinen Trost. Das Piano im Manóns, einst eine Festung der Ruhe, hatte sich als angreifbar erwiesen. Die Arme ihrer Geliebten boten keine Zuflucht mehr.
Es gab nun keinen Weg mehr, vor sich selbst davonzulaufen. Sie konnte nicht anders als zuzugeben, dass in Stens Hohn wenigstens ein Fünkchen Wahrheit steckte: Sie
hatte
Anna betrogen. Obwohl sie ihre Scham darüber tief in ihrem Inneren vergraben hatte, zweifelte sie nicht daran, dass Sten sie ausgraben und dazu benutzen würde, um damit in den nächsten Jahren seine Psychospielchen zu treiben.
T’Prynn kehrte zu ihrem aufgeheizten Quartier zurück, zog sich aus und bemühte sich, der Form halber zu schlafen. Doch sie wusste, dass in ihren Träumen Stens bösartiger Schatten auf sie warten würde – vor einem offenen Grab stehend, den Spaten in der Hand … und hämisch lächelnd.
Dritter Teil
WERKZEUGE
DER DUNKELHEIT
Kapitel 29
Sechs Tage voller zurückgezogener Grübelei hatten Reyes’ Trauer nicht gelindert. Das Lesen der detaillierten Berichte der Captains der
Lovell
und der
Endeavour
zwangen ihn, die Tragödie von Gamma Tauri IV immer und immer wieder zu durchleben und bei jedem erneuten Lesen wurde ihm bewusster, wie viel Blut nun unauslöschlich an seinen Händen klebte. Elftausend Siedler, tausende klingonische Wissenschaftler und jedes andere lebende Wesen auf diesem Planeten war tot und zu radioaktiven Glas und Dunst zerschmolzen.
Und was haben wir daraus gelernt?
Er stellte sich diese Frage immer wieder und wusste, dass die Antwort darauf „fast nichts“ lautete. Der Einsatz auf Gamma Tauri IV hatte kaum tiefere Einblicke in die Geheimnisse der Artefakte, des Meta-Genoms oder der Shedai gebracht. Für das Ende dieser Tragödie in Blutvergießen und Feuer war allein er verantwortlich, das wusste Reyes.
Die einzige gute Nachricht in dieser Woche war die Rettung der
Sagittarius
von der Oberfläche von Jinoteur IV gewesen, und selbst das war nicht wirklich ein Erfolg, sondern vielmehr eine weitere Katastrophe, die man gerade noch so hatte verhindern können. In wenigen Stunden würde das angeschlagene Spähschiff nach Vanguard zurückkehren, begleitet von dem zivilen Tramp-Schiff
Rocinante
. Ein Heldenempfang war vorbereitet worden und Reyes klammerte sich an die Hoffnung, dass die Einsatzbesprechung mit der
Sagittarius
-Crew mehr Informationen bringen würde als die fehlgeschlagene Mission auf Gamma Tauri IV. Zumindest erwartete er ihre Theorien darüber, wie das gesamte Jinoteur-System aus der Raumzeit verschwunden war.
Sein Kaffee war noch ein wenig warm, also nahm er einen großen Schluck und lehnte sich in seinem Sessel zurück, während er die Karte der Sektoraktivitäten an seiner Bürowand betrachtete. Die
Endeavour
war zur klingonischen Grenze versetzt worden, um dort präventive Patrouille zu schieben, und die
Lovell
war auf dem Weg nach Pacifica, einer wunderschönen und kürzlich besiedelten pelagischen
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