Stauffenbergs Gefaehrten
und sich Gedanken darüber machten, was wir uns eigentlich dabei dächten, die unsinnigen Befehle, die wir von oben bekamen, unsererseits nach vorne weiterzugeben. In erster Linie waren das neben Axel von dem Bussche die aktiven Offiziere Hans Albrecht Bronsart von Schellendorff und Klausing. Ich habe die letzten beiden also erst an der Front kennengelernt.
Wie war Ihr Verhältnis zueinander?
Als wir uns einmal wieder unterhalten hatten über die unsinnigen Befehle, saÃen wir in einem Bauernhaus in einem Dorf zusammen, in dem der Kommandeur residierte, und da hing ein Hitlerbild an der Wand. Bronsart, der Spontanste von uns allen, zog seine Pistole und schoss auf das Bild. Daraufhin habe ich gesagt: »Wir ziehen jetzt alle unsere Pistole und schieÃen auch.« Das haben Klausing, Axel und ich dann auch getan. Es war wichtig, dass alle beteiligt waren. Das war aber keine groÃe Heldentat. Dann haben wir nüchtern überlegt, dass es besser wäre, das Bild abzuhängen, bevor der Kommandeur wiederkommt, und ihm zu sagen, das Bild sei beschädigt worden.
Das Zentrum unserer Gespräche, der, der alle überragte, war immer Axel von dem Bussche. Er hatte einmal ein Kommando im rückwärtigen Heeresgebiet. Dort hat er mit eigenen Augen gesehen, wie jüdische Gefangene eine Grube ausgraben und sich hineinlegen mussten und dann erschossen wurden. Das waren keine gefangenen Soldaten, das waren Bewohner einer Stadt. Mit diesen Eindrücken kam er zurück zum Regiment und erzählte mir das.
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Axel von dem Bussche wurde am 5. Oktober 1942 Augenzeuge der Exekution von mehreren Tausend Juden auf dem Flugplatz Dubno in der Ukraine durch ukrainische und deutsche SS -Leute. Die »Aktion« sei, wie ihm ein Offizier erklärte, vom »Führer« befohlen worden.
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An welche Offiziere können Sie sich noch erinnern?
An Fritz von der Schulenburg. Er kam als Reserveoffizier zu uns ins Regiment. Der war auch so ein Original. Einmal lag Axel irgendwo auf der Erde und ruhte sich aus, Fritz setzte seinen Fuà auf ihn drauf und sagte scherzhaft: »Ich trete auf den niederen Adel.« Das war frech, denn Schulenburg war im Dienstgrad unter Bussche. Aber er war auch eine Autorität und ein enger Gesprächspartner. Als dann die Attentatspläne Gestalt annahmen und Stauffenberg und Tresckow einen an der Front bewährten jungen Offizier suchten, der neue Uniformen bei Hitler vorführen und diesen dabei umklammern und mit einer Bombe in die Luft sprengen sollte, hat Schulenburg Axel von dem Bussche vorgeschlagen. Er kannte dessen kritische Einstellung und Eindrücke vom Geschehen hinter der Front. Er traute ihm auch die nötige Entschlossenheit zu.
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Die Vorführung der Uniformen sollte im November 1943 stattfinden. Ein durch Schulenburg vermitteltes Vorgespräch mit Stauffenberg fand in Berlin statt. Bussche war zum Attentat bereit und hielt sich zu diesem Zweck einige Tage â versehen mit einem Verwendungsschreiben, das Weizsäcker unterschrieben hatte â in der Nähe der »Wolfschanze« auf. Da aber der Zug mit den Probeuniformen durch alliierte Bomber zerstört wurde, fiel die Vorführung bei Hitler aus und wurde auf Anfang 1944 verschoben. Bussche musste zurück an die Front.
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Wie sahen die Gespräche mit den anderen aus?
Sie müssen sich das nicht so vorstellen, dass wir uns täglich zum Tee getroffen haben. Die gemeinsamen Treffen unter Freunden waren schon selten. Es ging aber darum, dass wir, junge Kerle von Anfang bis Mitte zwanzig, mittlerweile die Nase voll hatten von dem, was wir an Wahnsinn um uns herum erlebten. Darüber und über die völlig unsinnigen Befehle sprachen wir oft. Ich hatte als Regimentsadjutant auch die Aufgabe, Befehle von hinten [aus dem Generalstab] entgegenzunehmen und umzuarbeiten in das, was das Regiment und weitere untergeordnete Einheiten machen sollten. So hatten wir immerfort mit der Frage zu tun, was das soll, diese Art von Befehlen.
Ewald Heinrich von Kleist, der auch eine Zeitlang bei Ihnen war, sagt, Schulenburg sei ein ganz energischer Motor gewesen. Der würde heute unterschätzt, sei aber enorm wichtig gewesen. Stimmt das?
Schulenburg war weiter als wir, nicht so sehr vom Alter, aber von der Lebenserfahrung her. Das war schon spürbar. Er war unser erster Ansprechpartner und hatte ein ganz klares Urteil. Er war es, der letzten Endes die gestaltende und auch die
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