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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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bedeutet, und deshalb hat er die Kreditkarte bis zum Limit ausgequetscht. Roisin wird am Weihnachtsmorgen eine Halskette aus Granat und Platin in ihrem Strumpf vorfinden. Dazu eine rote Lederjacke in der richtigen Größe, wenn sie nach dem Baby wieder schlank ist. Sex in the City -DVDs. Eintrittskarten für das UB40-Konzert im Delamere Forest im März. Sie wird vor Freude kreischen und all die kleinen Geräusche von sich geben, die er so liebt. Zum Spiegel rennen und die Jacke über ihrem ausgebeulten T-Shirt und dem dicken, schwangeren Bauch anprobieren. Ihn dann mit einem zauberhaften Lächeln auf ihrem hübschen, zarten Gesicht über und über mit Küssen bedecken, während sie vergisst, dass es eigentlich ein Tag für die Kinder ist und dass ihr Sohn noch kein einziges seiner Geschenke ausgepackt hat.
    McAvoy spürt ein plötzliches Vibrieren an der Brust und zieht zwei schlanke Mobiltelefone aus der Innentasche. Mit einem leisen Gefühl der Enttäuschung sieht er, dass das Geräusch von seinem persönlichen Apparat stammt. Eine Nachricht von Roisin. Wird dir gefallen, was ich für dich habe … XXXX.
    Er lächelt. Schickt ihr eine Ansammlung von Küssen zurück. Hört in Gedanken die Stimme seines Vaters, die ihn ein verdammtes Weichei nennt. Schüttelt den Gedanken ab.
    »Deine Mama spinnt«, sagt er zu Fin, und der Junge nickt ernsthaft.
    »Ja«, erwidert er. »Stimmt.«
    Allein der Gedanke an seine Frau genügt, um McAvoy zum Lächeln zu bringen.
    Er hat gehört, jemanden zu lieben bedeute, dass einem mehr an ihm als an sich selbst liegt. McAvoy ist damit nicht ganz einverstanden. Ihm liegt mehr an allen anderen als an sich selbst. Er würde für einen Fremden sein Leben geben. Seine Liebe zu Roisin ist so perfekt und nicht von dieser Welt wie sie selbst. Zart, leidenschaftlich, loyal, furchtlos … sie bewahrt sein Herz für ihn auf.
    McAvoy starrt eine Weile ins Leere. Betrachtet die Kirche.
    Er war schon ein paar Mal drinnen. Er kennt die meisten wichtigen Gebäude von Hull von innen, seit er vor fünf Jahren in die Stadt kam. Einmal hat er hier mit Roisin ein Konzert besucht, gespielt von den Kölner Philharmonikern. Ihm selbst sagte die Musik nicht viel, aber seine Frau hatte Freudentränen in den Augen. Er war danebengesessen, hatte das Programmheft studiert und an den richtigen Stellen geklatscht, während sein Gehirn neues Wissen aufsog wie eine ausgedörrte Kehle ein Glas Wasser. Nur gelegentlich hob er den Kopf lange genug, um Roisin anzusehen, in Jeansjacke, einen Schal um den Hals gewickelt, mit großen Augen, während sie sich in den an- und abschwellenden Klängen der Streicher verlor, die geisterhaft und majestätisch von den hohen Gewölbedecken und Säulen der Kirche widerhallten.
    Während das Geräusch der Einkaufsbummler und des dahinflutenden Verkehrs plötzlich zu einem eigenartigen Raunen abebbt, hört McAvoy die Stimme eines Chorknaben über den Platz wehen. Das Lied flicht sich durch die Fußgänger wie der Faden auf einem Webstuhl, Köpfe drehen sich danach um, Schritte verlangsamen sich, Unterhaltungen verstummen. Es ist ein anheimelnder, weihnachtlicher Augenblick. McAvoy sieht in lächelnde Gesichter. Sieht Lippen, die Laute der Freude und des Beifalls formen.
    Einen Moment lang fühlt McAvoy sich versucht, mit seinem Sohn in die Kirche zu gehen. Sich hinten hineinzuschleichen und dem Gottesdienst zu lauschen. Die Hand seines Sohnes haltend Weihnachtslieder zu singen und das Flackern des Kerzenlichts an den Kirchenwänden zu betrachten. Fin war vorhin ganz fasziniert gewesen, als sie das Ende einer Prozession aus Chorknaben und Geistlichen durch die großen, eisenbeschlagenen Doppeltüren in den Tiefen der Kirche verschwinden sahen. McAvoy war es peinlich gewesen, dass er Fin die Bedeutung der verschiedenen Gewänder nicht erklären konnte, aber den Jungen begeisterten einfach die Farben. »Warum sind es Jungs und Mädchen?«, hatte er gefragt und dabei auf die Ministranten in ihren roten, wie Pfefferstreuer geformten Soutanen und weißen Halskrausen gedeutet. McAvoy hätte ihm gerne eine Antwort gegeben. Er war katholisch erzogen worden. Hatte sich aber nie mit den verschiedenen Bedeutungen der Roben der anglikanischen Kirche befasst.
    McAvoy macht sich im Geiste eine Notiz, sein Wissen aufzupolieren, und sieht in die Richtung, aus der vermutlich Roisin kommen wird. Er kann sie nicht sehen im Gewimmel der Einkaufsbummler, die auf dem glatten Kopfsteinpflaster in diesem

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