StasiPolka (German Edition)
zu.
Eigenartig, wie heißer Jugo einen Abend am Meer verändert. Windstille Nächte sind ja nichts Besonderes. Nächte, wo man nach einem Sonnentag etwas bummelt und im Cafe sitzt. Allerweltsnächte, in denen Mädchen die Uferpromenade entlang spazieren, dunkle, starre Gesichter, große Augen, glattes Haar. herunter gebogene Mundwinkel, als sei die Langeweile des Tages in die Nacht hinein verewigt. Die jungen Männer stehen zusammen, werfen Blicke, aber sie haben alle Zeit der Welt.
Aber, lass einen heißen Tag in den Jugo drehen! Der warme Wind presst Kleider an die Körper, Haare verweht, die Augen suchen unruhig. Wann bricht das Unwetter los? Windböen zerren an den Tischdecken der Cafes und wirbeln leere Zuckertütchen fort. Die jungen Männer streben auseinander und suchen ihre Liebste. Kann es sein, dass die Welt untergeht?
Nebenan auf dem Charterboot gerieten zwei Trunkenbolde aneinander, Frauen gingen dazwischen. Morgen früh würde die Crew einen dicken Kopf haben.
Vincent schob sich ein Sitzkissen unter den Kopf, streckte sich auf der Bank aus und hielt sich an den Wein.
34
„Guten Morgen.“ Die beiden Frauen wirkten unverschämt ausgeschlafen, wie sie da in der Tür der Schlafkabine standen und ihn neugierig musterten. Im Halbschlaf hatte ihm das leichte Schaukeln des Bootes signalisiert, dass jemand an Bord kam, aber die beiden waren sehr behutsam nach unten ges tiegen.
„Wie soll ein Morgen gut sein, wenn man kurz nach Mitternacht geweckt wird?“ Vi ncent zog seine Decke hoch.
„Erzähl uns nichts, wir haben die leeren Weinflaschen draußen gefunden.“ Rea kehrte das mütterliche Erbteil heraus.
Er setzte sich auf die Bettkante, sah auf die Uhr. Fast halb zehn. „Gebt mir eine Viertelstunde.“
„Soll ich vielleicht eine Kanne Türkischen brauen?“ Jelena besaß den siebten Sinn.
„Das wäre ein Grund für mich, dein Bild ab sofort auf den Hausaltar zu stellen.“ Die beiden lachten und verzogen sich in Richtung Pantry.
Vincent duschte und entschloss sich, den Bart heute wachsen zu lassen. Lan gsam wurde sein Kopf klar. Jelenas Wein, dazu der warme Wind und das Schaukeln des Boots hatten ihn gestern Abend sanft in den Schlaf gewiegt. Erst als Ivo mit Milan im Gefolge weit nach Mitternacht an Bord polterte, schreckte Vincent von der Cockpitbank hoch. Dann ergab sich das Übliche, Wein, Rakija, Tratsch; die beiden waren hellwach, hatten massenhaft Zeit, weil sie wegen des Wetters nicht raus in die Fischgründe konnten. Als sie sich endlich trollten, wurde es schon fast hell.
Jelena goss gerade den Mokka in die Tassen, als Vincent nach oben kam. Rea strich mit dem Handrücken über seine bärtige Wange. „Der Kubaner“, sie lachte, „ich glaube, Juliane war damals total in dich verknallt.“
„Wer ist Juliane?“ fragte Jelena.
„Ein Mädel vom Land. Sie behauptet, ihr Jaguar sei ein quasi unsichtbares A uto“, Vincent probierte den Mokka. Stark. „Das rettet mir das Leben.“
„Du hast also gesumpft“, Rea klang verständnisvoll, „was war eigentlich los?“
Er berichtete. Für Rea ein Grund, Jelena von Ivo und seiner Familie zu erzählen. Vincent streckte sich und ließ den Kaffee wirken. Der Jugo hatte sich gelegt, doch die Wolken hingen tief. Vielleicht kam ein wenig Regen. Auf dem Charterboot nebenan machten sich die Leute bereit zum Ablegen. Der Motor tuckerte los, triefäugige Männer schlichen über Deck, mürrische Frauen sortierten Tampen und Fender. Der Mann an der Bugleine nuckelte bereits wieder an der Bierdose. Nachdurst. Saufen und Segeln.
„Wollen wir hier auf dem Boot frühstücken oder drüben?“ fragte Vincent.
„Was meinst du?“
„Drüben im Cafe sitzen wir unter den Leuten, hier sind wir zwar allein, aber ab und zu halten die Touristen an, sehen uns beim Essen zu oder knipsen. Mir ist es egal.“
Die beiden sahen sich an. „Hier!“
Vincent stand auf, zeigte dem Kellner auf der Cafeterrasse drei Finger und beschrieb mit den Händen einen großen Kreis. Der Junge lächelte und hob den Daumen.
„Was war denn das?“
„Dreimal großes Frühstück.“
„Ich werde mir mal wieder das Flaggensignalbuch vornehmen müssen“, sagte Jelena.
Wenn es so weiter ging, versprach dies ein angenehmer Morgen zu werden.
Wolkige Tage füllen in Makarska die Geschäfte. Schon jetzt herrschte reges Treiben in den Cafes und auf den Flanierstrecken am Wasser. Wer nicht gerade kleine Kinder auf Trab halten musste, unternahm lieber einen Stadtbummel,
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