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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mitgeteilt, wo Dr. Pritchard sich aufhielt, und sein Entschluß, den Neurochirurgen nicht ausfindig zu machen, sondern zu warten, bis Pritchard und seine Frau aus dem Urlaub zurückgekehrt waren, sagte Thad genug über das, was Alan glaubte - und, was noch wichtiger war, nicht glaubte. Wenn er Alan von dem Anruf erzählte, den er in Dave’s Market erhalten hatte, würde Alan das für schiere Erfindung halten. Selbst wenn Rosalie bestätigte, daß er in ihrem Laden von jemandem angerufen worden war, würde Alan zu keinem anderen Schluß kommen. Er und all die anderen Polizisten, die sich selbst zu dieser speziellen Party eingeladen hatten, waren auf diesen Schluß angewiesen.
    Und so vergingen diese Tage sehr langsam; sie waren eine Art leerer Zeit. Am zweiten Tag notierte Thad kurz nach Mittag in sein Tagebuch: Mir ist zumute, als befände ich mich in einem seelischen Äquivalent zu den Roßbreiten. Es war die einzige Eintragung, die er im Laufe einer Woche machte, und er begann sich zu fragen, ob er je eine weitere machen würde. Sein neuer Roman, The Golden Dog, lag tot im Wasser. Aber das, vermutete er, verstand sich wohl von selbst. Es war überaus schwierig, sich Geschichten auszudenken, wenn man fürchtete, ein böser Mann - ein sehr böser Mann - könnte
auftauchen und seine Angehörigen hinschlachten, bevor man selbst an die Reihe kam.
    Er erinnerte sich nur an eine einzige Zeit, in der er sich ebenso verloren vorgekommen war, und das waren die Wochen, nachdem er mit dem Trinken aufgehört hatte - nach dem Schnapsbad, in dem er sich nach Liz’ Fehlgeburt und vor Starks Auftauchen gesuhlt hatte. Damals hatte er dasselbe Gefühl gehabt wie jetzt: daß es ein Problem gab, an das er ebensowenig herankam wie an eine dieser Wasser-Fata-Morganas, die man manchmal an einem heißen Nachmittag am Ende einer ebenen Highway-Strecke sieht. Je entschlossener er auf das Problem zurannte und sich wünschte, es mit beiden Händen anzugehen, es auseinanderzunehmen, es zu vernichten, desto schneller wich es vor ihm zurück, bis er schließlich atemlos keuchend dastand und nichts hatte als das täuschende Wellengeflimmer, das am Horizont seiner spottete.
    In diesen Nächten schlief er schlecht und träumte, George Stark zeigte ihm sein eigenes, leerstehendes Haus, ein Haus, in dem Dinge zerfielen, wenn er sie berührte, und in dessen letztem Zimmer die Leichen seiner Frau und Frederick Clawsons auf ihn warteten. Sobald er es betrat, begannen die Vögel zu fliegen, sich aufzuschwingen von Bäumen und Telefonleitungen und Strommasten, Tausende von Vögeln, Millionen von Vögeln - so viele, daß sie die Sonne verdunkelten.
    Bis Wendy die Treppe herunterfiel, kam er sich vor wie jemand, der nur darauf wartet, daß der richtige Mordbube auftaucht, sich eine Serviette in den Kragen steckt, die Gabel zur Hand nimmt und zu essen beginnt.

2
    Die Zwillinge krabbelten seit einiger Zeit, und seit ungefähr einem Monat zogen sie sich mit Hilfe des nächsten stabilen (in einigen Fällen auch instabilen) Gegenstandes zum Stehen hoch - ein Stuhlbein war gut, der Couchtisch ebenfalls;
selbst ein leerer Pappkarton tat seine Dienste, zumindest so lange, bis das jeweilige Kind zu viel Gewicht darauf legte und er einknickte oder umkippte. Kleinkinder sind immer imstande, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen, aber im Alter von acht Monaten, wenn das Krabbeln seinen Zweck erfüllt hat und das Laufen noch nicht richtig gelernt ist, leben sie gewissermaßen im Goldenen Zeitalter der Schwierigkeiten.
    Liz hatte sie gegen Viertel vor fünf auf den Fußboden gesetzt, und nach ungefähr zehn Minuten sicheren Krabbelns und unsicheren Stehens (letzteres begleitet von fröhlichem Krähen, mit dem sie den Eltern und sich selbst ihre Leistung verkündeten), zog sich William an der Kante des Couchtisches hoch, schaute sich um und machte mit dem rechten Arm ein paar gebieterische Gesten, die Thad an alte Wochenschauen erinnerten, in denen der Duce vom Balkon aus Reden an seine italienischen Landsleute hielt. Dann bekam er die Teetasse seiner Mutter zu fassen und schaffte es, das, was noch darin war, über sich selbst auszugießen, bevor er wieder auf seinem Hinterteil landete. Der Tee war glücklicherweise kalt, aber William brachte es fertig, die Tasse nicht loszulassen und sich damit kräftig genug auf den Mund zu schlagen, daß seine Unterlippe ein wenig blutete. Er begann zu weinen, und Wendy folgte prompt seinem Beispiel.
    Liz hob ihn hoch,

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