Star Trek Voyager06 - Die Ermordete Sonn
erreichen wir den Gravitationsschacht.« Janeway sprach sehr schnell. »Bitte leiten Sie die gesamte zur Verfügung stehende Energie in die Schilde. Und sorgen Sie dafür, daß wir die Deflektoren an bestimmten Stellen verstärken können, wenn das notwendig wird: vorn, hinten oder an den Seiten. Wir müssen dort besonders geschützt sein, wo die Gravitation am stärksten ist. Verstanden?
«
»Aye, Captain. Wenn Fähnrich Kim…«
»Ich bin schon dabei, B’Elanna.« Kim berührte Schaltelemente. »Die gesamte nicht für die Bordsysteme benötigte Energie wird dem Maschinenraum zur Verfügung gestellt.«
Eine kurze Erschütterung wies darauf hin, daß die Voyager den Wasserstoffstrom verließ.
»Der Transfer in die Konkavität findet jetzt statt!« rief Janeway. »Tuvok, überwachen Sie mit mir die Deflektoren.«
Sie bediente die Kontrollen ihrer eigenen Kommandokonsole - die Displays wiesen ganz deutlich darauf hin, daß die externen Gravitationsfelder immer mehr an Intensität gewannen. Die Voyager war einem enormen Druck ausgesetzt, doch Torres leitete zusätzliche Energie in die Schilde - ihre energetische Stabilität blieb gewahrt.
Zufrieden und auch erleichtert wandte sich Janeway dem Hauptschirm zu.
Sie befanden sich nun im Innern des Sonnenfressers.
Garai zweifelte allmählich an der Zurechnungsfähigkeit des Ersten Kriegers Linneas.
Er hielt sich selbst für einen wahren Akerianer. Eine tiefe Liebe verband ihn mit der Heimat und seinem Volk. Schon seit langer Zeit gehörte er zum akerianischen Militär, und das Militärische war längst Teil seines Wesens geworden. Er hatte die Disziplin in sich aufgenommen, auch unerschütterliche Entschlossenheit und die Bereitschaft, für das Richtige - die Weiterentwicklung der akerianischen Kultur
- zu sterben.
Bereit zu sein, zu töten und zu sterben… Diese Voraussetzungen der akerianischen Militärethik erfüllte Linneas zweifellos.
Aber Garai argwöhnte, daß es ihm an Vernunft mangelte. Er traf Entscheidungen einfach aus dem Stegreif. Ein Besatzungsmitglied der Sieg war von ihm erwürgt worden, weil es Linneas’ Beschluß in Frage gestellt hatte, den Weg des ebenso eleganten wie gefährlichen Raumschiffs namens Voyager zu blockieren.
Solche Verhaltensweisen waren eines Ersten Kriegers unwürdig. Einmal mehr freute sich Garai, daß er nicht mehr zu Linneas’ Crew gehörte. Andererseits: Den Befehl über ein eigenes Schiff zu führen, verursachte fast ebensoviel Streß.
Linneas hatte es immer wieder abgelehnt, mit Kathryn Janeway zu reden, dem Captain der Voyager
obgleich niemand von ihnen wußte, was die Fremden in der Konkavität wollten. Linneas glaubte nur, darüber Bescheid zu wissen: »Sie wollen stehlen, was wir uns im Lauf von Jahrhunderten angeeignet haben!« hatte er geknurrt, um anschließend zu befehlen, die Kom-Signale der Voyager unbeantwortet zu lassen.
Immer wieder kam es zu Widersprüchen. Einmal verkündete Linneas: »Wir müssen noch mehr Wissen auf dem Planeten sammeln, und deshalb brauchen wir Sklaven!« Und kurze Zeit später fauchte er zornig:
»Wir müssen die Verunier ausrotten!«
Doch wie sollte man Tote versklaven? fragte sich Garai in einem Anflug von Zynismus.
Und wie wichtig sollte es sein, die Konkavität zu schützen, wenn Linneas bereit war, ihren Zugang zu schließen?
Doch der verwirrendste und unverzeihlichste Aspekt im Gebaren von Linneas bestand aus Feigheit: Er war der Voyager im letzten Augenblick ausgewichen, anstatt ihr auch weiterhin die Stirn zu bieten.
Wenn sich ein anderer Akerianer auf diese Weise verhalten hätte, so wäre ihm von Linneas dafür die Kehle zerfetzt worden.
Garai hörte nun die Stimme seines ehemaligen Vorgesetzten aus den Kom-Lautsprechern. Linneas sprach wirr und zusammenhanglos.
»Die Fremden sind in der Konkavität, und mein Schiff wurde beschädigt. Wir müssen unsere Schilde reparieren, bevor wir ebenfalls in die Anomalie hineinfliegen können. Verfolgen Sie die Voyager und halten Sie Janeway auf.«
Alles in Garai drängte danach, ablehnend und zornig zu knurren. Doch er grummelte nur.
»Wie soll so etwas möglich sein, Erster Krieger?« erwiderte er und versuchte nicht, den Sarkasmus aus seiner Stimme fernzuhalten. »Wenn wir die Gravitationswaffe einsetzen, so vernichten wir die Konkavität. Wenn wir das fremde Schiff rammen, so vernichten wir die Konkavität. Wenn wir den Transporter verwenden…«
»Schweigen Siel« donnerte Linneas und sprang dem Schirm
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