Stefan Loose Reiseführer Thailand - Der Süden von Bangkok nach Penang (German Edition)
kosmischen Zyklus, womit an seine erste Predigt im Hirschpark von Isipatana erinnert wird. Beide Hände sind in ähnlicher Haltung wie bei Vitarka vor der Brust mit nach innen gekehrten Handflächen ineinander verschränkt.
Ein weiteres königliches Tier ist Erawan, der dreiköpfige Elefant, Reittier von Gott Indra und zugleich der hinduistische Gott der Künste und Wissenschaft. Am siamesischen Hof wurden weiße Elefanten als Symbole der königlichen Macht gehalten. Auch der jetzige König besitzt elf weiße Elefanten, die sich überwiegend in Lampang aufhalten. Aus Teakholz geschnitzte Elefanten werden an Schreinen und in Tempeln als Opfergaben dargebracht.
Weitere mythologische Figuren dienen als Tempelwächter, so die Yakshas, riesige Figuren mit grimmigen Gesichtern, Kinnaras und Kinnaris, himmlische Vogelmenschen, oder Singhas, die zähnefletschenden, birmanischen Löwen, die vor allem in Nord-Thailand anzutreffen sind.
Geisterhäuschen
Außerhalb der Tempelbezirke huldigt die thailändische Bevölkerung Schutzgeistern. So besitzt jede Stadt einen eigenen Tempel, den Lak Muang, in dem der Schutzgeist des Ortes verehrt wird. Jedes Haus hat sein eigenes Chao Thi, ein Geisterhäuschen, in dem der Hausgeist wohnen kann. Es wird nach bestimmten Riten errichtet. So darf es z. B. nie im Schatten des zu beschützenden Hauses stehen. Auf einem kleinen Vorbau werden regelmäßig Opfergaben niedergelegt. Je nach Wohlstand und Schutzbedürfnis der Hausbesitzer kann das Geisterhäuschen beachtliche Formen annehmen. So ist der Haustempel des Erawan Hotels in Bangkok (s. S. 148 ) zu einer Wallfahrtsstätte für die gesamte Bevölkerung geworden. Zudemwerden für die Ahnen kleine Tempel erbaut. Vor allem in chinesischen Wohnhäusern, Hotels und Restaurants darf ein Ahnenschrein nicht fehlen.
Kunsthandwerk
Viele Kunstfertigkeiten wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Während alte Lackarbeiten, Seidenstoffe und Seladonporzellan kaum erhalten sind, hat sich die Methode ihrer Fertigung in ungebrochener Tradition bis heute bewahrt. Von den Einheimischen werden diese Einzelstücke keineswegs ausschließlich als Souvenirs gekauft, sondern sie kommen noch immer bei Festen und im Alltag zum Einsatz. Die meisten Formen des Kunsthandwerks, die ursprünglich nicht in Süd-Thailand verbreitet waren, wurden von der Tourismusindustrie dorthin importiert. In einigen Touristenzentren können Besucher Handwerkern bei der Arbeit zuschauen.
Seidenweberei
Vor allem in den ärmeren ländlichen Regionen des Nordens und Nordostens weben die Frauen auf einfachen Handwebstühlen Seidenstoffe, die für besondere Festgewänder oder als Geschenke der Ehrerbietung gedacht sind. Die Seidenraupen werden mit Blättern von Maulbeerbäumen gefüttert, bis sie sich in Kokons einspinnen. Nachdem die Reisernte eingebracht ist, beginnt die Zeit des Webens, und in einigen Dörfern ist dann noch immer das monotone Schlagen der Webstühle zu hören. Die Frauen sitzen im Schatten ihrer Häuser und spinnen die feinen Seidenfäden, die anschließend bunt eingefärbt werden. Jim Thompson (s. S. 147 ) begann mit der industriellen Seidenproduktion.
Naturfarben werden nur noch selten benutzt: das Blau der Indigo-Pflanze, Rot aus dem Sekret eines Insekts und Gelb aus einer Wurzel. Besonders kostbar ist die thailändische „Mut-Mee”-Seide, deren Muster entstehen, indem man die Fäden spannt, abbindet und mehrfach einfärbt, bevor sie gewoben werden.
Silberarbeiten
Birmanische Handwerker, die bereits seit dem 13. Jh. Silber bearbeiteten, brachten diese Kunst auch nach Nord-Thailand, wo neben Schmuck und modernen Gegenständen noch immer die traditionellen Schalen und Gefäße für den religiösen Gebrauch hergestellt werden. Das Silber schmilzt man zusammen mit alten, überwiegend indischen Münzen ein. Die ausgekühlten, dünnen Silberplatten werden anschließend mit Meißeln verschiedenster Größe bearbeitet, bis die entsprechende Form und Dicke erreicht ist. Die feinen Reliefs und Ornamente der Schalen und Gefäße werden anschließend mit feinen Meißeln über einer hölzernen Form herausgearbeitet.
Holzschnitzereien
Schon vor Jahrhunderten wurden die Fassaden und das Innere der Tempel und Wohnhäuser mit plastischen Holzschnitzereien verziert. Besonders schöne Arbeiten findet man an den Giebeln, Türen und Fenstern der Tempel. Monatelang arbeiten Frauen und Männer aus einzelnen Holzstämmen tiefe Reliefs heraus, unter ihren Händen entstehen
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