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Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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auseinandergezerrt worden?
    Unmöglich, Antworten auf diese Fragen zu finden. Und vielleicht besser, sie gar nicht erst zu stellen. Sich lieber auf den Mann beschränken, der da in dem Loch steht, ein bisschen zu tief, als dass er einfach herausspringen könnte. Also was tut er? Er legt die Handflächen auf den nächstgelegenen Erdhaufen und stemmt sich heraus.
    Kein großes Kunststück, das heißt, wenn es ein Erwachsener war und kein Kind. Digger betrachtete die paar deutlichen und vollständigen Fußabdrücke, die er sehen konnte, und dachte: Wenn das ein Kind war, dann hatte es verdammt große Füße. Das ist mindestens Größe fünfundvierzig.
    Hände raus. Den Körper hochstemmen. Während des Stemmens geraten die Hände auf der lockeren Erde ein wenig ins Rutschen, also gräbst du die Finger ein und hinterlässt diese kurzen Kratzspuren. Dann bist du draußen, und du balancierst dich auf einem Knie aus, wobei die runde Vertiefung entsteht. Du setzt einen Fuß neben das Knie, auf dem du dich ausbalanciert hast, verlagerst dein Gewicht vom Knie auf den Fuß, stehst auf und gehst davon. So simpel wie Kirschenessen.
    Also hat sich irgendein Bursche aus seinem Grab herausgebuddelt und ist einfach davonmarschiert, ja? Hat da unten vielleicht ein bisschen Hunger bekommen und beschlossen, sich im Schnellimbiss einen Cheeseburger und ein Bier einzuverleiben?
    »Verdammt noch mal, das ist kein Grab, das ist nur ein Scheißloch im Boden«, sagte er laut und fuhr dann ein wenig zusammen, als ein Sperling ihn beschimpfte.
    Ja, nichts als ein Loch im Boden - hatte er das nicht selbst gesagt? Aber wieso sah er dann keine Spuren von der Sorte, die ein Spaten hinterlässt? Und wieso gab es nur die paar Fußabdrücke, die von dem Loch wegführten, und keine nach innen zeigenden in seiner Umgebung, wie es sie geben müsste, wenn jemand da gegraben hätte und hin und wieder auf die von ihm ausgeworfene Erde getreten wäre, was beim Graben von Löchern kaum zu vermeiden war?
    Dann begann er sich zu fragen, was er in dieser Sache unternehmen sollte; er hatte keinen blassen Schimmer.
    Er nahm an, dass, rein technisch gesehen, eine kriminelle Handlung vorlag, aber keine Leichenschändung, da hier nie jemand in der Erde gelegen hatte. Schlimmstenfalls konnte man die Sache als Vandalismus bezeichnen, und wenn mehr dahintersteckte, dann wollte Digger Holt nicht derjenige sein, der das ans Licht zerrte.
    Vielleicht war es am besten, das Loch einfach wieder zuzuschaufeln, die heilen Soden, die er finden konnte, wieder zu verlegen, die erforderliche Menge neue zu holen, den Platz wieder in Ordnung zu bringen und das Ganze dann zu vergessen.
    Schließlich, erklärte er sich zum dritten Mal, ist es ja nicht so, dass hier tatsächlich jemand begraben worden ist.
    Vor seinem inneren Auge erschien kurz das Bild des regnerischen Frühlingstages. Dieser Grabstein hatte wahrhaftig echt ausgesehen!
    Wenn man sah, wie dieser schmächtige Assistent ihn herumtrug, dann wusste man, dass es nur eine Attrappe war, aber als sie ihn aufgestellt hatten, mit all diesen künstlichen Blumen davor, da hätte man schwören können, dass er echt war und dass tatsächlich jemand...
    Er hatte eine Gänsehaut auf den Armen.
    »Jetzt aber Schluss damit«, befahl er sich streng, und als der Sperling wieder schimpfte, war Digger dieses wenig schöne, aber vollkommen reale und vollkommen normale Geräusch willkommen. »Kreisch nur weiter, wenn es dir Spaß macht«, sagte er und ging auf den letzten, bruchstückhaften Fußabdruck zu.

    Dahinter konnte er, wie er mehr oder minder geargwöhnt hatte, weitere Abdrücke im Gras erkennen. Die Abstände zwischen ihnen waren groß. Als er sie betrachtete, kam Digger zu dem Schluss, dass der Bursche nicht gerade gerannt war, aber auch keine Zeit vergeudet hatte. Vierzig Meter weiter entdeckte er noch einen Hinweis auf den Weg, den der Mann eingeschlagen hatte. Ein großer Kübel mit Blumen war umgestürzt.
    Obwohl er auf diese Entfernung keine Fußabdrücke erkennen konnte, befand sich der umgestürzte Kübel doch genau in der Verlängerung der Abdrücke, die er sehen konnte. Der Mann hätte dem Kübel ausweichen können, aber er hatte es nicht getan. Er hatte ihn einfach mit einem Tritt aus dem Weg befördert und war weitergegangen.
    Männer, die dergleichen taten, gehörten nach Diggers Erfahrung nicht zu der Sorte, mit denen man sich anlegte. Es sei denn, man hätte einen verdammt guten Grund dazu.
    Der Mann hatte sich schräg

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