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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zum erstenmal des Computers in seinem Kopf bemächtigt und seine Monitore benutzt, um einen Blick in die Welt zu werfen - ungeachtet der Tatsache, daß er hier den größten Teil seiner Arbeit verrichtet hatte, sowohl als Stark wie auch als er selbst, und daß sie hier den größten Teil ihres Doppeldaseins verbracht hatten.
    Zu Hause ist, wo es angefangen hat.
    In diesem Fall mußte mit »zu Hause« Castle Rock gemeint sein. Castle Rock, wo sich auch der Homeland-Friedhof befand.
    Der Homeland-Friedhof, auf dem, wovon Thad überzeugt war, Alan Pangborn dagegen nicht, George Stark vor ungefähr zwei Wochen in seiner mordgierigen physischen Inkarnation auf die Welt gekommen war.
    Und dann, als wäre es die natürlichste Folgerung von der Welt (und soweit er das beurteilen konnte, war das durchaus möglich), stellte sich eine weitere Frage, eine Frage, die so grundlegend war und sich ihm so spontan aufdrängte, daß er sie laut murmelte, fast wie ein schüchterner Fan bei einer Autorenlesung: »Warum willst du wieder schreiben?«
    Er senkte die Hand, bis die Bleistiftspitze das Papier berührte. Das taube Gefühl flutete in sie zurück und über sie hinweg, und ihm war, als tauchte sie in einen Strom von sehr kaltem, sehr klarem Wasser.
    Sie hob sich wieder, schlug eine neue Seite auf, senkte sich, strich die aufgeschlagene Seite flach - aber diesmal setzte das Schreiben nicht sofort ein. Thad hatte Zeit, zu denken, daß der Kontakt, wie immer er beschaffen sein mochte, ungeachtet des tauben Gefühls abgebrochen sein mußte. Doch dann zuckte der Bleistift in seiner Hand, als wäre er lebendig - lebendig, aber schwer verletzt. Er zuckte, schrieb einen unsicheren
Krakel, zuckte wieder, machte einen Gedankenstrich und schrieb dann bis er wie eine keuchende Maschine zum Stehen kam.

    Ja. Deinen Namen kannst du schreiben. Und du kannst die Sperlinge ableugnen. Sehr gut. Aber warum willst du wieder schreiben? Warum ist das so wichtig? Wichtig genug, um deshalb Leute umzubringen?
schrieb der Bleistift.
    »Wie meinst du das?« murmelte Thad, aber er spürte, wie eine wilde Hoffnung von ihm Besitz ergriff. Konnte es so einfach sein? Er vermutete, daß es tatsächlich der Fall sein konnte, zumal bei einem Schriftsteller, der überhaupt keine reale Daseinsberechtigung hatte. Himmel, es gab genügend wirkliche Schriftsteller, die nicht existieren konnten oder das Gefühl hatten, nicht existieren zu können, wenn sie nicht schrieben - und im Fall von Männern wie Ernest Hemingway lief es schließlich auf dasselbe hinaus, oder etwa nicht?
    Der Bleistift zitterte und zog dann eine lange, krakelige Linie unter die letzte Botschaft. Sie hatte eine unheimliche Ähnlichkeit mit der Stimmanalyse.
    »Weiter«, flüsterte Thad. »Wie zum Teufel meinst du das?«

    schrieb der Bleistift. Die Buchstaben wirkten gestelzt, zittrig, widerstrebend. Der Bleistift zuckte und schwankte zwischen
seinen Fingern, die wachsweiß waren. Wenn ich zu stark drücke, dachte Thad, bricht er durch.

    Plötzlich flog sein Arm hoch. Gleichzeitig bewegte seine taube Hand den Bleistift mit der Behendigkeit eines Zauberers, der ein Kartenkunststück vorführt, und anstatt ihn zum Schreiben zwischen den Fingern zu halten, hielt er ihn jetzt wie einen Dolch in der Faust.
    Er ließ ihn niederfahren - Stark ließ ihn niederfahren -, und plötzlich steckte der Bleistift in dem Fleisch zwischen Daumen und Zeigefinger seiner linken Hand. Die Spitze, von Starks Schreiberei leicht abgestumpft, drang fast ganz hindurch. Der Bleistift brach ab. Hellrotes Blut füllte die Vertiefung, die der Bleistift in sein Fleisch gezerrt hatte, und plötzlich war die Macht fort, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Rotglühender Schmerz schoß aus seiner Hand hoch, die auf seinem Schreibtisch lag und aus der der Bleistift herausragte.
    Thad warf den Kopf zurück und biß die Zähne zusammen, um den Schmerzensschrei zu unterdrücken, der in seiner Kehle aufstieg.

3
    Neben dem Arbeitszimmer gab es ein kleines Bad, und als Thad das Gefühl hatte, wieder aufstehen zu können, brachte er seine infernalisch schmerzende Hand dorthin und untersuchte die Wunde unter dem grellen Licht einer Leuchtstoffröhre. Sie sah aus wie eine Schußwunde - ein rundes, von einem verschmierten schwarzen Rand umgebenes Loch. Das
schwarze Zeug sah aus wie Schießpulver, nicht wie Graphit. Er drehte die Hand und sah auf der Innenseite einen hellroten Punkt von der Größe eines Nadelstiches. Die Spitze des

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