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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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versuchte, die Gegner zu zählen. Sechs, sieben, acht Schwadronen. Zu viele. Vielleicht tausendzweihundert Mann. Und während sie näher kamen, erkannte er auch die Uniformen. Rote Uniformröcke mit aufwendiger Spitzenverzierung, die sich vorn über die Jacke zog. Silberne Tressen an den Hüten jedes Reiters, ganz gleich, welchen Ranges er war. Die Männer trugen farbenprächtige Gürtel, und jede Kompanie hatte eine andere Farbe: Gelb, Violett, Grün, Blau und jene eigenartige Farbe, die nur die französische Armee trug, die Farbe der Morgendämmerung.
    Das dort waren die Elitereiter der französischen Armee. Die Gens d’Armes . Die Soldaten Frankreichs von adligem Geblüt. Die Nachfahren jener Ritter, die, wie jeder britische Schuljunge lernte, gegen King Henry bei Azincourt gekämpft hatten und in dem berühmten Pfeilhagel untergegangen waren. Diese Männer hingegen schienen an diesem Tag fest entschlossen zu sein, ihre Ahnen zu rächen.
    »In Formation!«, rief Steel. »Aufstellung beziehen! Zu mir!«
    Auch Slaughter hatte die Gefahr richtig eingeschätzt. »Beim Allmächtigen, Sir. Wir müssen uns formieren.«
    Hätten sie genug Zeit gehabt und die Kavallerie in der Ferne gesehen, wäre es zu einem Manöver wie auf einem Exerzierplatz gekommen. Denn die vier großen Divisionen jedes Bataillons hätten sich rasch so aufgestellt, dass jeweils die Flanken geschützt waren. Die beiden Züge Grenadiere hätten dann die Ecken der rechteckigen Formation geschützt oder hätten sich weiter im Innern um die Fahnen geschart. Auf das Kommando »schwenkt um« hätten sich alle zum Feind gedreht.
    Doch jetzt musste Steel auf die Schnelle ein anderes Rechteck formieren. Einen Defensivblock aus Männern der eigenen halben Kompanie, die inzwischen nicht mehr als zwanzig Soldaten umfasste, unterstützt von der Rumpfmannschaft zweier weiterer Linienkompanien. Alles in allem ungefähr einhundert Mann, wie Steel im Geiste überschlug. Sie standen jedoch nicht, wie vorgeschrieben, drei Glieder tief, sondern nur zwei. Die vorderen Soldaten knieten und hatten die Gewehrkolben in den Boden gedrückt, sodass die Bajonette in einem Winkel abstanden und auf die Bäuche der Pferde zielten. Dahinter stand die nächste Reihe mit aufgepflanzten Bajonetten, bereit zum Feuern.
    Bei guter Disziplin, selbst ohne die dritte Reihe, war eine solche Formation gut gewappnet gegen Kavallerie. Aber wenn die Reihen ungeordnet waren, ergaben sich Lücken, durch die die Reiter preschen und dann inmitten der Infanteristen ein Blutbad anrichten konnten. Slaughter und die anderen Sergeants und Corporals brüllten Befehle. Dann warteten sie auf die Attacke.
    »Linie halten. Dicht zusammenbleiben.«
    Steel stand im Innern der rechteckigen Formation und schaute sich um. Er entdeckte Tom Williams und Laurent, aber weitere Offiziere konnte er nirgends ausmachen. Er spähte durch die Reihen nach draußen. Hatten auch die anderen sich rechtzeitig sammeln können? Wo waren Sir James und die Standarten?
    »Musketen bereit machen!«, donnerte Slaughters Stimme über die Männer hinweg.
    Gleichzeitig nahmen die Grenadiere ihre Waffen, spannten die Steinschlösser halb und füllten ein bisschen Zündkraut in die Pfanne, ehe sie geschlossen wurde.
    »Waffen laden!«
    Die hervorragend ausgebildeten Männer griffen in ihre Munitionstaschen, holten eine Patronenhülse heraus und bissen geübt das Ende ab, wobei sie Acht gaben, die Bleikugel darin nicht zu verschlucken. Dann schütteten sie vorsichtig das Schwarzpulver in den Lauf, spien die Kugel hinterher, drückten die Papierhülle zusammen und pressten sie zuletzt hinein. Rasch zogen die Männer nun die hölzernen Ladestöcke aus den Halterungen und stopften die ganze Ladung bis nach unten.
    »Bereit machen!«
    Die Waffen wanderten auf Brusthöhe, die Hähne wurden ganz durchgespannt. Weiter rechts von der eigenen Formation erblickte Steel mindestens ein weiteres Rechteck aus Rotröcken. Aber nach wie vor liefen zu viele Soldaten durcheinander und boten den berittenen Angreifern ein leichtes Ziel. Die Kavallerie war nicht mehr weit entfernt.
    »Anlegen!«
    Die Männer an der Seite, die zu den Reitern zeigte, stemmten die Kolben ihrer Musketen gegen die Schulterbeugen.
    »Warten! Warten!«
    Die riesigen Rosse sprengten heran. Steel sah die Säbel, die in ihrer düsteren, rasierklingenscharfen Schönheit aufblitzten.
    Jetzt.
    »Feuer!«
    Die Flanke des Rechtecks eröffnete das Feuer. Fünfundzwanzig Musketen auf kurze

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