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Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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George Stark gleichfalls. Zumindest fürs erste.

2
    Nachdem es zweimal geläutet hatte, fing Thad an zu schwitzen. Wenn Rawlie da war, hätte er den Hörer abnehmen müssen. So groß waren die Büros in diesem Gebäude nicht. Wen zum Teufel konnte er sonst noch anrufen? Ihm fiel niemand ein.
    Während des dritten Läutens nahm Rawlie den Hörer auf. »Hallo? DeLesseps.«
    Thad schloß die Augen und lehnte sich einen Augenblick an die kühle Metallwand des Ladengeschäfts. »Hallo?«
    »Hi, Rawlie. Ich bin's, Thad.«

    »Hallo, Thaddeus.« Rawlie schien nicht sonderlich überrascht, seine Stimme zu hören. »Etwas vergessen?«
    »Nein, Rawlie. Ich stecke in der Klemme.«
    »Ja.« Nur das, und keine einzige Frage. Rawlie sprach das Wort und wartete dann ab.
    »Sie erinnern sich an diese beiden.. .« Thad zögerte einen Moment. ». .. diese beiden Männer, die bei mir waren?«
    »Ja«, sagte Rawlie gelassen. »Ihre Polizeieskorte.«
    »Ich bin ihnen entwischt«, sagte Thad und warf dann rasch einen Blick über die Schulter. Er hatte gehört, wie ein Wagen über die festgestampfte Erde des Kundenparkplatzes rollte. Einen Augenblick war er so sicher, daß es sich um den braunen Plymouth handelte, daß er ihn regelrecht sah - aber es war irgendein ausländischer Wagen, und was er zuerst für Braun gehalten hatte, war ein vom Straßenstaub getrübtes Dunkelrot; außerdem wollte der Fahrer nur wenden. »Zumindest hoffe ich, ihnen entwischt zu sein.« Er hielt wieder inne. Er war an einem Punkt angelangt, an dem es nur zwei Möglichkeiten gab, zu springen oder nicht zu springen, und er hatte nicht die Zeit, die Entscheidung hinauszuzögern. Wenn man es genau nahm, brauchte er im Grunde keine Entscheidung zu treffen - er hatte keine Wahl, »ich brauche Hilfe, Rawlie. Ich brauche einen Wagen, den sie nicht kennen.«
    Rawlie sagte nichts.
    »Sie sagten, wenn es etwas gäbe, das Sie für mich tun könnten, sollte ich mich melden.«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe«, erwiderte Rawlie sanftmütig. »Außerdem erinnere ich mich, gesagt zu haben, daß Sie gut daran täten, diese beiden Männer nach Kräften zu unterstützen, wenn sie Sie als Beschützer begleiteten.« Er hielt inne. »Ich denke, ich kann daraus schließen, daß Sie meinem Rat nicht gefolgt sind.«
    Thad war sehr nahe daran zu sagen: Ich konnte es nicht, Rawlie. Der Mann, der meine Frau und meine Kinder in seiner Gewalt hat, würde auch die beiden Männer umbringen. Nicht, daß er es nicht wagte, Rawlie zu erzählen, was vor sich ging, weil Rawlie denken würde, er wäre verrückt; Professoren haben hinsichtlich der Verrücktheit anderer Leute weitaus flexiblere Ansichten als andere Leute, und manchmal haben sie überhaupt keine Ansicht, sondern ziehen es vor, Leute für beschränkt (aber normal), etwas exzentrisch (aber normal) oder sehr exzentrisch (aber trotzdem völlig normal, alter Freund) zu halten. Er schwieg, weil Rawlie DeLesseps zu den Männern gehörte, die so introvertiert waren, daß vermutlich nichts, was Thad sagte, ihn zu etwas (veranlassen würde - und alles, was er sagte, konnte seiner Sache nur schaden. Aber ob introvertiert oder nicht, der Grammatiker hatte ein gutes Herz - war auf seine Art sogar mutig -, und Thad war überzeugt, daß Rawlie sich mehr als nur ein wenig für das interessierte, was mit Thad vorging, mit seiner Polizeieskorte und seinem seltsamen Interesse an Sperlingen.
    Schließlich glaubte er einfach - hoffte vielleicht nur -, daß es das Sinnvollste war, den Mund zu halten. Dennoch war das Warten hart.
    »Also gut«, sagte Rawlie endlich. »Ich leihe Ihnen meinen Wagen, Thaddeus.«
    Thad schloß die Augen und mußte die Knie versteifen, damit sie nicht unter ihm nachgaben. Er fuhr mit dem Handrücken über seine Kehle, und danach war seine Hand schweißnaß.
    »Aber ich hoffe, Sie sind so anständig, die Reparaturkosten zu übernehmen, falls er — demoliert zurückkommt«, sagte Rawlie. »Ich bezweifle, daß meine Versicherung zahlen wird, wenn Sie auf der Flucht vor der Polizei sind.«
    Auf der Flucht vor der Polizei? Weil er den Beamten, die ihn einfach nicht beschützen konnten, entwischt war?
    Er wußte nicht, ob er dadurch zu einem Flüchtling vor der Polizei geworden war oder nicht. Es war eine interessante Frage, mit der er sich später einmal würde beschäftigen müssen. Später, wenn er nicht halb verrückt war vor Angst und Sorgen.
    »Sie wissen, daß ich das tun würde.« »Ich stelle noch eine zweite Bedingung«,

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