Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
erzählt?« murmelte Hamilton. »Dass er sich beim Rasieren geschnitten hat?«
    Hinter sich hörte Hamilton ein scharrendes Geräusch. Er wirbelte herum, hatte das Gefühl, zu langsam zu sein, hatte das Gefühl, dass er trotz all seiner routinemäßigen Vorsichtsmaßnahmen zu kühn gewesen war, um jemals alt zu werden, denn hieran war nichts routinemäßig, ganz und gar nicht, der Kerl war hinter ihm, und bald würde noch mehr Blut in der Kabine des alten Chevrolet-Pickup sein, sein Blut, weil ein Kerl, der es fertig brachte, in einem derartigen Schlachthaus den ganzen Weg von Maine bis fast an die Grenze des Staates New York zu fahren, ein Psychopath war, die Art von Mann, die einen State Trooper um-« bringen und sich so wenig dabei denken wie beim Kauf einer Tüte Milch.
    Zum dritten Mal während seiner gesamten Dienstzeit zog Hamilton seinen Revolver, spannte den Hahn und hätte fast einen Schuss (oder zwei oder drei) auf nichts als die Dunkelheit abgegeben; seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Aber es war niemand da.
    Hamilton stand da, ließ langsam den Revolver sinken, und das Blut hämmerte in seinen Schläfen.
    Ein leichter Windstoß fegte durch die Dunkelheit. Wieder das scharrende Geräusch. Auf dem Gehweg sah er eine Hamburger-Schachtel — aus diesem MacDonald's, kein Zweifel, wie schlau Sie sind, Holmes, nicht der Rede wert, Dr. Watson, es war wirklich ganz simpel—, die einen oder anderthalb Meter weit rutschte und dann wieder still dalag.
    Hamilton ließ langsam und zittrig den angehaltenen Atem entweichen und sicherte seinen Revolver wieder. »Da hätten Sie sich fast ein Ding geleistet, Mr. Holmes«, sagte er mit einer Stimme, die nicht ganz stetig war.
    »Hätten sich beinahe ein CR-14 aufgehalst.« CR-14 war ein » Schuss/Schüsse abgegeben «-Formular.
    Er dachte daran, seinen Revolver wieder ins Holster zu stecken, da jetzt feststand, dass es nichts zu erschießen gab außer einer leeren Hamburger-Schachtel, doch dann beschloss er, ihn in der Hand zu behalten; bis die anderen Streifenwagen eingetroffen waren. Er fühlte sich gut an in seiner Hand. Beruhigend.

    Weil es nicht nur das Blut war oder die Tatsache, dass der Mann, den irgendein Cop in Maine wegen Mordes suchte, in dieser Schweinerei in aller Gemütsruhe an die vierhundert Meilen gefahren war. Von dem Wagen ging ein Geruch aus, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem hatte, der eine Stelle umgab, an der ein Auto einen Skunk überfahren und zermalmt hatte. Er wusste nicht, ob seine Kollegen, wenn sie ankamen, diesen Geruch auch wahrnehmen würden oder ob nur er es tat, aber das kümmerte ihn wenig. Es war nicht der Geruch nach Blut oder verdorbenem Essen oder Körperausdünstungen. Es war, dachte er, der Geruch von etwas Bösem.
    Etwas sehr, sehr Bösem. Etwas so Bösem, dass er seinen Revolver nicht einstecken mochte, obwohl er fast sicher war, dass der Mann, von dem dieser Geruch ausging, verschwunden war, vermutlich schon vor Stunden von dem tickenden Geräusch eines noch warmen Motors war nichts zu hören. Aber das spielte keine Rolle. Es änderte nichts an dem, was er wusste. Eine Zeitlang hatte ein schreckliches Tier in dem Pickup gehaust, und er wollte nicht das geringste Risiko eingehen, dass das Tier womöglich zurückkam und ihn unvorbereitet antraf.
    Worauf Mama sich verlassen konnte.
    Er stand da, den Revolver in der Hand und ein Kribbeln im Nacken, und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Verstärkung endlich eintraf.

Sechstes Kapitel
    Tod in einer großen Stadt

    Dodie Eberhart war stocksauer, und wenn Dodie Eberhart stocksauer war, dann gab es in der Stadt Washington D.C. eine Frau, mit der man sich besser nicht anlegte. Sie stieg die Treppe in dem Mietshaus an der L-Street mit der Schwerfälligkeit (und fast der Masse) eines Nashorns hinauf, das eine offene Savanne durchquert. Ihr marineblaues Kleid spannte und entspannte sich über einem Busen, der fast zu groß war, als dass man ihn einfach als üppig hätte bezeichnen können. Ihre fleischigen Arme schwangen wie Pendel.
    Vor einer ganzen Reihe von Jahren war diese Frau eines der tollsten Callgirls von Washington gewesen. Damals hatten ihre Größe - eins-fünfundachtzig - und ihr gutes Aussehen sie zu mehr gemacht als einer gewöhnlichen Hure; sie war so gefragt, dass eine Nacht mit ihr fast den gleichen Wert hatte wie eine Trophäe im Zimmer eines jagdliebenden Gentleman, und wenn sich jemand die Mühe machte, die Fotos von den zahlreichen fetes und

Weitere Kostenlose Bücher