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Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. H. T. Osenger
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Die Schicksalsgemeinschaft
     
    Vergebliche Suche
     
     
    Die beiden Jungen traten in die Pedale ihrer Fahrräder als gelte es, ihr Leben zu retten. Und so war es auch!
    Naja, oder zumindest fast so!
    Tatsache war, dass über den Köpfen der Jungen eine gigantische und fast pechschwarze Gewitterwolke hing. Immer wieder warfen Lars und Mike, beide fünfzehn Jahre alt, furchtsame Blicke nach oben, wo aus einem Dunkelblaugrau jeden Moment der Regen wie aus Eimern herabstürzen musste. Und wenn dieses Dunkelblaugrau Blitze schleudern sollte, dann waren alle Gegenstände aus Metall bestens dazu geeignet, diese Blitze anzuziehen. Das galt auch für ihre Fahrräder, das wussten sie genau. Sie setzten ihre Hoffnung darauf, zu Hause anzukommen, bevor der halbe oder dreiviertel Weltuntergang, der offensichtlich bevorstand, so richtig losging.
    Sie keuchten vor Anstrengung, der Schweiß lief ihnen in Strömen. Das lag natürlich auch an der schwülen, mit Feuchtigkeit vollgesogenen Luft. Gestern war es noch so schön gewesen, mit warmer, aber klarer Luft. Abends hatten sie vor dem Zelt, dass sie auf dem Golfplatz Hummelbachaue aufgeschlagen hatten, gesessen und die Sterne beobachtet. Kein Wölkchen war am Himmel gewesen. Und jetzt das!
    Den Norfer Hof hatten sie schon längst hinter sich gelassen, sie bogen gerade auf die Kommunalstraße 20 ein, die im weiteren Verlauf St.-Antonius-Straße heißen würde. Eine leichte Kurve, und da, nur noch wenige hundert Meter entfernt, lag Schlicherum vor ihnen, das Dorf, in dem Lars und Mike wohnten. Zum Greifen nah!
    „Wir schaffen es noch!“, schrie Mike in den Fahrtwind.
    Lars sparte sich den Atem, eine Antwort zu brüllen. Er nickte nur.
    Weiter, nur weiter! Bald war es geschafft. Schon näherten sie sich dem Haus aus dunkelroten Backsteinen, das auf der Hälfte der Strecke zwischen der letzten Kurve der Landstraße und dem Ortseingangsschild lag. In diesem Haus wohnte ein Außenseiter und Sonderling, der überall nur als der verrückte Lubronski bekannt war. Er sprach nie mit jemandem, meistens latschte er allein in der Gegend herum oder donnerte auf seiner uralten Harley-Davidson durch das Kreisgebiet. Über diesen Mann wurde viel gemunkelt und getratscht. Es galt als unberechenbar, wenn nicht gar gefährlich.
    Die ersten Häuser Schlicherums tanzten vor ihren Augen im Rhythmus des Pedaletretens auf und ab. Gleich waren sie zu Hause! Zum Greifen nah!
    Und dann, als sie genau auf der Höhe des Backsteinhauses waren, passierte es!
    Weder Lars noch Mike konnten hinterher sagen, was zuerst geschah. Vermutlich prasselten die ersten schweren Regentropfen herunter, bevor der Blitz in die Erde fuhr. Oder vielmehr die unzähligen Blitze, die sie regelrecht einkesselten. Mit Entsetzen sahen die Jungen, wie vor ihnen, in den Radweg und die Straße, auch seitlich von ihnen in den Acker und auch hinter ihnen, endlos lange und dünne, fast zierliche, zittrige Strahlen aus reiner Energie in den Boden fuhren. Für den Bruchteil einer Sekunde waren sie umzingelt von Blitzen, die scheinbar das Erdreich spalten wollten wie eine Axt das Feuerholz.
    Fast im gleichen Augenblick wurden sie von einem gewaltigen Donnergrollen umgeworfen, das sie nicht nur mit dem Gehör, sondern mit dem ganzen Körper empfanden. Die Räder schepperten auf den Boden, allerdings war das damit verbundene Geräusch nicht zu hören. Es wurde durch das Gewitter restlos übertönt. Mike und Lars purzelten über den Radweg. Schließlich blieben sie irgendwo liegen, halbblind durch grelle Blitze und halbtaub durch krachenden Donner.
    Irgendwann einmal, nach Sekunden oder Minuten, sie wussten es selbst nicht, begannen sie sich langsam und benommen wieder aufzurichten. Und der nächste Augenblick hielt einige Überraschungen für sie bereit. Eine davon sollte eine sehr böse Überraschung sein.
    Als erstes bemerkte Mike, dass der Boden trocken war. Kein Wunder, es regnete ja auch nicht. Also wieso sollte der Boden nass sein? Aber andererseits musste er feststellen, dass seine Kleidung feucht, ja regelrecht pitschnass war.
    Mike warf einen Blick auf seinen Freund Lars, der gerade ein etwas dummes Gesicht machte. Mike kam nicht auf den Gedanken, darüber eine spöttische Bemerkung zu machen, die Lars bestimmt erwidert hätte, denn der Gesichtsausdruck von Mike war keinesfalls intelligenter. Dann wandten beide Jungen den Blick nach oben und sahen in einen herrlich blauen Frühsommerhimmel, den nicht ein einziges Wölkchen

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