Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
bis der Sinkflug richtig einsetzte. Korsin hatte seine Ingenieurin verloren – vermutlich all seine Ingenieure –, doch noch hielt das Kommandodeck stand. Tapanische Handwerkskunst , staunte Korsin. Sie stürzten ab, aber vorerst lebten sie noch.
»Warum ist er nicht tot?«
Halb hypnotisiert von den Flammensäulen, die nach draußen explodierten – zumindest lag die Omen dieses Mal auf dem Bauch, um den Aufprall abzufangen –, war sich Korsin der harschen Worte zu seiner Linken bloß vage bewusst.
»Ihr hättet nicht springen sollen!«, tobte die junge Stimme. »Warum ist er nicht tot ?«
Captain Korsin richtete sich auf und warf seinem Halbbruder einen finsteren, ungläubigen Blick zu. »Ich bin mir sicher , dass du nicht mich damit meinst.«
Devore Korsin stieß an dem Kommandanten vorbei einen behandschuhten Finger in Richtung eines gepeinigt aussehenden Mannes, der noch immer vergeblich auf seiner Kontrollkonsole herumtippte und sehr allein wirkte. »Dein Navigator! Warum ist er nicht tot ?«
»Vielleicht hält er sich schlicht auf dem falschen Deck auf?«
»Yaru!«
Der Captain wusste, dass es nicht einfach war, heute keine Scherze auf Boyle Marcoms Kosten zu machen. Marcom dirigierte bereits seit Mitte der Herrschaft von Marka Ragnos Schiffe durch die Unwägbarkeiten des Hyperraums. Boyle war schon seit Jahren nicht mehr auf der Höhe seines Könnens, aber Yaru Korsin wusste, dass es nie verkehrt war, einen ehemaligen Steuermann seines Vaters an Bord zu haben. Heute allerdings sah die Sache anders aus. Ganz gleich, was vorhin auch passiert war, die Schuld dafür lag mit Sicherheit beim Navigator. Doch jemandem inmitten eines Feuersturms für irgendwas die Schuld zuweisen? Das war typisch für Devore.
»Darum kümmern wir uns später«, sagte der ältere Korsin von seinem Kommandosessel aus. »Sofern es ein ›Später‹ für uns gibt.« Zorn blitzte in Devores Augen auf. Yaru konnte sich nicht entsinnen, dort jemals etwas anderes gesehen zu haben. Der blasse, schlaksige Devore hatte nur wenig Ähnlichkeit mit Yarus eigener kräftiger, gedrungener Gestalt, die er von seinem Vater geerbt hatte. Aber diese Augen und dieses Aussehen? Dabei hätte es sich um ein direktes Transplantat handeln können.
Ihr Vater. Einen Tag wie diesen hatte er niemals erlebt. Der alte Raumfahrer hatte kein einziges der Schiffe verloren, die er im Namen der Sith-Lords befehligte. Der jugendliche Yaru, der sein Handwerk an seiner Seite gelernt hatte, hatte die eigene Zukunft stets fest im Blick gehabt – bis zu jenem Tag, als er mit einem Mal nicht mehr so sehr darauf erpicht gewesen war, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Bis zu jenem Tag, als Devore aufgetaucht war – halb so alt wie Yaru und der Sohn einer Mutter von einem Raumhafen auf einem anderen Planeten. Der alte Veteran hatte ihn ohne eine Sekunde zu zögern unter seine Fittiche genommen. Anstatt sich daranzumachen, in Erfahrung zu bringen, wie viele andere Kinder sein Vater da draußen noch hatte, die um Posten auf der Brücke wetteiferten, hatte Kadett Korsin es vorgezogen, die Sith-Lords um seine Versetzung zu ersuchen. Das war kein Fehler gewesen. Innerhalb von fünf Jahren hatte er es zum Kapitän gebracht. Nach zehn Jahren wurde ihm und nicht einem versierten Rivalen, der viele Jahre lang sein Vorgesetzter gewesen war, das Kommando über die frisch getaufte Omen übertragen.
Das hatte seinem Vater nicht gefallen. Er hatte kein einziges der Schiffe verloren, die er im Namen der Sith-Lords befehligte. Doch er hatte eines an einen seiner Söhne verloren. Allerdings schien es jetzt schon fast eine Familientradition zu werden, die Omen zu verlieren. Die gesamte Brückenbesatzung – sogar der Außenseiter Devore – atmete vernehmlich aus, als Rinnsale von Nässe die Flammen außerhalb des Sichtfensters ersetzten. Die Omen war in die Stratosphäre eingetreten, ohne komplett in Flammen aufzugehen, und nun trudelte das Schiff in träger Tellerrotation durch regenschwere Wolken. Korsin kniff die Augen zusammen. Wasser?
Gibt es da überhaupt einen Boden?
Dieser beängstigende Gedanke kam allen sieben auf der Brücke auf einmal in den Sinn, während sie verfolgten, wie sich das Transparistahlfenster nach innen wölbte und verzog: Gasriese!
Ja, vorausgesetzt, dass man den Wiedereintritt in die Atmosphäre überlebte, dauerte es lange, um vom Orbit aus abzustürzen. Aber wie viel länger mochte es noch dauern, wenn es keine Oberfläche gab, auf der man
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