Steam & Magic 01 - Feuerspiel
sich weiter, Merrick hatte also das Herz verfehlt, und jetzt stürzte auch noch der andere Blutsauger auf ihn zu.
»Verdammt!« Merrick saß in der Falle. Er trat dem ersten Angreifer in die Brust, so dass er rückwärts gegen das Gebäude taumelte, und er dem kleineren gerade noch in den Hals stechen konnte. Übelriechendes schwarzes Blut spritzte heraus, aber das war nur eine Fleischwunde für einen Untoten. Merrick stieß erneut zu, diesmal in die Brust, und das gehärtete Holz glitt mühelos zwischen die Rippen.
Wieder näherte sich der größere Vampir, doch kurz bevor er zuschlagen konnte, sprang etwas mit einem gewaltigen Satz aus der Dunkelheit und rammte ihn, so dass er in hohem Bogen durch die Gasse flog. Merrick hörte das Krachen, als die Kreatur gegen das Gebäude gegenüber schlug, zusammen mit Schritten. Er konnte nicht erkennen, wer oder was da angegriffen hatte, aber im Moment war er einfach nur dankbar dafür.
»Bravo, George«, rief eine trällernde Frauenstimme. »Halt ihn fest.«
Merrick zog seinen Degen aus dem kleineren Vampir und trat ihm kräftig zwischen die Beine. Mensch oder Monster, das tat immer weh. Während sein Gegner abgelenkt war, erschien eine weitere Gestalt hinter ihm und schlitzte ihm die Kehle mit etwas auf, das wie ein alter Kavalleriesäbel aussah, obgleich es silbern glänzte, selbst im fast nicht vorhandenen Licht. Wieder spritzte Blut, und als sich der Vampir seinem zweiten Angreifer zuwandte, stach Merrick erneut zu, und diesmal traf er das vermodernde schwarze Herz. Der Vampir sank in sich zusammen und zerfiel langsam zu Staub.
Es war ein alter Vampir gewesen, bemerkte Merrick. Ein getöteter Vampir verweste stets so weit, wie es sein Körper auf natürliche Weise seit Eintreten des Todes getan hätte. Ein frisch verwandelter Wiedergänger hinterließ einen völlig intakten Leichnam. Dieser hier hatte seit Jahrzehnten oder länger gejagt und zersetzte sich nun vollständig.
Merrick ging auf den anderen Vampir zu und sah gerade noch, wie eine zweite silberne Klinge aufblitzte, als sie herniedersauste und den Kopf des Vampirs vom Rumpf trennte. Zähflüssiges, schwarzes Blut sprudelte in einer Fontäne empor, bevor der Kopf durch die Gasse rollte und zu verwesen begann. Das hier war ein jüngeres Exemplar – er zerfiel nicht zu Staub sondern verwandelte sich in fauliges, übelriechendes Fleisch.
»Köpfen wirkt genauso gut wie Pfählen.« Es war wieder diese Frauenstimme und sie sprach den örtlichen Dialekt. Merrick erkannte, dass die Kämpferin eine junge Frau war – möglicherweise sogar ein Mädchen. Als sie sich aufrichtete, sah Merrick kupferrotes Haar unter ihrer Haube aufblitzen, und ihre Hand lag auf dem Kopf eines großen mechanischen Hundes.
»Das weiß ich, aber ich kann mir wohl kaum eine Machete an den Gürtel schnallen, wenn ich durch London spaziere.« Er nickte seinen anderen Rettern zu und bemerkte mit leichtem Verdruss, dass ihn eine Bande von Kindern gerettet hatte. Neben dem Mädchen waren da zwei Jungen – einer um die fünfzehn, der andere ein gutes Stück jünger. Zwei weitere Kinder – altersmäßig zwischen den beiden Jungen, oder zumindest von der Größe her – standen mit Laternen zu beiden Seiten der Gasse. »Außerdem hatte ich bei meinem Ausflug heute Nacht nicht mit Vampiren gerechnet – lediglich mit Monstern der menschlichen Sorte.«
»Wir haben noch nie zwei zusammen gesehen.« Der ältere Junge durchsuchte die Kleidung des Vampirs, der zu Staub zerfallen war.
»Sie arbeiten selten zusammen, besonders nicht mit Menschen.« Merrick hielt den Atem an und durchwühlte die Taschen des verwesenden jüngeren Vampirs. Nichts. Kein einziger Hinweis darauf, ob die beiden gesandte Schergen oder einfach nur zwei Blutsauger auf Nahrungssuche gewesen waren. Er musterte den Jungen, der die staubigen Kleider des älteren Vampirs durchsuchte. »Du kannst gern all sein Geld nehmen, aber sag mir, wenn du etwas findest, was auf ein Lagerhaus hindeutet.«
»Ich kenne dieses Lagerhaus«, meldete sich der kleinere Junge. »Ich hab diesen Schwachkopf vorher gehört. Wir können Sie hinführen, Meister.«
Der große Junge nickte. »Sie brauchen uns, Sir. Allein kommen Sie nicht gegen die Vampire an. Schon gar nicht, wenn sie sich zusammenrotten und Mädchen in ihrer Gewalt haben.«
»Kann mich einer von euch hinführen und ein anderer zur Wache laufen und Hilfe holen?« Merrick hatte Freunde beim Scotland Yard und es kam nicht infrage, dass
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