Star Trek Voyager06 - Die Ermordete Sonn
mich, daß sie tatsächlich zur Zusammenarbeit bereit sind.«
»Wir haben uns ebenfalls zusammengerauft«, sagte Janeway.
»Uns blieb keine Wahl.«
»Auch den Nachfahren der K’shikkaa bleibt nichts anderes übrig.«
»Wie man’s nimmt. Sie hätten getrennte Wege beschreiten können. Es wäre eine Lösung des Problems gewesen, wenn auch nicht die beste. Ich glaube, Nata und Riva haben in der jeweils anderen Person etwas von sich selbst entdeckt. Und das… Nun, ich hätte nicht gewagt, mir so etwas zu erhoffen.«
»Chakotay…« Janeway starrte auf ihre Hände hinab. »Erheben Sie noch immer Vorwürfe gegen uns?
Und speziell gegen mich?«
»Warum?« fragte der Erste Offizier verwirrt.
»Weil wir mit den Cardassianern Frieden geschlossen haben. Und weil wir Ihren Vorfahren das Land wegnahmen. Damals sind wir Feinde gewesen.«
Chakotay überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Das alles ist ferne Vergangenheit. Selbst die Sache mit dem Maquis. Eines Tages könnte so etwas wieder wichtig werden, aber hier und heute…
Dinge entfalten sich auf die eine oder andere Weise. Das ist alles. Es kommt in erster Linie auf Gegenwart und Zukunft an.« Er richtete einen durchdringenden Blick auf Janeway. »Was auch immer geschieht, Captain: Ich hoffe, daß wir weiterhin Freunde bleiben.«
Sie dachte daran, was sie während der bereits recht langen Reise durch den Delta-Quadranten von dem unerschütterlichen Indianer gelernt hatte. Von Anfang an war sie bereit gewesen, ihm zu vertrauen, und sie hatte nicht eine einzige Enttäuschung hinnehmen müssen. Sie dachte an die herrliche Welt der Schutzgeister und Seelenfreunde, die sie durch ihn kennengelernt hatte. Sie verdankte es Chakotay, jetzt auf eine ganz neue Weise zu denken. Ohne ihn wäre ihr bei den Kontakten mit den Veruniern sicher der eine oder andere Fehler unterlaufen. Er hatte ihr gezeigt, wie man richtig und respektvoll mit den Angehörigen dieses interessanten und faszinierenden Volkes umging. Tuvok war Janeways ältester Freund an Bord der Voyager , und vielleicht konnte man Chakotay als >neuesten ältesten Freund< bezeichnen. Manchmal glaubte sie, ihn schon seit vielen, vielen Jahren zu kennen.
»Ja, Chakotay«, versprach sie ihm. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß wir etwas anderes sind als Freunde. Selbst wenn wir Feinde sein sollten«, fügte sie bedeutungsvoll hinzu.
Er musterte sie eine Zeitlang, und sein aufmerksamer Blick suchte nach nicht ausgesprochenen Worten.
Schließlich nickte der Erste Offizier - er hatte verstanden.
»Nun, ich überlasse Sie jetzt besser Ihrer Schlaflosigkeit«, sagte er und stand auf. »Übrigens: Es hilft nicht gerade, wenn Sie um diese Zeit ein anregendes Getränk genießen.«
»Glucke«, scherzte Janeway. »Es ist Kräutertee. Ohne Thein.«
Chakotay nickte anerkennend. »Dann ist ja alles in Ordnung. Gute Nacht, Captain.«
»Gute Nacht, Commander.«
Er verließ das Quartier, und hinter ihm glitt das Schott zu. Janeway blickte wieder ins All hinaus zu den Sternen, doch diesmal vergaß sie den Tee nicht und trank einen Schluck. Das Gespräch mit Chakotay hatte sie beruhigt und ihr dabei geholfen, die eigenen Gedanken zu sortieren. Sie blieb noch eine Zeitlang am Fenster sitzen, bevor sie den Morgenmantel auszog, unter die Bettdecke kroch und den Computer anwies, das Licht zu löschen. Fast sofort spürte sie angenehme Mattigkeit. Sie hatte etwas Gutes vollbracht, eine Brücke zwischen zwei Völkern gebaut, die nicht voneinander getrennt sein sollten. Sie konnte guten Gewissens schlafen.
Und wenige Minuten später schlief die Kommandantin des Raumschiffs Voyager tatsächlich. In einer anderen Kabine an Bord träumte der Erste Offizier davon, mit seiner Seelenfreundin durch eine Landschaft zu laufen, die nur in der inneren Welt existierte.
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