Star Trek - Vanguard 08 - Sturm auf den Himmel
sie sich in Spocks sorgloser Melodie. Sie war in ihrer Einfachheit irreführend, und schon bald begann ihr geschultes Gehör Feinheiten herauszuhören, Anspielungen auf ein Verlangen hinter ihrer unschuldigen Fassade. Dann stellte sie eine neue Fülle im Lied fest und begriff, dass es das Klavier war – mit geschlossenen Augen hatte sie begonnen, die Melodie mit Spock durch reinen Instinkt zu erforschen.
Zuerst füllte sie nur Akkorde oder wiederholte Passagen, die Spock gespielt hatte. Doch schon bald fiel sie in die Tonart mit ein und entwickelte ihre eigene Melodie, um Spocks zu ergänzen. Als ihr Spiel immer selbstsicherer wurde, ließ Spock die Harfe zu ihrer Begleitung werden und hörte schließlich ganz auf, während T’Prynn ihren eigenen musikalischen Weg ging.
Die Musik, die vom Klavier aufstieg, war ihr ein Rätsel. Die Melodie ähnelte keiner, die sie schon einmal gehört hatte, und unterschied sich sehr von dem menschlichen Jazz und Blues, den sie jahrzehntelang gespielt hatte. Dieser neue Stil war langsamer, flüssiger und doch genauso komplex wie Jazz und so gefühlvoll wie Blues. In einigen Momenten näherte sie sich dem Rand der Dissonanz, doch jedes Mal erspürte T’Prynn einen Weg, um sie wieder zu harmonisieren, bevor es zu weit ging. Versteckt in diesen Rhythmen und Akkorden war sie sicher, so unterschiedliche Einflüsse wie terranische Klassik und vulkanische Sonaten herauszuhören, genauso wie deltanische Kammermusik und andorianische Kompositionen. Plötzlich spürte sie, wie sich die Improvisation einem Ende zuneigte. Die Melodie gipfelte kunstvoll und fand ihren Schluss mit stiller Anmut. Der maßvolle, würdige Abschluss hallte im verlassenen Saal leise nach, und als die letzte Note verklungen war, öffnete T’Prynn die Augen. Da verstand sie, was Spock gemeint hatte. Es hatte sich einfach
richtig angefühlt
.
Einige Sekunden lang sprach keiner von ihnen. Sie saßen beieinander, andachtsvoll in ihrem Respekt für die Stille und einander. Als T’Prynn ihren Gemütszustand erspürte, entdeckte sie ein Gefühl, das sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gekannt hatte: Zufriedenheit.
Spocks Kommunikator piepte zweimal. Er klemmte sich die Harfe unter den linken Arm, zog den Kommunikator von seinem Gürtel und klappte ihn auf. »Spock hier.«
Eine Stimme, die T’Prynn als die von Captain Kirk erkannte, antwortete:
»Spock, wir brauchen Sie auf der
Enterprise.
Es gibt einen Notfall, und wir müssen in zwanzig Minuten los.«
»Bin schon auf dem Weg. Spock Ende.« Er schloss den Kommunikator und steckte ihn wieder in seinen Gürtel, bevor er sich erhob. »Bitte entschuldigen Sie mich.«
Als er sich vom Klavier entfernte, streckte T’Prynn die Hand aus und ergriff sanft sein linkes Handgelenk. Er erwiderte ihren Blick, während sie mit demütiger Stimme sagte: »Vielen Dank, Spock.«
Er drehte sich wieder zu ihr um, hob die rechte Hand und spreizte die Finger zum vulkanischen Gruß. »Leben Sie lange und in Frieden, T’Prynn.«
Sie stand ebenfalls auf und erwiderte den Gruß. »Friede und langes Leben, Spock.«
Er ließ die Hand sinken, dann eilte er die Treppenstufen am Bühnenrand hinunter und durch den Besucherraum zum hinteren Kücheneingang. Während sie ihm nachsah, fragte sie sich, wie sie ihm seine große Freundlichkeit jemals vergelten sollte.
Dann stellte sie sich vor, was Spock dazu sagen würde. Er würde wollen, dass sie ein Leben führte, das eines solchen Geschenks würdig war. Sie wusste nicht, ob sie diesem Ziel jemals gerecht werden konnte.
Aber als er aus ihrem Blickfeld verschwand, schwor sie, es zu versuchen.
Kapitel 15
Ich habe keine Ahnung, ob ich die Beharrlichkeit der Tholianer bewundern oder sie dafür bedauern soll
, dachte Khatami.
Zwei Tage waren vergangen, seit der
Endeavour
und ihren tholianischen Verfolgern die Torpedos ausgegangen waren, aber die zwölf keilförmigen Kampfschiffe blieben weiterhin dicht hinter ihnen. Ihre Antriebe wurden an die Belastungsgrenze getrieben, um mit dem schweren Kreuzer und seinem schnelleren Gefährten, der
Sagittarius
Schritt zu halten. Die Tholianer hätten ihren Angriff nur dann fortsetzen können, wenn eines der zwei Schiffe oder beide von Warp auf Impuls gegangen wäre, sodass sie für die Strahlenwaffen der Tholianer angreifbar gewesen wären. Aber das würde nicht passieren, bevor sie bei Vanguard ankamen. Und sobald die
Endeavour
und die
Sagittarius
die Raumstation erreicht hatten, standen sie unter dem Schutz
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