Sten 8 Tod eines Unsterblichen
Sie uns genannt haben, peinlich genau verfolgt, und wir sind noch auf viele weitere gestoßen. Trotzdem kommen wir auf keinen grünen Zweig, Sir. Niemand, absolut niemand kennt ihn, Sir. Höchstens flüchtig. Wir haben einige Leute scannen lassen, sie von Experten bearbeiten lassen, aber das einzige, was ich Ihnen berichten kann, Sir ... Sten besitzt in diesem Imperium keinen einzigen Freund."
Der Imperator machte eine ungeduldige
Handbewegung und nahm noch einen großen Schluck aus dem Glas. Poyndex fiel auf, daß seine ehemals so klaren Züge etwas feist geworden waren und sich um die Nase ein feines Netz aus roten Flecken bildete.
"Das kann nicht sein", sagte der Imperator.
"Selbst die armseligste Kreatur in meinem Imperium hat mindestens einen Freund. Sogar die Fehlgeleiteten finden sich untereinander. Oder sollte ich vielmehr sagen, ganz besonders die Fehlgeleiteten."
Poyndex drehte seine Handflächen nach oben.
"Und doch ist es so, Sir. Das eigentliche Problem besteht darin, daß wir aufgrund der gelöschten Daten über Sten und Kilgour auf nichts aufbauen können."
"Bis auf mein Gedächtnis."
"Das hervorragend funktioniert, Euer Exzellenz.
Die wenigen nützlichen Hinweise stammten ausnahmslos von Ihnen."
Der Imperator starrte Poyndex an und versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Nein. Der Mann wollte ihm nicht nur schmeicheln. Er meinte wirklich, was er sagte. Einen Augenblick fragte sich der Imperator, ob er sich nicht ein bißchen zu sehr auf Poyndex stützte - vielleicht mehr, als gut war.
Die Leute kamen rasch auf gefährliche Ideen ...
wenn man zu sehr von ihnen abhängig war.
Beispielsweise war Ponydex der einzige, der etwas von der Bombe wußte, die einst in seinen Körper eingepflanzt gewesen war. Eine Bombe, die an dieses ... dieses Ding gekoppelt war.
Jenes große Schiff, das da draußen, jenseits des Alva Sektors und der Diskontinuität, existierte.
Das große Schiff, das ihn kontrollierte.
Bei dem Gedanken an das Schiff mit dem großen, weißen Raum und der körperlosen Stimme, die mit ihm redete, lief dem Imperator ein Schauer über den Rücken.
Er zitterte ein wenig. Genehmigte sich noch einen Drink. Dann erinnerte er sich wieder. Korrektur: das Schiff, das ihn früher kontrolliert hatte. Poyndex war es gewesen, der das Team aus hoch spezialisierten Chirurgen zusammengestellt hatte; das Team, das die Bombe aus seinem Körper entfernt und die Verbindung mit der Kontrollinstanz gekappt hatte.
Noch ein Glas. Ja, jetzt fühlte er sich schon wesentlich besser. Er war der letzte Ewige Imperator. Bis zum Ende des Imperiums ... Wann würde das wohl sein?
Niemals.
Er riß sich zusammen. "Dann gibt es nur noch eine Möglichkeit", sagte er. "Ich muß mir noch etwas mehr Zeit verschaffen. Halten Sie ein Befragungsteam bereit. Ich werde jede freie Minute, die ich abzwacken kann, meinen Erinnerungen an Sten widmen. Und Sie werden sich unverzüglich auf jedes noch so kleine Detail stürzen, das Ihr Team aus mir herauskitzelt."
Poyndex zögerte. "Halten Sie das wirklich für eine kluge Entscheidung, Sir?"
Die Miene des Imperators verdüsterte sich sofort.
"Ich weiß, daß es nicht sehr klug ist, aber ich stecke auch so schon ziemlich in der Scheiße. Wenn man sich aber auch um jeden noch so kleinen Dreck in diesem ganzen verdammten Imperium selbst kümmern muß! Als nächstes muß ich bestimmt mit Bleick auch noch die ellenlange Neujahrsempfangsliste durchgehen! Aber ... ich habe verdammt noch mal keine andere Wahl."
"Sten ist nur ein einzelner, Euer Majestät.
Überlassen Sie ihn uns."
"Ich kann dieses Risiko nicht eingehen. Sten ist das Symbol für alles, was schiefgelaufen ist. Die Bürger haben kein Vertrauen. Sie befolgen meine Befehle nicht. Sie stellen jede meiner Verkündigungen in Abrede. Dabei bin ich der einzige, der sich wirklich um sie kümmert.
Wer sonst kann auf lange Sicht Entscheidungen treffen? Ich meine, auf wirklich lange Sicht. Ich denke nicht in Jahren, sondern in Generationen."
An diesem Punkt verstummte der Imperator einige Augenblicke. "Nein. Ich muß das tun", sagte er schließlich. "Dieser Kerl sei verflucht!" Der Ewige Imperator leerte sein Glas.
Kapitel 8
Zuhause.
Sein Zuhause war ein träge durchs All
kreiselnder, über Tausende und Abertausende von Kilometern ausgedehnter Teppich aus industriellem Abfall.
Vulcan.
Sten blickte durch die Sichtscheibe seines Anzugs auf die Ruinen. Sein Atem kam ihm viel lauter vor als sonst.
In dieser Höllenwelt war
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