Starke Kinder
vergewaltigt, dringt also der Täter mit seinem Penis, seinem Finger oder einem anderen Gegenstand in Körperöffnungen (Mund, After, Scheide) ein, so ist dies ein schwerer Missbrauch. Mit recht hoher Wahrscheinlichkeit hinterlässt dies körperliche Spuren, die von einem geschulten Arzt erkannt werden können. Auch das Betasten von Geschlechtsteilen eines Kindes ist eine klar greifbare Handlung.
Schwerer greifbare Missbrauchshandlungen sind z. B. Beobachten von nackten Kindern am Strand, leichte (wie zufällige) Berührungen oder exhibitionistische (selbstentblöÃende) Handlungen. Ein ehemaliger Internatsschüler berichtet von einem Lehrer, von dem jeder gewusst habe, dass er Jungen möge. In seinem ersten Jahr, als er groÃes Heimweh gehabt habe, sei er von ihm getröstet worden. Der Lehrer habe ihn auf seinem Schoà sitzen lassen und ihn gestreichelt. Als Missbrauch würde er dies nicht bezeichnen.
Menschen mit langjährigen Missbrauchserfahrungen berichten meistens, zu Beginn seien die Ãbergriffe eher weniger fassbar gewesen. Im Laufe der Zeit hätten Ausmaà und Härte der Ãbergriffe zugenommen.
Sexuelle Begierde versus Unabsichtlichkeit
Können alltägliche Dinge, über die man sich keine Gedanken macht, auch zu sexuellen Ãbergriffen gezählt werden? Was ist mit den Schnappschüssen, die zeigen, wie Kinder an einem heiÃen Sommertag nackt durch den Garten tollen? Was ist mit dem Vater, der schon immer mit seiner jetzt vier Jahre alten Tochter gebadet hat? Ist es womöglich ein sexueller Ãbergriff? Was ist, wenn eine Mutter â unabsichtlich â in das Zimmer ihres Sohnes kommt, der gerade masturbiert?
Diese Fragen können ganz eindeutig beantwortet werden: Sexueller Missbrauch umfasst alle Handlungen, die ein älterer Mensch zur Befriedigung seiner sexuellen Interessen durchführt. Der zentrale Punkt ist die Absicht, mit der die Handlung ausgeführt wird. Ein Vater, der mit seiner vierjährigen Tochter ohne irgendeine sexuelle Absicht badet, missbraucht sie nicht. Vermutlich wird die Tochter eines Tages, spätestens zu Beginn der Pubertät ihrem Wunsch Ausdruck verleihen, alleine zu baden. Diesem Wunsch nach Privatsphäre, das Recht eines jeden Menschen und damit auch eines jeden Kindes, muss selbstverständlich geachtet und anerkannt werden.
Ein Kind kann die Absicht eines Erwachsenen nicht immer einschätzen. Denken Sie an das Beispiel des Internatschülers: Was war die Absicht des Lehrers, der ihn auf seinem Schoà tröstete? War es der Wunsch des Lehrers, den Schüler zu trösten? Oder hatte er den Wunsch, ein ihn interessierendes Sexualobjekt nahe bei sich zu haben? Was ist, wenn ein Onkel mit seiner pubertären Nichte eng tanzt und seine Hand wie zufällig auf ihrem Gesäà landet? Tanzt er einfach nur leidenschaftlich gern oder versucht er, ihren Körper zu betasten? Auch das Betreten des Bades durch einen Familienfreund, während die älteste Tochter der Familie nackt unter der Dusche steht, kann unterschiedlich motiviert sein. Entweder muss er sehr dringend die Toilette aufsuchen und weià nicht, dass sie unter der Dusche steht oder er folgt seinem sexuellen Interesse.
Drohung versus freier Wille
Recht offensichtlich ist der Einsatz von Gewalt oder Drohungen (â⦠dann bringe ich dich und deine Eltern um.â, â⦠dann musst du in ein Heim.â, â⦠dann zerstörst du unsere Familie.â). Was ist jedoch mit Belohnungen? Was ist mit einem Mädchen, welches sich von dem Besitzer des Pferdes anfassen lassen muss, um reiten zu dürfen? Als Erwachsene berichtet sie, damals sei ihr das Reiten so wichtig gewesen, dass sie zu sexuellen Handlungen bereit gewesen sei. Heute wirft sich das Opfer vor, dass sie sich habe âkaufenâ oder âbestechenâ lassen. Dies mag aus âerwachsenerâ Sicht richtig sein. Das Kind konnte die Situation jedoch nicht korrekt beurteilen und einschätzen. Die 10-Jährige sah auch nicht die Möglichkeit, den beliebten und einflussreichen Pferdestallbesitzer âanzuschwärzenâ. Sie ahnte, dass sie in ihrem Dorf keinen Kontakt zu anderen Reitställen oder Pferdebesitzern hätte aufbauen können. AuÃerdem konnte sie als Kind die Bedeutung dieser Ãbergriffe für ihr späteres Leben kaum einschätzen. Kinder leben in der Welt kurzfristiger Folgen. (Ich bekomme meinen
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