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Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hochgesteckten Zielen und leerem Portemonnaie, die beide auf einem reichlichen Quantum heißer Luft schwebten. In der Regel wußte Dodie durchaus, was sie von diesen Elementen zu halten hatte. Auf das Geschwätz eines Jurastudenten hereinzufallen, war ihrer Ansicht nach ebenso blöd, wie einen Kunden umsonst ranzulassen. Wenn man erst einmal damit anfing, konnte man sich gleich aufhängen.
    Aber Mr. Frederick »Großmaul« Clawson war es gelungen, eine Bresche in ihre Verteidigungsanlagen zu schlagen. Er war viermal nacheinander mit der Miete im Rückstand gewesen, und sie hatte es ihm durchgehen lassen, weil sie überzeugt war, dass in seinem Fall die abgedroschene alte Masche tatsächlich der Wahrheit entsprach (oder entsprechen würde): er würde zu Geld kommen.
    Er hätte das nicht bei ihr geschafft, wenn er bewiesen hätte, dass Sidney Sheldon in Wirklichkeit Robert Ludlum oder Victoria Holt in Wirklichkeit Rosemary Rogers war, denn diese Leute und ihre Milliarden von Kollegen waren ihr scheißegal. Sie stand auf Kriminalromane, besonders solche, in denen es wirklich hart auf hart ging.
    Sie nahm an, dass es massenhaft Leute gab, die das romantische Geschwätz und das Spionagegeschwätz lasen, wenn man den Bestsellerlisten der Post glauben durfte; Elmore Leonard dagegen hatte sie schon Jahre vor seinem Auftauchen auf den Listen gelesen, und auch für Jim Thompson, David Goodis, Horace McCoy, Charles Willeford und die anderen dieser Männer hatte sie sehr viel übrig. Kurzum, Dodie Eberhart liebte Romane, in denen Männer Banken ausraubten, sich gegenseitig erschossen und Zuneigung bewiesen, indem sie ihre Frauen windelweich prügelten.
    George Stark war, wie sie meinte, der beste von ihnen - oder war es gewesen. Sie hatte all seine Bücher verschlungen. Von Machine's Way und Oxford Blues bis hin zu Riding to Babylon, das nun offenbar das letzte gewesen war.
    Das Großmaul im dritten Stock war von Notizen und Büchern umgeben gewesen, als sie zum ersten Mal erschien, um die Miete einzufordern (die erst seit drei Tagen überfällig war, aber wenn man den Kerlen den kleinen Finger reichte, nahmen sie gleich die ganze Hand), und nachdem sie sich um ihr Geschäft gekümmert und er versprochen hatte, bis Mittag des folgenden Tages zu bezahlen, hatte sie ihn gefragt, ob die gesammelten Werke von George Stark neuerdings zur Pflichtlektüre für Jurastudenten gehörten.
    »Nein«, hatte Clawson mit einem strahlenden, fröhlichen und ausgesprochen räuberischen Lächeln geantwortet, »aber vielleicht werden sie einen finanzieren.«
    Mehr als alles andere war es dieses Lächeln gewesen, das sie in seinen Bann geschlagen und sie veranlasst hatte, in diesem Fall die Leine länger zu lassen, die sie in allen anderen Fällen brutal straffgezogen hatte. Sie hatte es schon viele Male gesehen - in ihrem Spiegel. Damals hatte sie geglaubt, dass man ein derartiges Lächeln nicht vortäuschen konnte, und sie glaubte es nach wie vor. Clawson hatte Thaddeus Beaumont tatsächlich die Daumenschrauben angelegt; sein Fehler war nur gewesen, dass er so zuversichtlich geglaubt hatte, Beaumont würde mitspielen.
    Und das war auch ihr Fehler gewesen.
    Nachdem Clawson ihr von seiner Entdeckung erzählt hatte, hatte sie einen der beiden Beaumont-Romane -
    Purple Haze - gelesen und war zu dem Schluß gekommen, dass es ein ausgesprochen dämliches Buch war.
    Ungeachtet der Briefe und Fotokopien, die das Großmaul ihr gezeigt hatte, wäre es ihr schwer gefallen oder sogar unmöglich gewesen, zu glauben, dass beide Autoren ein und dieselbe Person waren. Nur — als sie ungefähr drei Viertel des Buches gelesen hatte und nahe daran war, dieses langweilige Stück Scheiße in die Ecke zu werfen und zu vergessen, war sie auf eine Szene gestoßen, in der ein Farmer ein Pferd erschoß. Das Pferd hatte zwei Beine gebrochen und mußte erschossen werden, aber der Punkt war, dass der alte Farmer John es genossen hatte. Er hatte dem Pferd den Gewehrlauf an den Kopf gesetzt und dann onaniert und in dem Moment auf den Abzug gedrückt, indem er zum Orgasmus gelangte.
    Es war, dachte sie, als wäre Beaumont hinausgegangen, um sich eine Tasse Kaffee zu holen, als er an dieser Stelle angekommen war — und George Stark hätte übernommen und diese Szene geschrieben wie ein literarisches Rumpelstilzchen. Jedenfalls war sie das einzige bisschen Gold in diesem speziellen Strohhaufen.
    Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Es bewies nur, dass jeder einmal aufs Kreuz

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