Stefan Loose Reiseführer Thailand - Der Süden von Bangkok nach Penang (German Edition)
Bildnisse anderer Gottheiten, stark individuelle Züge auf. Häufig tragen sie Hals- und Armketten sowie einen kegelförmigen Kopfschmuck, dessen Abschluss am Haaransatz parallel zu den fast geraden Augenbrauen verläuft. Die wulstigen, großen Lippen und flachen, breiten Nasen geben dem rechteckig geformten Gesicht einen strengen Ausdruck.
Parallel dazu entwickelte sich im nördlichen Lanna- Reich ein eigener Kunststil. Bereits vor der Gründung von Sukhothai hatten die Thais in der Gegend von Chiang Saen unter dem Einfluss der benachbarten Birmanen und des Mon-Reichs Haripunchai einen indisch beeinflussten Stil entwickelt.
Kunstepochen in Thailand
1.– 6. Jh.
Indische Einflüsse
6.–11.Jh.
Dvaravati / Mon
8.–13. Jh.
Srivijaya (Süden)
8.–14. Jh.
Lopburi / Khmer (8.–10. Jh.früh; 11.–13. Jh. mittel; 13.–14. Jh. spät)
13.–15. Jh.
Sukhothai (13.–14. Jh. früh, 14.–15. Jh. spät)
? –14. Jh.
Haripunchai (Norden)
? –13. Jh.
Lanna (Norden)
14.–16. Jh.
Chiang Saen (Norden)
14.–15. Jh.
U Thong
14.–18. Jh.
Ayutthaya
18.–20. Jh.
Bangkok / Ratanakosin
Sukhothai-Periode
Mit der Gründung von Sukhothai durch den Thai-König Ramkhamhaeng war die Grundlage für die Entwicklung einer eigenen Thai-Kultur geschaffen. Typisch für die Tempelarchitektur der Sukhothai-Zeit ist der Lotosknospen-Turm. Die Buddhaskulpturen vollziehen einen deutlichen Wandel, wobei der Khmer-Stil fast völlig umgekehrt wird. Die Gesichter erhalten einen weiblichen, verklärten Gesichtsausdruck. Die spiralförmigen Haarlocken türmen sich über dem ovalen Gesicht in Form einer Stupa und enden in einer stilisierten Flamme. Über einer langen, spitzen Nase vereinigen sich die hochgeschwungenen Augenbrauen, die Lider sind halb geschlossen, während die Mundwinkel leicht nach oben gezogen sind. Die harmonisch fließenden Linien zwischen Kopf und Körper werden durch die langen, nach außen geformten Ohrläppchen unterstützt
U-Thong- und Ayutthaya-Periode
Nach dem Zerfall von Sukhothai übernahm von Mitte des 14.–Mitte des 18. Jhs. das Königreich Ayutthaya im zentralen und südlichen Thailand auch in der Kunst die führende Rolle. In der frühen Ayutthaya-Periode bis zum 15. Jh., auch U-Thong-Periode genannt, nahm man Elementedes Khmer- und Sukhothai-Stils wieder auf, die aber mit dem Erstarken der Großmacht in den Hintergrund traten. Deutlich wirkte sich der Einfluss des Königshofs auf die buddhistische Kunst in einem prunkvollen Stil aus. Zudem griff man europäische Einflüsse auf. Tempel wurden mit überdimensionalen Wandmalereien ausgestattet. Ornamente, Gold und Edelsteine schmückten die Buddhaskulpturen, die im 18. Jh. sogar in Königsgewänder gekleidet wurden. Sie veränderten ihren Ausdruck von der religiösen Entrücktheit der Sukhothai-Periode zu einer majestätischen Distanz. Allerdings wurden Kunstwerke vielfach bereits in großen Mengen hergestellt und verloren an künstlerischer Ausdruckskraft.
Bangkok-Periode
Nach der Zerstörung von Ayutthaya durch die Birmanen 1767 wurden nicht nur viele Schätze, sondern auch Handwerker und Künstler nach Birma verschleppt, die dem Land zu einer erneuten Blüte verhalfen. Die Chakri-Dynastie in Siam begann damit, der neuen Hauptstadt Bangkok die Pracht der zerstörten Königsstadt zu verleihen. 1785 begann man mit dem Bau des Königstempels, Wat Phra Keo. Chinesische und europäische Einflüsse werden seit der Mitte des 19. Jhs. aufgenommen und wie selbstverständlich integriert. Ein gutes Beispiel dafür ist der Königspalast von Bangkok – ein Bauwerk in neoklassizistischer Bauweise mit einem gestaffelten Dach im typischen Ratanakosin-Stil, dem Bangkok-Stil der vergangenen beiden Jahrhunderte.
Buddhistische Tempel
Für die Ausstattung der Tempel und Klöster sind die Thais bereit, finanzielle Opfer zu bringen. Schließlich hat eine Tempelanlage traditionell verschiedene Funktionen zu erfüllen: Sie dient den Gläubigen als Ort für Meditationen, religiöse Zeremonien, Feierlichkeiten und Gebete, den Mönchen als Wohnbereich und Bibliothek, der Dorfbevölkerung als Versammlungsort, Wanderern als Ruhestätte und Übernachtungsmöglichkeit. Die Anlage steht Frauen und Männern, Gläubigen wie Ungläubigen offen, sofern sie die religiöse Stätte respektieren.
Entsprechend der vielfältigen Funktion besteht normalerweise eine Tempelanlage, in Thailand Wat genannt, aus mehreren
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