Star Wars™ Der letzte Jedi-Ritter (German Edition)
gelungen war, die Zeit zu beeinflussen, was konnte dann erst Jax Pavan, Jedi, mit diesem Wissen vollbringen?
Vorsichtig, Jax. Vorsichtig. Könnte dieses Wissen Yimmon helfen?
Er zog die Hand zurück und zögerte, ehe er sie von Neuem vorstieß. Ob dieses Wissen Yimmon helfen konnte, ließ sich unmöglich sagen, ohne zu wissen, worum genau es sich eigentlich handelte. Er nahm das rötliche Kästchen aus dem Regal und spürte, wie es in seiner Hand versank, um in seinem Verstand wieder aufzutauchen.
Er sah die Zeit nicht als Strom, sondern als riesigen Ozean, in dem es von unzähligen Strömungen wimmelte. Auf der täuschend friedlichen Oberfläche tanzten Inseln. Das Erste, das er in Bezug auf die Inseln realisierte, war, dass sie nicht alle gleich waren. Einige hatten Wurzeln, die bis hinab zum Meeresgrund reichten, andere trieben frei dahin. Es gab Fixpunkte – Knotenpunkte – und treibende Punkte, die um sie herumdrifteten.
Das Zweite, das er über diese »Inseln« begriff, war, dass sie sich nicht in einer geraden Linie bewegten. Tatsächlich befanden sie sich nicht einmal alle im »Griff« derselben Strömungen. Wurden sie dann vielleicht von einer großen, übergeordneten Strömung bewegt?
Inseln bewegen sich nicht, es sei denn, die Strömung bewegt sie.
Diese Behauptung, die mit dem neuen Wissen einherging, ließ Jax abrupt innehalten. Sie erinnerte stark an eine von Aoloiloas geheimnisvollen Äußerungen. In dem Moment, in dem dieser Gedanke durch seinen Verstand schoss, wusste Jax mit grässlicher Gewissheit, dass Darth Ramage sein Wissen über die Manipulation der Zeit auf Kosten von cephalonischem Leben und Geist erworben hatte. Auf Kosten von Hunderten, vielleicht sogar Tausenden Cephalonern.
Trennung zerstört uns.
Er konnte den Widerhall der Agonie in den Zwischenräumen von Visualisierung und Artikulation fühlen. Darth Ramage hatte diese Wahrnehmung der Zeit in ihren erweiterten Dimensionen dem Geiste unzähliger cephalonischer Opfer entrissen, doch dadurch hatte er sie vom Netzwerk ihres vereinten Bewusstseins abgeschnitten, um die einzelnen Individuen schrecklich allein zurückzulassen, isoliert in diesem riesigen Meer der Zeit.
Aoloiloa musste das gewusst haben. Hatte er vorhergesehen, dass dieses Wissen für Jax von Nutzen sein würde? Oder hatte er etwas anderes vorhergesehen – jemand anders, für den diese Informationen nützlich sein könnten? Was, wenn Jax im Besitz all dieses Wissens Darth Vader in die Hände fiel – in die Hände des Imperators?
Jax zog sein Bewusstsein von dem Wissen zurück – aber natürlich war es dazu bereits zu spät. Es hatte sich in ihm eingenistet wie ein glühender, roter Stern. Er schloss die Augen, und die Bibliothek verschwand.
Magash eilte unruhig durch den Ratssaal unter den Gemächern der Clanmutter. Ihre Gedanken waren in hellem Aufruhr. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was der Jedi in seiner Katatonie erlebte, doch sie konnte den Nachhall seiner Aufgewühltheit in der Macht fühlen.
Warum nur hatte er es als nötig erachtet, einen Blick in dieses Holocron zu werfen? Er wusste doch, dass es nur so vor dunklen Energien vibrierte. Was konnte es enthalten, das so wichtig war, dass er bereit war, dafür sein Leben zu riskieren – und ihre Leben noch dazu? Wissen, das seinen Freund retten würde, hatte er gesagt. Wissen, von dem jeder profitieren würde, der sich ihnen gegen das Imperium anschloss. Wissen, das dabei helfen konnte, das Imperium zu stürzen.
Doch sosehr Magash das Imperium auch untergehen sehen wollte, wurde ihr jetzt klar, dass es einen Teil von ihr nicht im Mindesten kümmerte, was aus dem Rest des Universums wurde, solange ihre kleine Ecke davon verschont blieb. Allerdings war sie nicht naiv genug, um ernsthaft an diese Möglichkeit zu glauben. Die Nachtschwestern und die Nachtbrüder hatten bereits dafür gesorgt, dass die Sith auf Dathomir aufmerksam wurden. Das ließ sich nicht mehr ungeschehen machen. Und vielleicht, nur vielleicht, würde der Jedi bei seinem Aufwachen – falls der Jedi wieder aufwachte – über Wissen verfügen, von dem auch der Clan des Singenden Berges profitierte.
Sie fühlte, wie sie ein Schauder fremder Aufmerksamkeit erfüllte, und schwang herum, um sich den Stufen zuzuwenden, die zur Galerie im ersten Stock hochführten. Jax Pavan stand am oberen Treppenabsatz und sah sie feierlich an.
Sie ging zu ihm hinüber, um argwöhnisch zu ihm aufzublicken. Welche Auswirkungen mochte das
Weitere Kostenlose Bücher