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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Riesenauswahl an Grillsaucen (da war Muschelsauce, und wenn man die nicht mochte, konnte man Zwiebelsauce nehmen), als das Telefon läutete.
    Er blickte sofort auf und dachte: Oh. Okay.
    Rosalie hinter dem Tresen nahm ab, sagte hallo, lauschte und streckte ihm dann, wie er es erwartet hatte, den Hörer entgegen.
    Wieder überkam ihn dieses traumhafte Gefühl des presque vu.
    »Telefon, Mr. Beaumont.«

    Er fühlte sich ganz ruhig. Sein Herz war über einen Schlag gestolpert, aber nur über einen; jetzt joggte es wieder in seinem üblichen Tempo. Er schwitzte nicht.
    Und es waren keine Vögel da.
    Er empfand keine Spur jener Angst und Wut, die er zwei Tage zuvor empfunden hatte. Er brauchte Rosalie nicht zu fragen, ob es seine Frau war, die ihn vielleicht bitten wollte, noch ein Dutzend Eier oder zwei Tüten Milch mitzubringen. Er wußte, wer es war.
    Er stand neben dem Spielautomaten, auf dessen leuchtendgrünem Bildschirm zu lesen war, daß es in der vergangenen Woche keinen Gewinner gegeben hatte und daß sich der Jackpot in dieser Woche auf vier Millionen Dollar belief. Er nahm den Hörer von Rosalie entgegen und sagte: »Hallo, George.«
    »Hallo, Thad.« Der leichte Anflug von Südstaatenakzent war noch vorhanden, aber er versuchte nicht mehr, den Anschein des etwas unbedarften Bauerntölpels zu erwecken. Auf welche subtile und dennoch überzeugende Art er das beim vorigen Mal getan hatte, wurde Thad erst klar, als er jetzt das gänzliche Fehlen dieser Masche registrierte.
    Aber natürlich, jetzt sind es nur die Jungs, dachte Thad. Einfach zwei Schriftsteller, die herumstehen und sich unterhalten.
    »Was willst du?«
    »Die Antwort darauf kennst du. Es besteht keine Veranlassung, irgendwelche Spielchen zu spielen. Dafür ist es ein bißchen zu spät.«
    »Vielleicht möchte ich nur, daß du es laut sagst.« Dieses Gefühl war wieder da, dieses unheimliche Gefühl, aus dem eigenen Körper herausgesaugt und in der Telefonleitung entlanggezerrt zu werden bis zu einem Ort, der genau in der Mitte zwischen ihnen lag.
    Rosalie hatte sich ans entgegengesetzte Ende des Tresens zurückgezogen, wo sie Zigarettenpäckchen aus einem Stapel Kartons holte und damit den Verkaufsständer auffüllte. Sie bemühte sich so ostentativ, dem Gespräch nicht zuzuhören, daß es schon fast komisch war. In Ludlow - zumindest an diesem Ende des Ortes - gab es niemanden, der nicht wußte, daß Thad unter Polizeischutz oder Polizeibewachung
oder Polizei-sonstwas stand, und er brauchte die Gerüchte nicht zu hören, die über ihn in Umlauf waren. Diejenigen, die nicht glaubten, daß er demnächst wegen des Handels mit Drogen verhaftet werden würde, waren fraglos überzeugt, daß er seine Kinder oder seine Frau mißhandelt hatte. Die arme alte Rosalie stand und versuchte, ein guter Mensch zu sein, und Thad überkam ein absurdes Gefühl der Dankbarkeit. Außerdem überkam ihn das Gefühl, als betrachtete er sie durch das falsche Ende eines starken Teleskops.
    Er steckte irgendwo in der Telefonleitung, in dem Kaninchenbau, in dem kein weißes Kaninchen hauste, sondern nur der gerissene alte George Stark, der Mann, der eigentlich nicht da sein könnte, aber es irgendwie doch war.
    Gerissener alter George, und hier unten in Endsville fliegen wieder alle Sperlinge.
    Er bekämpfte das Gefühl, bekämpfte es mit aller Kraft.
    »Also los, George«, sagte er, ein wenig überrascht von dem rauhen Anflug von Wut in seiner Stimme. Er war benommen, steckte in einer mächtigen Grundströmung von Entfremdung und Unwirklichkeit aber bei Gott, seine Worte klangen hellwach und selbstbewußt. »Also los, warum sagst du es nicht laut?«
    »Wenn du darauf bestehst.«
    »Ich bestehe darauf.«
    »Es wird Zeit, daß wir mit einem neuen Buch anfangen. Einem neuen Stark-Roman.«
    »Das finde ich nicht.«
    »Sag das nicht!« Die Schärfe in seiner Stimme glich einer mit Schrotkugeln besetzten Peitschenschnur. »Ich habe ein Bild gezeichnet. Für dich, Thad. Bring mich nicht dazu, daß ich es auf dir zeichne.«
    »Du bist tot, George. Du hast nur nicht genügend Grips, um einfach liegenzubleiben.«
    Rosalies Kopf drehte sich ein wenig; Thad registrierte ein weit aufgerissenes Auge, bevor sie sich eiligst wieder dem Zigarettenständer zuwendete.
    »Paß lieber auf, was du sagst!« Jetzt lag echte Wut in der Stimme. Aber war da außerdem noch etwas? War da
Angst? Schmerz? Oder beides? Oder machte er sich nur etwas vor?
    »Was ist los, George?« höhnte er plötzlich.

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