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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Pesch
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abgeknallt worden. Weshalb die Schau? Warum nicht gleich das Fernsehen?
    Wenn sie den Trottel umbringen wollten, hätte Karol es ihm sagen können. Kein Problem, Lejaune im Wald rund um die Rennbahn zu entsorgen. Da lief was Größeres ab, er roch es. Jiri sah die ersten Polizisten in die Hotelhalle stürmen. Wenn sie mit ihm fertig waren, würde er zu seiner Mutter aufs Land fahren und Karol anrufen. Vielleicht nahm man ihn mit ins Boot, wenn er es gescheit anstellte.

2
     
    So etwas hatte ihm gerade noch gefehlt. „Fiebrige Infektion. Ansteckend. Wir h olen den Besuch nach.“
    Vincent blickte auf das Bild, das zusammen mit der Mail gekommen war. E ine Frau, ein Mädchen. Sie um die vierzig, das Mädchen vielleicht achtzehn. Beide in geblümten Sommerkleidern, entspannt an einen offenen BMW gelehnt, der quer vor einer Doppelgarage stand. Der Fotograf hatte schräg von oben ihre lächelnden Gesichter eingefangen. Alles sah heiter und stinknormal aus.
    Er nahm das Foto in die Hand. Wie kam Katja an seine A nschrift? Warum benutzte sie alten Geheimdienstcode? Kein Zweifel, sie rief um Hilfe. Außerdem musste es was Ernstes sein, denn sie hatte ihn nie um mehr, als um Feuer für ihre Zigarette gebeten. Und das war lange her, in seinem ersten Leben, als sie noch beide in Ostberlin verliebt Händchen hielten.
    Vincent streckte sich. Er war früh aus der Koje gerollt, durch Makarska geschlendert, um Zeitungen und Obst zu kaufen und trank jetzt einen Kava an der Uferpromenade. Ein frischer Junimorgen. Zwei Tage hatte die Bura das Meer und die Strände leer gefegt. Trotz strahlender Sonne waren die Touristen warm eingepackt durch die Stadt gebummelt. Jetzt ruhte der Wind, bald würde es heiß sein.
    Katjas Mail hatte ihn kalt erwischt. Zwar schaute er täglich zweimal in seine Mailbox, aber nur, weil er auf eine Nachricht von OVID wartete. Er lebte jetzt fast einen Monat auf dem Boot und kreuzte planlos zwischen den kroatischen Inseln. Solche auftragslosen Zeiten gab es. Aber vorgestern hatte ihm Washington mitgeteilt, es gebe Arbeit. Seltsam, dass OVID sich seitdem nicht rührte.
     
    „Können wir uns dazu setzen?
    Vincent schaute hoch. Ein Pärchen in den Dreißigern, Ausländer. Warum das, die halbe Terrasse war noch frei. Offenbar glaubten sie, er sei ein Einheimischer und  wollten Tipps für die Stadt. Ein muskulöser Mann mit blondem Wikingerbart, Kettchen und Ohrring. Er und die Frau ziemlich zerknittert, als hätten sie im Auto übernachtet. Vincent nickte, steckte Katjas Nachricht ein und zog die Zeitungen beiseite.
    Die beiden bestellten Filterkaffee und stritten sich le ise auf Deutsch.
    „Jedermann weiß, dass sie in Slowenien die Deutschen abkassieren“, die Frau fächelte sich mit einer Straßenkarte Luft zu. „Warum hast du dich nicht gewehrt? Über fünfzig Euro.“ Sie war dunkelhaarig und hübsch. In ein paar Jahren würde sie etwas gegen den schwarzen Flaum auf ihrer Oberli ppe tun müssen.
    „Ich bin nicht schneller gefahren, als die anderen.“ Der Mann presste die Li ppen zusammen. Er hat Recht, dachte Vincent. Während der Saison verstärkte die slowenische Polizei die Kontrollen und griff systematisch alle Urlauber ab, die Westfahrzeuge fuhren.
    So ging es eine Zeit lang hin und her, die Frau stichel te weiter. Der Blonde bestellte einen zweiten Kaffee und fummelte an einer kleinen Digitalkamera herum. Er klappte den Monitor auf und zu, und legte das Ding schließlich neben seine Kaffeetasse.
    Am Ende fragten sie Vincent nach dem Weg zum Franziskanerkloster und zogen ab. Vincent winkte dem Kellner, der damit beschäftigt war, die Sonnenschirme zu entfalten. Die Terrasse war inzwischen voll besetzt.
     
    „Weißt Du, dass ein Aal über 80 Jahre alt werden kann?“ Ivo setzte sich. Er hatte letzte Nacht offensichtlich die Wochenendbeilage der Slobodna studiert.
    Vincent schaute sich nach dem Kellner um. „Ein Rakija ? “ Eigentlich eine überflüssige Frage. Ivo war jede Nacht mit seinem Fischkutter draußen und verkaufte morgens den Fang direkt vom Boot. Jetzt hing er noch ein oder zwei Stunden herum, bevor er sich schlafen legte.
    „Karpfen leben noch länger als Aale.“ Der grauhaarige Fischer blieb beim Thema. Vincent schätzte ihn auf knapp siebzig, aber Ivo war gut in Form und wus ste mehr über das Leben auf dem Meer, als Sindbad und Odysseus zusammen. Wenn Vincent auf Reisen war, sah der Alte auf seinem Boot nach dem Rechten.
    „Was machen die Kinder?“
    „Diese Woche haben sie

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