Stauffenbergs Gefaehrten
Karls-Universität aufgestiegen. Vom ursprünglich überzeugten Deutschnationalen und Mitglied des Stahlhelm hatte er sich schnell zum ebenso entschlossenen Nationalsozialisten (Mitglied seit 1. Mai 1933) und SA -Standartenführer gewandelt. Er war ein durchaus auch fachlich versierter Jurist von brennendem Ehrgeiz und groÃer Umtriebigkeit, hatte lange in Frankfurt am Main gelehrt, zeitweise in Marburg. Von Prag aus versuchte er wiederholt nach Göttingen oder gar nach Berlin zu kommen und wurde dann mit dem Prager Rektorenposten zufriedengestellt.
Klausings älterer Bruder Benno hatte â wie einer seiner UrgroÃväter mütterlicherseits â im Rahmen der Reichswehr im selben Regiment gedient, wurde dann Theologe, zählte sich zu den »Deutschen Christen«, hatte sich freiwillig zum Kriegseinsatz gemeldet und galt seit 1942 als vermisst.
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Die Familie des Professors Klausing (v.l.: Vater Hermann Friedrich, Ida, Otto, Benno, Friedrich Karl, Mutter Marie-Sibylle)
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Die Mutter, Marie-Sibylle, stammte aus einer Gelehrtenfamilie, ihre Rolle im Familienverband aber war der des Vaters deutlich untergeordnet. Ãber sie schrieb der 17-jährige Sohn im Dezember 1937 in seinem »Bericht über meinen Bildungsgang« für das humanistische Lessing-Gymnasium in Frankfurt am Main: »Was meinen Bildungsgang angeht, so war es wohl für meine eigene Fortbildung von besonderer Wichtigkeit, daà meine Mutter meiner Schwester und mir oft Märchen und Erzählungen aus der deutschen Geschichte oder dem germanischen Sagenkreis vorgelesen hat, um unser Verständnis für das Werden des deutschen Volkes, wie überhaupt für Welt und Menschen, zu erwecken.«
Von der Mutter erhielt er einen Einblick in Literatur, Malerei und bildende Kunst. Die Bücher von Ernst Jünger faszinierten ihn und beeinflussten seinen Wunsch, Soldat zu werden. Er lernte Geige spielen und sang im Schulchor mit. Besonders die gotischen Dome spielten eine Rolle bei den gemeinsamen Familienausflügen. Für das Abitur 1938 wählte er Geschichte als Wahlfach. Er bat ausdrücklich darum, dem Reifezeugnis einen Vermerk über sein evangelisches Glaubensbekenntnis hinzuzufügen.
Ãber das I.R.9 kommt er spätestens 1940 mit Fritz-Dietlof von der Schulenburg zusammen, der, selbst ein Menschenfischer, für ihn zu einer wichtigen Autorität, zum Vorbild, vielleicht sogar zum väterlichen Freund wird. Schulenburg hatte â bei anfänglicher Begeisterung für eine »nationale und soziale Bewegung« und besonders für Gregor Strasser â nach harten Differenzen mit dem Gauleiter Erich Koch mit der NSDAP gänzlich abgeschlossen. Er wird â neben Tresckow, Olbricht und später Stauffenberg â zu einem der entschlossenen zentralen Strategen des Umsturzes, der unermüdlich Mitstreiter für den geplanten Staatsstreich wirbt.
Klausings Mutter berichtet nach dem Krieg, einmal habe es auch ein Treffen zwischen ihrem Mann und dem Grafen Schulenburg gegeben. Sie möchte daraus ableiten, dass auch Professor Klausing in den Widerstand eingeweiht war. Das ist äuÃerst unwahrscheinlich. Hermann Friedrich Klausing war ein durch und durch überzeugter Nationalsozialist und Hitler-Verehrer. Vermutlich handelte es sich eher um einen â vielleicht vom Sohn erbetenen â vermittelnden Versuch Schulenburgs, mit dem Vater zu reden, ob überhaupt eine Chance bestand, das Engagement des Sohnes im Widerstand zu tolerieren. Die Mission kann nicht sehr erfolgreich verlaufen sein.
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IV.
Wie der knapp 21-jährige Leutnant Klausing seinen Beruf verstand, lässt sich in einem 23-seitigen Text zu den acht Grundartikeln über die »Pflichten des deutschen Soldaten« nachlesen, die im I.R.9 gelehrt wurden. Klausings Kommentar trägt die Ãberschrift »Berufs- und Standespflichten des deutschen Offiziers« und war »für die Fahnenjunkerausbildung beim Infanterie-Ersatzbataillon 9«, also für seine eigene Ausbildungsgruppe bestimmt. 1
Da heiÃt es unter anderem zum Thema Ehre: »Soldatenehre steht nicht höher als die Ehre anderer Berufe. Sie ist nur anders« und »Die Ehre des Soldaten ist nicht denkbar ohne die Achtung der Ehre Anderer â¦Â«
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Klausing (4. v r.) bei einer Winterkampfübung mit seiner Fähnrichsgruppe, 1942
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Zum schwierigen Thema Gehorsam führt er am Schluss aus:
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