Feuertaufe für Darlene
»Von nicht wollen kann überhaupt nicht die Rede sein«, widersprach Cook. Er klopfte sich mit beiden Händen auf die leeren Taschen. »Wo soll ich das Geld denn noch hernehmen? Ich habe euch bereits meinen letzten Cent gegeben. Soll ich mir die Kohle vielleicht aus den Rippen schneiden? Wenn ich …«
Er kam nicht mehr dazu seinen Satz zu beenden, denn Carsons rechte Hand war blitzschnell nach vorne geschnellt. Die Faust traf den Farmer mit ungebremster Wucht auf den Mund.
Er wurde von den Füßen geschleudert und kam neben der Sitzbank am Küchentisch zum Liegen. Halbbenommen rappelte sich Cook in eine sitzende Position auf. Er presste sich eine Hand auf die Lippen. Blut quoll zwischen den Fingern hervor.
»Fred!« Moira Cook schrie entsetzt auf. Sie wollte zu ihrem Mann eilen. Doch die anderen beiden Kerle, die wenige Minuten zuvor gemeinsam mit Carson in das Haus eingedrungen waren, griffen sofort nach ihren Revolvern.
Moira blieb wie angewurzelt am Herd stehen, auf dem ein Topf mit Bohnen brodelte. Dass bereits erste dunkle Qualmschwaden daraus aufstiegen, bemerkte sie nicht.
»Weshalb tut ihr das?«, wollte die Farmersfrau wissen. Tränen glitzerten in ihren Augen. »Fred hat euch doch nichts getan.«
»Irrtum.« Carson öffnete und schloss mehrmals hintereinander die Finger, als wolle er die Hand bereits auf den nächsten Angriff vorbereiten. »Der Bastard ist mit seiner Zahlung im Rückstand. Das ist nun schon das dritte Mal, dass er uns mit irgendwelchen faulen Ausreden kommt. Denkst du etwa, das würden wir ihm so einfach durchgehen lassen? Das kannst du vergessen. Da wäre die Wahrscheinlichkeit noch größer, eine waschechte Jungfrau in einem Puff zu finden.«
»Gut gesagt, Mitch.«
Seine beiden Begleiter lachten auf.
»Aber Fred sagt doch nur die Wahrheit«, beteuerte Moira. »Wir haben wirklich kein Geld. Das müsst ihr uns glauben. Wir haben euch alles gegeben.«
»Der faule Hund soll gefälligst was schaffen, damit die Kohle reinkommt. Zum Ausruhen hat er immer noch genügend Zeit, wenn er sechs Fuß unter der Erde liegt.«
Auch der Farmer wollte etwas sagen. Aber aus seiner Kehle drang nur ein heiseres Husten. Zwei Schneidezähne fielen auf die Dielen des Küchenbodens.
»O mein Gott.« Der Anblick ließ Moira das Gesicht in den Händen vergraben. »Hört dieser Albtraum denn niemals auf?«
»Das liegt ganz allein in eurer Hand.« Carson zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. »Bezahlt – dann habt ihr Ruhe vor uns.«
»… zumindest für eine Weile«, fügte Bud Richfield hinzu. »Denn solange wir in dieser Gegend das Sagen haben, werden wir auch abkassieren. So läuft das nun mal.« Er kratzte sich mit der Mündung seines Smith & Wesson Frontier an der Warze über seinem rechten Auge. »Je eher ihr euch damit abfindet, desto besser für euch.«
Die Farmerin zuckte zusammen, wie vom Schlag einer unsichtbaren Peitsche getroffen. Die Aussicht, dass ihr Martyrium noch ewig weitergehen sollte, war mehr, als sie ertragen konnte. Sie spürte einen unbändigen Zorn in sich aufsteigen. Die flammende Wut ließ sie ihre bisherige Vorsicht vergessen.
»Ihr unverschämten Mistkerle, was bildet ihr euch eigentlich ein?«, fauchte Moira. »Fred und ich arbeiten uns tagein, tagaus auf den Feldern und in den Ställen den Rücken krumm. Zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter. Fred ist deswegen schon krank geworden. Jede Nacht hustet er sich beinahe die Lunge aus dem Leib. Trotzdem tut er alles, um uns über die Runden zu bringen. Aber dann taucht ihr einfach hier auf und nehmt uns das Wenige, was wir haben, auch noch ab. Ihr solltet euch in Grund und Boden schämen.«
»Warum tust du das nicht selbst?«, entgegnete der dritte Besucher. »Schließlich kann man nicht besonders stolz darauf sein, einen Schlappschwanz zum Ehemann zu haben.« Ein breites Grinsen durchschnitt Hank O’Learys Visage von einem Ohr zum anderen.
Die Farmerin starrte ihn mit großen Augen an.
»Was hast du da gerade gesagt, du widerwärtige Filzlaus?«, fragte sie mit vor Empörung bebender Stimme. »Fred ist der anständigste Kerl, den man sich nur vorstellen kann. Jeder, der etwas anderes behauptet, ist ein dreckiger Lügner, der sich eine ordentliche Abreibung verdient hat.« In Ermangelung einer anderen Waffe packte sie den hölzernen Kochlöffel, der neben dem Herd lag, und stürmte auf den Banditen zu.
»Bleib mir vom Leib, du dumme Gans.« O’Leary war ein Bär von einem Mann, dem es nicht schwerfiel, sich gegen
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