Star Trek - Vanguard 1: Der Vorbote
Jahre, in denen er im Rang immer höher stieg, hatte er mehr als einmal die traumatische Erfahrung verarbeiten müssen, Besatzungsmitglieder unter seinem Kommando zu verlieren. Sein erstes Jahr im Sessel des Captains an Bord der
Enterprise
hatte diese Last nur verstärkt. Das Aufzeichnen von Kondolenz-Botschaften an die Familien seiner Leute, wie Lee Kelso, Elizabeth Dehner oder Gary Mitchell hatte sich als emotional extrem belastend herausgestellt. Doch bis jetzt war der Vorgang stets durch zeitlichen und räumlichen Abstand gemildert worden, zudem hatte er hauptsächlich mit Fremden sprechen müssen.
Heute Nacht würde er einem seiner eigenen Leute ins Auge sehen müssen und der Überbringer einer sehr schlechten Nachricht sein. Dann musste er die Reaktion ertragen, wie auch immer sie ausfallen würde. Er atmete tief durch und versuchte, sich zu beruhigen.
Das hier ist meine Pflicht
, mahnte er sich.
D’Amato gehört zu meiner Crew
.
Wenn er schon so etwas erfahren muss, dann sollte er es von mir hören
.
Er drückte auf den Türsummer. Und wartete.
Einige Sekunden später ging die Tür auf und brachte einen barfüßigen D’Amato zum Vorschein. Sein dunkelblauer Bademantel war offen, enthüllte eine nackte Brust und eine graue Pyjama-Hose. Er blinzelte gegen das Licht und klang so müde, wie er aussah. „Captain?“
„Mr. D’Amato. Es tut mir leid, dass ich Sie geweckt habe.“
„Das ist schon in Ordnung, Sir. Was kann ich für Sie tun?“
Kirk zeigte auf die Tür. „Darf ich eintreten?“
D’Amato trat beiseite und führte den Captain hinein. „Natürlich. Entschuldigen Sie, Sir.“
„Dafür besteht kein Grund.“ Kirk ging hinein und blieb vor einem flachen, gepolsterten Stuhl stehen, der neben einem anderen vor einem kleinen Tisch an der Wand stand. Als sich die Tür schloss, schaltete D’Amato das Licht an. Kirk ging auf den nächstgelegenen Stuhl zu und bedeutete D’Amato, in dem anderen Platz zu nehmen.
Mit einem verständlichen Maß an Besorgnis setzte sich D’Amato in den Stuhl. „Was führt Sie zu mir, Captain?“
Für einen Moment wusste Kirk nicht, was er sagen sollte, aber dann gewann er seine Fassung zurück. „Ich bringe schlechte Nachrichten“, sagte er. „In einigen Minuten wird Vanguards kommandierender Offizier eine Bekanntmachung machen, aber ich wollte, dass Sie es von mir erfahren.“ Er machte eine Pause, holte kurz Luft und fuhr fort. „Vor etwas über elf Stunden wurde die
Bombay
, das Schiff Ihrer Frau, zerstört.“
D’Amatos Gesicht schien wie eingefroren. Er blinzelte nicht, er schien nicht einmal zu atmen. Dann hüpfte sein Adamsapfel, als er einmal schluckte, langsam und bewusst. „Rettungsboote?“
„Sie hätten um Hilfe gefunkt“, sagte Kirk.
Langsam begann sich das Entsetzen in D’Amatos Zügen abzuzeichnen. Seine Brauen hoben sich und legten seine Stirn in Falten. Seine Augen waren weit aufgerissen. Sein Atem wurde flacher, schneller, und innerhalb von Sekunden keuchte er nur noch schwach durch seinen offenen Mund. Das Drehen seines Kopfes versetzte ihn schließlich in die Lage, den Augenkontakt mit Kirk zu unterbrechen. „War da ein Planet? Vielleicht konnten … konnten sie noch herunter beamen.“
„Sie brachten Ausrüstungsgegenstände zu einem Forschungsaußenposten. Wenn sie hinab gebeamt hätten, wäre das der Ort gewesen, wohin sie gegangen wären.“ Bevor D’Amato sich an diesen Strohhalm klammern konnte, fügte Kirk hinzu: „Aber Vanguard hat auch den Kontakt zu dem Außenposten verloren.“ D’Amato bedeckte die Augen mit seiner Hand.
Aus den Augen, aus dem Sinn…
, dachte Kirk.
Wenn es doch nur so einfach wäre
. „Gibt es jemanden zu Hause, den ich für Sie benachrichtigen soll?“
D’Amato schüttelte seinen Kopf und verbarg noch immer seine Augen. Er sog die Luft durch zusammengebissene Zähne ein und konnte nicht sprechen.
Kirk fragte sich, warum sie an der Akademie nicht das Verhalten in solchen Situationen lehrten.
Sie bringen uns alles Mögliche über Maschinen, Taktik und Vorschriften bei
, dachte er.
Wäre es so schwer, uns beizubringen, wie man mit Menschen spricht?
Er lehnte sich vor. „Was immer Sie brauchen, fragen Sie einfach. Eine Beurlaubung, einen Heimattransfer …“
„Ich habe letzten Monat einen Transferantrag eingereicht“, sagte D’Amato mit würgender Stimme. Er nahm seine Hand von den Augen. „Genauso wie Oriana. Die Heimat wäre da gewesen, wo auch immer wir gelandet wären.“ Er
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