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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Ouija-Brett oft etwas vormachten - daß es in den meisten Fällen nicht von den Geistern gesteuert wurde, sondern von den unbewußten Gedanken und Wünschen desjenigen, der damit hantierte?
    Zu Hause ist, wo es angefangen hat. Wenn es immer noch Stark war, und wenn die Floskel irgend etwas zu bedeuten hatte, dann meinte er hier, in diesem Haus. Weil George Stark hier geboren war.
    Plötzlich fielen ihm ein paar Sätze aus dem verdammten People- Artikel wieder ein.
     
    »Ich spannte ein Blatt Papier in meine Schreibmaschine, wie immer, wenn ich schreiben will - und dann zog ich es gleich wieder heraus. Ich habe all meine Bücher mit der Maschine geschrieben, aber Stark hielt offenbar nichts von Schreibmaschinen. Vielleicht deshalb, weil es in den staatlichen Hotels, in denen er seine Strafen absaß, keine Schreibmaschinenkurse gab.«
     
    Hübsch. Wirklich hübsch. Aber es war nur ganz entfernt mit den Tatsachen verwandt, oder? Es war nicht das erste Mal gewesen, daß Thad eine Geschichte erzählt hatte, die mit der Wahrheit nicht viel zu tun hatte, und vermutlich würde es auch nicht die letzte gewesen sein - vorausgesetzt natürlich, daß er diese ganze Sache überlebte. Es war kein direktes Lügen, genaugenommen nicht einmal ein Ausschmücken der Wahrheit, sondern ein fast unbewußter Akt, das eigene Leben in eine Fiktion zu verwandeln, und Thad kannte keinen einzigen Verfasser von Romanen und Kurzgeschichten, der das nicht tat. Man tat es nicht, um in irgendeiner Situation einen besseren Eindruck zu erwecken; das kam gelegentlich vor, aber man war ebenso imstande, eine Geschichte zu erzählen, in der man in einem schlechten Licht erschien oder sich lächerlich machte. Wie hatte der Film geheißen, in dem ein Reporter sagte: »Wenn du die Wahl hast zwischen der
Wahrheit und der Legende, dann druck die Legende.« Vielleicht The Man Who Shot Liberty Valance? Für Reporter war das vielleicht ein lausiges und unmoralisches Motto, nicht aber für gute Belletristik. Das Manipulieren des eigenen Lebens schien fast eine unvermeidliche Begleiterscheinung des Geschichtenerzählens zu sein, wie die Hornhaut an den Fingerkuppen, die man vom Gitarrespielen bekam, oder der chronische Husten, wenn man jahrelang raucht.
    Die Fakten von Starks Geburt hatten mit dem People- Artikel nicht das mindeste gemeinsam. Es war keine mystische Entscheidung gewesen, die Stark-Romane mit der Hand zu schreiben, obwohl die Zeit daraus ein Ritual gemacht hatte. Und was Rituale betraf, waren Schriftsteller ebenso abergläubisch wie Baseballspieler. Es kam vor, daß Baseballspieler Tag für Tag die gleichen Socken trugen oder sich bekreuzigten, bevor sie ins Schlagmal traten; Schriftsteller, wenn sie erfolgreich waren, neigten dazu, ähnliche Verhaltensmuster beizubehalten, bis sie zu Ritualen geworden waren - mit keinem anderen Sinn und Zweck, als das literarische Äquivalent eines Schlagversagens, die Schreibblockierung, abzuwenden. Zu George Starks Gewohnheit, mit der Hand zu schreiben, war es nur deshalb gekommen, weil Thad vergessen hatte, für die Underwood in seinem kleinen Arbeitszimmer in ihrem Sommerhaus in Castle Rock ein neues Farbband mitzubringen. Er hatte kein Farbband, aber die Idee war zu drängend und zu vielversprechend gewesen, als daß er hätte warten können; also hatte er die Schubladen des kleinen Schreibtisches durchwühlt, der dort stand, bis er ein Notizbuch und ein paar Bleistifte gefunden hatte, und...
    Damals pflegten wir wesentlich später in unser Haus am See überzusiedeln, weil ich den dreiwöchigen Kurs abzuhalten hatte - wie hieß er noch? Formen der Kreativität. Blödes Thema. In jenem Jahr war es Ende Juni, und ich erinnere mich, wie ich ins Arbeitszimmer hinaufging und feststellte, daß keine Farbbänder da waren. Ich weiß sogar noch, daß Liz sich beklagte, daß nicht einmal Kaffee da war...
    Zu Hause ist, wo es angefangen hat.
    Im Gespräch mit Mike Donaldson, dem Mann von People , dem er die halb fiktive Geschichte von George Starks Zustandekommen
ebenso erzählt hatte wie dreidutzendmal zuvor, fast ohne darüber nachzudenken, hatte er den Schauplatz in das große Haus in Ludlow verlegt, vielleicht weil er zumeist hier schrieb und es völlig normal war, die Szenen hier anzusiedeln - insbesondere, wenn man sie tatsächlich ansiedelte, sie sich ausdachte, nicht anders als beim Schreiben eines literarischen Textes. In Wirklichkeit war George Stark nicht hier erstmals in Erscheinung getreten und hatte sich

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